》 Prolog

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Mio

Die graue Seide juckte heute wieder besonders schlimm, seine Haut darunter war trocken und gereizt. Doch dieses mal war es ihm egal, er hatte andere Sorgen. Mio würde gehen, er würde verschwinden. Mucksmäuschenstill lag er da und wartete, sein Herz pochte ihm bis zum Hals, die Panik kitzelte an seinen Nerven, er wartete darauf, dass er gerufen wurde, jemand in das Zimmer kam, doch nichts passierte. Seine Lungenentzündung milderte seinen Wert, niemand wollte mit kranken Vögelchen verkehren, das wusste Mio.

Die Sekunden wurden zu Minuten, die Minuten wurden zu Stunden, Mio wartete, er versuchte die Geräusche des Hauses zu ignorieren, die Geräusche die ihn quälten und zum Weinen brachten, die Panik ließ seinen Körper erzittern, es kostete ihn alles, dass er aufbringen konnte nicht in vollkommener Panik zu ertrinken.

Als die Glocken von weit her viermal hintereinander erläuteten, richtete Mio sich auf, die Seide kratzt, seine Tränen glitzerten wie Perlen auf dem rauen, grauen Stoff. Für einen kurzen Moment war er wie gelähmt vor Angst, doch fast sofort kam sein Überlebensinstinkt zurück, in dem Haus war Ruhe eingekehrt, kein Stöhnen, kein Weinen, kein Schreien, keine knarzenden Betten.

So leise wie die Seide seines Gewands und sein von Angst gelähmter Körper es erlaubten huschte er los, seine nackten Füße trugen ihn behutsam über die Knirschenden Dielen ohne das diese auch nur einen Laut von sich gaben.

Doch ein paar Fuß von seiner Tür entfernt blieb er wie angewurzelt stehen, er spürte, dass etwas vor seiner Tür war, er spitzte die Ohren, bewegte sich keinen Zentimeter, hielt die Luft an und starrte panisch auf die Tür, die darauf folgenden Sekunden fühlten sich an wie Stunden, Mios Herz klopfte so wild, dass es schmerzte und wieder einmal wartete er, er hasste warten.


Mit leisen Schritten entfernte sich die Person, Mio sank zitternd auf den Boden zusammen und kämpfte mit den Tränen, seine ganze Körperbeherrschung ging dafür drauf ja keinen Laut von sich zu geben.


Und er wartete erneut, lauschte und wartete, während die Panik seinen Körper durchzuckte, nach ein paar Minuten, die sich anfühlten wie ein Jahrhundert stand er leise auf und guckte durch das Schlüsselloch. Niemand da, der Flur war leer und das Haus so still wie es die Regeln des Bordells verlangten. Behutsam öffnete er die Tür, schlüpfte durch den kleinen Spalt und betete im Stummen, dass die Seide nicht hängen bleiben würde.

So leise, wie möglich schlich er durch das Haus, die Panik wuchs und wuchs, doch niemand kreuzte seinen Weg, alles blieb still bis auf ein paar schluchzer hinter der ein oder anderen Tür.

Doch plötzlich, kurz vor dem Treppengeländer, welches in den großen Saal führte hörte er Stimmen. Wie angewurzelt blieb er mitten im Gang stehen, er konnte kaum ausmachen woher die Stimmen kamen, dennoch lauschte er.

"Hat man die Natter gefunden?", Fragte eine ihm altbekannte und alt verhasste ölige Stimme "Nein, die Natter ist wie vom Erdboden verschluckt, der Junge ist unauffindbar", antwortete eine zweite Stimme röchelnd. Mio bekam Gänsehaut, auch diese Stimme rief keine schönen Erinnerungen hervor. Plötzlich ertönte ein lautes Klatschen, wie von Haut die auf andere Haut schlug und ein Wimmern ertönte "Finde ihn, er ist gut, die verdammten alten Säcke lieben ihn und seinen kleinen Freund!", zischte die ölige Stimme. Zur Antwort kam ein erneutes wimmern und die Stimmen entfernten sich.

Mio verlor nun alle Körperbeherrschung und stürzte los, er wollte nichts als weg die verdammten alten Säcke lieben ihn und seinen kleinen Freund! Hallten die Worte in seinem Kopf wieder. Er rannte fast blind vor Panik durch die große Halle, keine Zofen, keine Vögelchen, keine Reichen mit perversen Fantasien. Die Halle war leer und als Mio durch die Tür in die Freiheit glitt, empfing ihn die Kälte wie ein lang vermisstes Kind, er war frei.


Eren

Eren hasste genau zwei Dinge, erstens die Kälte und zweitens das Bordellenviertel, dies war, den Umständen entsprechend scheiße denn es war bitterkalt im Bordellenviertel. Sie wickelte ihren Umhang fester um sich, bei ihr Zuhause war es viel wärmer und nicht so kalt, dass selbst die Ratten in Reih und Glied auf der Straße verreckten, weil sie so sehr frierten.

Sie hatte schon viele hässliche Orte in ihrer Laufbahn als Botin und Kriegerin gesehen, von verdreckten Ghettos, wo es nach Drogen roch, bis hin zu Lagerhallen, wo Sklaven und schwarze Magie verkauft wurden, wie bei anderen Hühner und Brot. Doch dieser Ort war besonders hässlich und elend, dies lag vielleicht auch nur daran, dass es eben ein Bordellenviertel war.

Ihre Augen wanderten über den verdreckten mit seltsam luxuriösen Häusern vollgestopfte Platz, suchten etwas was sie schneller als gedacht auch fand. Schnellen Schrittes marschierte sie los, wenige Zeit später wurde sie von dem Labyrinth des Bordellenviertels verschluckt. Ihre Augen waren wachsam und ihre Ohren gespitzt, dennoch bemerkte sie den Schatten der plötzlich vor ihr auftauchte eine Sekunde zu spät, quälend langsam griff sie nach ihrer Waffe.

Wie aus der Dunkelheit der Nacht geboren erschien eine kleine zierliche Gestalt vor ihr, ein Junge, zottelige, dunkelbraune Haare umrahmten sein zartes, blasses Gesicht, dieses selbst schien wie aus Marmor selbst gehauen, es war unfassbar weich und dennoch schien es harte Züge zu haben. Der Junge selbst war in schwere grauer Seide gekleidet und Eren wurde bewusst, dass er ein Vögelchen war.

Er zuckte zusammen und seine kleinen dunklen Augen blitzten panisch auf, doch bevor er reagieren konnte, hatte ihn Eren schon gepackt und zerrte ihn in eine der dunklen Gassen, dort ließ sie von ihm ab. Er musterte sie kurz, doch schien ihm nicht wie so vielen anderen ihre dunkle Haut aufzufallen, sondern viel eher ihre Waffen. Wachsam trat er einen Schritt zurück und Stille zog sich über die beiden.

Nach ein paar Minuten der Stille fragte Eren: "Wie heißt du?" Der Junge schwieg, er dachte scharf nach, dass wusste sie "Mio" sagte er, Eren nickte "Eren" meinte sie kurz angebunden, danach fügte sie hinzu "Und was machst du hier? Ich dachte immer die Vögelchen dürfen die Freudenhäuser nicht verlassen?" Seine Augen funkelten in Alarmbereitschaft auf, er grinste erschöpft ,,Dürfen wir auch nicht" meinte er leise, Eren erwiderte sein Lächeln "wusste ich es doch! komm mit!" sagte sie "wohin?", Fragte er zögerlich und folgte ihr in einigem Abstand "in Sicherheit" meinte sie, er blieb abrubt stehen, Eren kicherte und warf ihm eines ihrer Messer zu "Fühlst du dich so sicherer? Dir passiert nichts, da sind noch mehr wie du, erst vor zwei Monden haben wir einen Jungen gefunden. Er trägt genau die gleiche Seide wie du", sagte sie, Neugierde blitzte in Mios dunklen Augen auf "Warum soll ich mitkommen?", Fragte er skeptisch. "Weil du da sicher bist, sicher vor den Leuten im goldenen Käfig, sicher vor denen, die dich vergewaltigt haben und sicher vor dem König, unter dessen System wir alle leiden" sagte sie, bei dem wort "Vergewaltigt", zuckte Mio zusammen "und was ist dieser Ort?", Fragte er leise "Der Wiederstand, die Rebellion", antwortete Eren gelangweilt, "und jetzt komm, ich will hier weg!" also folgte er ihr, wenn auch ungern.

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Es tut mir leid, ich habe mir bei der Zeichensetzung so Mühe gegeben und wahrscheinlich ist sie dennoch absolut schrecklich! Es tut mir auch leid das dieses Kapitel so unendlich lang ist :(

Ich hoffe dennoch es hat euch wenigstens etwas gefallen! Ich bin ganz aufgeregt!

Im nächsten Kapitel treffen wir auf Pru und Eugenia und Tekla und Apollo! ♡

Danke wenn ihr bis hier gelesen habt!

Markiert mich bitte unter tippfehlern und soetwas!

A cruel Kingdom (PAUSIERT)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt