Kapitel 22. 'Das Geständnis...'

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Kurze Anmerkung meinerseits:
Ich möchte euch gar nicht groß mit irgendwelchen Details langweilen. Aber puuuhhh... das waren mehr als eineinhalb Jahre, in denen diese Geschichte pausiert war und ich es nicht geschafft habe, weitere Kapitel hochzuladen.
Da ich durch verschiedenes (hauptsächlich Uni oder fehlende Motivation) vom Schreiben abgehalten wurde, kam ich kaum zum schreiben und habe daher entschieden, diese Geschichte erst fertigstellen zu wollen, ehe ich wieder Updates mache. So kam es zu einer so unglaublich langen Pause, die unregelmäßige und nicht planbare Updates verhindern sollte.
Es tut mir unglaublich leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich bin fertig geworden und die Kapitel werden jetzt relativ regelmäßig nach und nach hochgeladen. Ich werde versuchen, jedes Wochenende ein Kapitel zu veröffentlichen (ich verzichte an dieser Stelle dennoch auf Versprechungen).
Ich hoffe, dass hier noch einige sind, die sich über die Updates freuen und bevor es hier wirklich zu lang(weilig) wird, werde ich meine Anmerkung hier beenden und euch in das Kapitel starten lassen.

Ich wünsche euch allen ein frohes Neues Jahr und viel Spaß mit dem Kapitel <3




Geschichte. 'Mr. Park~'

Kapitel 22. 'Das Geständnis...'



01. September 2020 - Dienstag


Unzufrieden guckte Baekhyun sich in der kleinen Wohnung um. Die Möbel standen überall nur so herum und so, sollten sie eindeutig nicht platziert werden. Zum Teil hatte sich noch nicht mal die Zeit gefunden, sie richtig aufzubauen. Neben all dem fanden sich Kartons, die sich ebenfalls in dem ganzen Raum verteilten, als würden sie versuchen jede noch so kleine Stelle des Bodens zu bedecken. Der Platz, in welchem noch Platz war, sich zu bewegen ohne dabei in Sorge zu sein, auf etwas zu treten, irgendwas umzuwerfen oder sich gar selbst zu verletzten, hatte sich in den letzten Stunden beachtlich verkleinert. Alles in diesem Raum hatte zunächst einen Lagerplatz gefunden, erschwerte damit jedoch, dass wirklich etwas aufgebaut werden oder weggeräumt werden konnte. Es war erkennbar nicht ihre beste Idee gewesen, zunächst alles in die Wohnung zu schaffen, doch es war zu spät, um jetzt den Plan zu verändern.

Baekhyun hatte sich das ganze eindeutig leichter vorgestellt, davon ganz ausgenommen, dass er sich auch erhofft hatte, dass es schneller vorangehen würde. Stattdessen wurde es draußen bereits dunkel und selbst hatten sie bisher kaum ein richtiges Licht installieren können. Nur eine kleine Lampe, die Baekhyun eigentlich für den Nachtschrank vorgesehen hatte, stand in diesem Augenblick in der Mitte des Raumes und erhellte, eher mangelhaft, das Zimmer. Viel würden sie an diesem Tag sicherlich nicht mehr schaffen können und genau das frustrierte Baekhyun ungemein sehr.

Kopfschüttelnd wand er sich letztlich von dem Bild vor sich ab und betrat die Küche, welche der einzige Raum war, der einen Fortschritt zeigte und auch deutlich mehr Ordnung aufwies. Auch die Möbel hatten hier bereits alle ihren richtigen Platz gefunden. Der Backofen, der Herd und auch der Kühlschrank waren angeschlossen worden und auch bei der Spüle war sich Baekhyun sicher, dass sie inzwischen funktionierte. Nur zum Einräumen der Küche hatten sie noch keine Zeit gefunden.
Er könnte etwa zu Essen kochen. Wie es im Anschluss darauf weitergehen sollte, würden sie nach dem Essen besprechen können. Aber inzwischen war Baekhyun sich mehr als sicher, dass sie heute nicht mehr viel erreichen würden und somit am Ende angekommen waren. Was so viel bedeutete wie: In den nächsten Tagen würde sich noch weiteren Zeit aufbringen müssen. Wie zum Teufel war Baekhyun auch nur auf den dummen Gedanken gekommen, dass ein einzelner Tag ausreichen würde, in eine neue Wohnung zu ziehen? War es nicht abzusehen gewesen, dass ein Umzug mehr als einen einzelnen Tag in Anspruch nehmen würde und ausgehend davon, war es auch seine eigene Dummheit, sich nur diesen einen Tag freigenommen zu haben. Er hätte von Anfang an auf Chanyeol hören sollen, als dieser vorschlug, sie könnten sich für eine Woche Urlaub nehmen. Baekhyun wusste, dass es sicherlich entspannter geworden wäre, aber dass sie es gar nicht erst fertig würde, hatte er nicht vermutet – den Gedanken bereute er inzwischen zutiefst. Aber Baekhyun war so überzeugt von sich selbst gewesen, dass er tatsächlich daran glaubte, dass sie es an einen Tag schaffen würden. An einem einzelnen Tag...

Inzwischen mehr als entmutigt fing Baekhyun an, eine der wenigen Kisten zu durchsuchen, die ihren Weg in die Küche gefunden hatte. Er brauchte nur ein paar Vorräte, aus denen er etwas halbwegs Vernünftiges zu Essen zaubern könnte – Wobei Zaubern sicherlich auch zu viel erhofft wäre, wenn man bedachte, dass er kaum einen Vorrat besaß, weil er sich dachte, er könne den Einkauf auf den nächsten Tag verlegen. Im Nachhinein war auch das nicht gerade einer seiner besten Einfälle gewesen und sorgte mehr dafür, dass das Kochen für ihn mehr zu einem Versuch werden würde, überhaupt etwas Essbares zu finden, dass sich als Abendessen eignete. Was für einen Optimismus hatte ihn bitte übermannt, als sie diesen Umzug geplant hatten?

„Verdammt!"

Baekhyuns Laune war deutlich an einem Tiefpunkt angelangt und er war inzwischen nur noch auf sich selbst und seinen Optimismus – noch mal: woher war der gekommen? – sauer. Er verzog das Gesicht und fand letztlich in einer zweiten Kiste eine angebrochene Tüte Nudeln, die gerade mal für sie zwei ausreichen dürfte und eine einsame Dose gehackter Tomaten. Wenn er nun auch noch die Gewürze finden würde, habe er zumindest etwas zum Kochen, das sie essen könnten. Sie würden für den Tag satt werden. Alles weitere musste er dann tatsächlich morgen nach der Arbeit einplanen.

„Baekhyun! Ist alles in Ordnung? Oder kam der Ruf gar nicht von dir?" Mit einem besorgten Gesichtsausdruck und sichtlich abgehetzt, schlidderte Chanyeol in die kleine, dafür hoffentlich bald gemütliche Küche. Das er dabei fast hinfiel, entlockte Baekhyun beinahe ein Lachen, doch unter den momentanen Umständen, denen er sich immer mehr bewusstwurde, war er dazu einfach nicht in der Laune und die Kraft fehlte ihm auch. Mehr als ein leises Geräusch, dass sich wie ein Schnaufen und nicht wie ein Lachen anhörte, kam nicht von ihm. „Nicht wirklich."
„Was ist passiert? Hast du dich verletzt?"
Baekhyun schüttelte mit dem Kopf, musste nun doch ein wenig schmunzeln. Sein Blick schweifte durch die Küche und landete letztlich im Wohnzimmer, in welches er direkt von der Küche aus gucken konnte. „Ich dachte nur, dass wir mehr schaffen würde. Und dass ich irgendwas mitgebracht hätte, was man zu Essen machen könnte. Meine ganze Planung war für den Arsch, weil sie einfach von Anfang an gar keinen Sinn ergeben hat und völliger Mist war."
Mit einem Grinsen auf den Lippen legte Chanyeol den Kopf leicht schief und sein Blick bohrte sich in jenen von Baekhyun. Vielleicht sogar zum Teil, weil Baekhyun bisher immer versuchte, nicht vor Chanyeol zu fluchen. Oder gar überhaupt zu fluchen.

„Ich hatte es dir gesagt, aber du wolltest nicht auf mich hören", erwiderte Chanyeol mit einem Hauch von Schadensfreunde in der Stimme. Baekhyun krauste die Nase und erinnerte sich an die Gespräche mit seinem Freund, als sie diesen Umzug geplant hatten. Baekhyun hatte sich im Inneren bereits zugestanden, dass er sich verschätzt hatte und Chanyeol damit Recht zugesprochen. Nur war Baekhyun nicht bereit, Chanyeol diese Genugtuung zu geben, indem er direkt aussprach, dass Chanyeol Recht gehabt hätte. Besonders nicht, nachdem sein Freund so selbstgefällig reagierte. Nein, ganz sicher würde Baekhyun ihm nicht diese Art der Befriedigung geben. Schlimm genug, dass er sein Eingeständnis zuvor schon geäußert hatte.
„Außerdem sieht es danach aus, als hättest du etwas gefunden, das wir essen können", setzte Chanyeol noch einen drauf. Als einzige Reaktion, bekam er nur ein Funkeln von Baekhyun zugeworfen.

„Nach dem heutigen Tag reicht etwas Essbares. Es muss kein Drei-Gänge-Menü sein und auch nicht den Anschein erwecken, dass es von einem Chefkoch zubereitet wurde, ja?", ruderte er, zu seinem eigenen Wohl, zurück, „Du brauchst nicht viel, um etwas zu kochen, von dem wir satt werden. Und zu Not können wir auch einfach Essen bestellen. Und was den Rest angeht: Sieh dich um! Wir haben doch schon eine Menge schaffen können. Das Bett steht immerhin schon. Das ist doch sowieso das wichtigste."
Erneut bildete sich ein Grinsen auf Chanyeols Gesicht und auffordernd wackelte er mit den Augenbrauen.

Baekhyuns Mund öffnete sich empört einen Spalt und mit einem Lachen schnappte er sich eines der Handtücher – die beim Durchsuchen der Kiste, auf der Suche nach Lebensmitteln, einen Weg auf die Arbeitsfläche gefunden hatten – und warf Chanyeol mit eben diesem ab. „Du bist unglaublich", flüsterte er dabei, ein Lachen immer noch auf den Lippen.
„Unglaublich also?" Chanyeol lachte ebenfalls und zog Baekhyun schließlich für einen kurzen Kuss zu sich heran. „Ich liebe dich", hauchte er gegen die Lippen des anderen, ehe er ihm einen zweiten Kuss aufdrückte. Lächelnd löste er sich schließlich wieder und blickte Baekhyun mit einem liebevollen und zugleich aufmunternden Lächeln an. „Ich räume noch die restlichen Sachen aus meinem Auto und dann essen wir war, okay? Den Rest schaffen wir auch noch in den nächsten Tagen. Wir haben überhaupt keinen Stress und machen das alles in Ruhe weiter. Dafür brauchen wir auch keinen Urlaub. Das lässt sich auch gut nach der Arbeit erledigen. Jeden Tag ein bisschen."

Baekhyun lächelte und merkte, wie sich seine Laune langsam besserte. „In Ordnung."
Chanyeol öffnete bereits den Mund, um noch etwas zu sagen, was Baekhyun vermutlich weiter ermutigen sollte, als er jedoch im selben Moment von seinem eigenen Handy-Klingelton unterbrochen wurde.
„Wir schaffen das, ja?", sagte er stattdessen noch einmal schnell mit einem aufmunternden Gesichtsausdruck, ehe er sein Handy zum Vorschein brachte und beim Verlassen der Wohnung den Anruf entgegennahm.

Baekhyun hingegen drehte sich mit einem Lächeln und weitaus besserer Stimmung herum und fing an das Essen zuzubereiten. Auch wenn er den Vorschlag von Chanyeol, Essen zu bestellen, sehr ansprechend fand, blieb er bei seiner Entscheidung, selbst etwas zu kochen. Nebenher suchte er immer noch die vermissten Gewürze und begann zugleich auch bereits damit, die ersten Gegenstände in die Schränke zu räumen. Es dauerte nicht allzu lange, bis das Essen fertig wurde und Baekhyun anfing den Wohnzimmertisch zu decken. Immerhin musste er auch nur ein paar Nudeln kochen und die Soße bestand hauptsächlich daraus, sie zu erhitzen. Zwischenzeitlich hörte er immer wieder, wie Chanyeol die Wohnung betrat und wieder verließ. Nebenher war er immer noch am Telefonieren, was das Tragen der Kartons sichtlich erschwerte.

Verwundert hatte Baekhyun versucht aufzuhorchen, als er bemerkte, dass sein Freund dabei erkennbar angespannt war und missmutige Antworten von sich gab. Doch aus den einzelnen, wenigen Fetzen des Gespräches, die er mitbekam, konnte Baekhyun sich nichts über den Inhalt des Telefonats erschließen. Er beließ es dabei bestehen. Immerhin wusste er, dass Chanyeol es ihm vermutlich gleich erzählen würde und selbst wenn nicht, dann war das für Baekhyun auch in Ordnung.

Gerade als das Essen gänzlich fertig war und Baekhyun es auf den Tisch platzierte, betrat Chanyeol wieder das Wohnzimmer. Eine Kiste trug er dabei auf seinem Arm, so umständlich, dass sich Baekhyun wunderte, dass sein Freund die Kiste auf den Weg nicht schon fallen gelassen hatte. Es wurde nicht besser, als er versuchte sie abzustellen. Baekhyun kam ihm zu Hilfe, als er Angst bekam, dass seine geliebten Sachen – so wichtig waren sie ihm tatsächlich dann auch wieder nicht – doch noch ihren Weg auf den Boden fanden. Chanyeol hielt in der zweiten Hand immer noch das Handy und starrte dabei genervt gegen die Decke. Mit einer Geste, die Baekhyun zuerst nicht zu deuten wusste, signalisierte er, dass es die letzte Kiste gewesen sei. Baekhyun begab sich mit einem Nicken zur Couch, während Chanyeol noch mal umdrehte und die Haustür schloss.

„Ja... Nein, es ist in Ordnung. Ich rede mit ihm und werde mich dann noch mal bei euch melden."

Fragend guckte Baekhyun zu Chanyeol, welcher erneut nur eine Handbewegung machte, um mit ihm zu kommunizieren. Er verdeutlichte ihm, dass sie gleich darüber sprechen würden. Baekhyun zuckte nur mit den Schultern und wand sich dem Essen zu. Sein Freund blieb noch inmitten des Raumes stehen. Sein Körper wirkte immer noch angespannt.

„Ich weiß, natürlich. Tut mir leid, wie gesagt. Es war nicht meine direkte Absicht. Ich hab nur noch keinen Moment dafür gefunden. Wir sprechen die Tage noch mal in Ruhe darüber und dann sage ich dir auch, was Baekhyun dazu sagt, in Ordnung? Wir wollen jetzt erstmal etwas ess-"
Chanyeol verdrehte die Augen, als er so plötzlich in seinen Worten abbrach, während Baekhyun merkte, wie die Neugier in ihm anstieg. Deutlich dadurch gesteigert, dass er seinen Namen gehört hatte. Er verstand nur nicht, wieso Chanyeol so gereizt war. Irgendwas gefiel Baekhyun an dieser Situation ganz und gar nicht.

„Ja, okay! Wie gesagt: Ich werde ihn fragen. Aber wirklich, lass uns jetzt bitte nicht weiter darüber sprechen. Besonders nicht so. Ich rufe die Tage noch mal an, versprochen, ja? Hab dich lieb."
Erneut verdrehte Chanyeol die Augen und beendete schließlich mit einer letzten Verabschiedung das Telefonat. Immerhin glaubte Baekhyun zu wissen, mit wem sein Freund die ganze Zeit gesprochen hatte. Mit einem tiefen Seufzer atmete der Größere tief durch, ehe sich plötzlich ein schuldbewusster Blick bildete, der Baekhyun unerwartet traf. Baekhyun sah, dass Chanyeol sich etwas unwohl zu fühlen schien und immer unsicherer wurde, als er sich zu Baekhyun setzte.

„Baek?", fin er vorsichtig an und misstrauisch verzog Baekhyun das Gesicht, als er den Blick seines Freundes erwiderte. Ein unwohles Gefühl machte sich in seinem Körper breit, so intensiv war der Ausdruck seines Freundes. Für einen Augenblick vergaß er das, wahrscheinlich eh nicht sonderlich gut gewordene Essen.
„Es gib da vielleicht eine kleine Sache, die ich dir gestehen müsste..."

Baekhyun horchte erstaunt auf, als sich Chanyeols Aura von unsicher, zu fast schon ängstlich änderte. Die Finger des anderen spielten mit der Tischdecke. In Baekhyun wuchs ein Gefühl, welches er inzwischen nicht mehr wirklich zu beschreiben vermochte und das weit über dem zuvor gefühlten Misstrauen steig. Chanyeols Verhalten ließ auf nichts Gutes schließen und ganz sicher, ob er überhaupt noch wissen wolle, über was Chanyeol eben gesprochen hatte, war er sich nicht. Zugleich aber merkte Baekhyun, dass er sich Sorgen machte. Große Sorge, wenn sein Freund sich dermaßen verhielt. Und dass auch die Neugier bestehen blieb, war auch nicht zu leugnen.

„Meine Eltern würden dich gerne kennenlernen. Nur leider sind sie gerade etwas sauer auf mich." Chanyeol verzog bei seinen Worten leidig sein Gesicht und verwirrt erwiderte Baekhyun den Blick.
„Wieso sind sie dann sauer auf dich? Wegen mir etwa?" Es würde keinen Sinn ergeben, dessen war Baekhyun sich bewusst. Chanyeol hatte ihm gesagt, dass seine Eltern nie etwas gegen seine sexuelle Orientierung hatten. Aber irgendwas stimmte hier nicht. Chanyeols Verhalten verunsicherte ihn und Baekhyun musste nachfragen.
„Nein. Zumindest nicht direkt wegen dir. Vielleicht mehr aus dem Grund, dass ich ihnen noch gar nicht erzählt hatte, dass ich in einer Beziehung bin und sie bis eben nichts von deiner Existenz wussten?"

„Okay, verständlich. Aber wieso hast du es ihnen nicht schon eher gesagt?"Immer noch misstrauisch zog Baekhyun die Augenbrauen zusammen, während er seinen Freund beobachtete. Es störte ihn nicht, wenn Chanyeol noch nicht dazu bereit war, seiner Familie von ihm zu erzählen. Selbst nachdem sie inzwischen seit einem halben Jahr zusammen waren. Es war ihm wichtig, dass Chanyeol ihn nicht verschwieg oder gar versteckte. Doch wann er breit war, die Beziehung öffentlich zu machen, dass war die Entscheidung von Chanyeol selbst, die Baekhyun restlos unterstützte. Was ihn jedoch störte war viel mehr der Fakt, dass Chanyeol ihm offensichtlich viel mehr als nur das zu sagen hatte und wie er demnach mit dieser ganzen Situation umging. Da war noch etwas Anderes. Diese komische Situation, die entstand war es, die Baekhyun nicht ausstehen konnte. Es hatte alles andere als eine beruhigende Wirkung auf Baekhyun. Er konnte nur hoffen, dass die Information von Chanyeol, die er bisher noch nicht preiszugeben wollen, nicht derart schlimm war, wie ihm sein Gefühl gerade vermuten ließ. Es macht ihm Angst.
„Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht. Eigentlich gibt es keinen wirklichen Grund dazu, dass ich es ihnen noch nicht viel eher erzählt habe. Normalerweise erzähle ich ihnen immer sofort, wenn sich etwas in meinem Leben verändert hat."
Baekhyun nickte. Das bestätigte zumindest direkt zwei seiner Vermutungen. Zum einen, dass Chanyeols Verhältnis so gut war, dass sie offen miteinander sprechen konnten. Und nicht nur das, sondern auch, dass Chanyeol jemand war, der seinen Eltern mit Freund von Veränderungen erzählte. Es war genau das, was Baekhyun sich immer vorgestellt hatte. Natürlich verwirrt es auch, wenn man bedachte, dass er Baekhyun jedoch bisher noch verschwiegen hatte. Seine zweite bestätigte Vermutung, dass Chanyeol nicht grundsätzlich Angst davor hatte, wie seine Eltern reagieren könnte, war damit ebenfalls bestätigt. Die Frage blieb im Raum, aber Baekhyun musste nicht die Sorge haben, dass Chanyeol ihn aus irgendeiner Angst oder einem Schamgefühl verheimlichte – auch der Fakt, dass sein Freund ihre Beziehung heute offengelegt hatte, unterstrich das Ganze noch mal zusätzlich.

„Ehrlich gesagt... ich denke, dass ich doch ein wenig Angst hatte. Weder weil du ein Mann bist noch weil sie dich nicht mögen könnten. Sie kennen meine sexuelle Orientierung seit ich 17 bin und würden sie dich kennen, sie würden dich lieben. Mehr als mich, glaub mir. Ich hatte Angst vor dieser Beziehung, vor uns beiden."
„Wie darf ich das verstehen?"
„Ich liebe dich so sehr, dass es mir Angst bereitet hat. Ich bin so überwältigt von meinen eigenen Gefühlen, dass ich bisher nicht wusste, wie ich mit ihnen darüber sprechen sollte."
Baekhyun verzog belustigt das Gesicht und schüttelte mit dem Kopf. „Wow. Das war gut. Aber dann erzähl mal, wie kam es dazu, dass sie jetzt von mir wissen. Du musst es ihnen ja demnach doch erzählt haben."

Chanyeols Augen weiteten sich bei Baekhyuns Frage einen Augenblick lang, als hätte er nicht erwartet, dass sein Freund das Thema ansprechen würde, ehe er sein Gesicht erneut verzog und letztlich den Blick von Baekhyun mied. Er seufzte auf. „Das ist genau das, was ich meinte, als ich sagte, dass ich dir etwas gestehen müsste."
„Chanyeol... was ist hier los? Dein Verhalten macht mir langsam wirklich Angst. Sollten deine Worte gerade mich nur besänftigen, oder was?"
„Nein... nein. Ich meinte das genauso, wie ich es sagte. Nur... eventuell hab ich meinen Eltern nicht ganz freiwillig von uns erzählt. Meine Mutter hat ein Bild von dir gefunden, dass bei ihnen im Gästezimmer war und konnte sich wohl denken, was das zu bedeuten hat."

Verständnislos öffnete Baekhyun den Mund und wand den Blick ein Stück von seinem Freund ab. Dieser hingegen versuchte zwanghaft in die Augen Baekhyuns zu blicken.
Ein Bild? Irgendein Foto von Baekhyun war der Auslöser für dieses Verhalten gerade?
„Wie bitte?" Er verstand gar nichts mehr.

„Baek..."
„Versteh ich das gerade richtig, dass du deswegen so aufgelöst bist, oder wie auch immer ich das beschreiben soll." Baekhyun unterstrich seine Worte mit einer Geste.
„Tut mir leid-"
„Nein warte. Nur damit ich das jetzt richtig verstehe: Du bist wegen einem Foto von mir, dass in dem Haus deiner Eltern liegt, wodurch sie von mir erfahren haben, so drauf? Dir ist klar, dass du mir ein wenig Angst eingejagt hast, oder? Ich dachte du hättest sonst was angestellt, dass ich mir jetzt sorgen machen müsste. Immerhin hast du gesagt, dass du mir was gestehen müsstest, und dann ist dein Geständnis, dass du ein Bild von mir mit zu deinen Eltern genommen hast? Das ist alles? Verdammt Chanyeol!"
Baekhyun war sich nicht sicher, ob er vor Wut schreien oder lachen sollte. Er könnte sich darüber aufregen, nur wollte er gar nicht sauer auf Chanyeol sein. Und irgendwie war diese Situation auch urkomisch. Letzten Endes war er einfach nur unheimlich froh darüber, dass es nur um ein blödes Foto ging.
„Ich liebe dich, Chanyeol." Baekhyun fing an zu grinsen. Sein Freund war einmalig. „Aber bitte jag mir nie wieder so eine Angst ein", fügte er noch bestimmend hinzu.

„Ich hatte das Bild vollkommen vergessen. Es liegt seit Weihnachten dort."
Unsicher zupfte er an dem Ärmel von seinem Pullover und wate es diesmal nicht mehr, in das Gesicht von Baekhyun zu blicken. Baekhyun verdrehte die Augen, nicht mehr sicher, wie er eigentlich mit dieser Situation umgehen sollte. Wenn er ehrlich war, er verstand sie nicht einmal mehr. Es ging doch nur um ein Foto, oder hatte er irgendeine wichtige Information verpasst? Das alles ergab doch keinen Sinn mehr. Chanyeols Verhalten passte nicht in diese Situation, über die er tatsächlich einfach nur noch lachen konnte – Was er natürlich nicht tat.
Das Essen war inzwischen vollkommen in den Hintergrund verdrängt worden.

„Yeol, es ist nur ein Foto. Wieso zerbrichst du dir darüber so den Kopf? Oder ist es doch wegen deinen Eltern? Weil du ihnen nichts gesagt hast? Wegen mir brauchst du dir da keine Gedanken machen, okay? Ich bin dir nicht böse, wenn du es ihnen noch nicht erzählen wolltest. Ich unterstütze dich bei deinen Entscheidungen und oh-"Baekhyun hielt inne und überlegt einen kurzen Moment. Der Ausdruck von Chanyeol nahm etwas Panisches an, doch Baekhyun ignorierte das inzwischen. Er glaubte, dass sein Freund gerade etwas überdramatisierte. Baekhyun wollte eigentlich nur noch klar und deutlich wissen, was hier los war.
„Oder ist es, weil du mich ihnen gar nicht vorstellen willst? Dann bis du eventuell etwas am Thema vorbei und darüber würde sich auch reden lassen."

„Nein!" Chanyeol japste nach Luft und fing an, wild mit seinen Händen zu gestikulieren, was Baekhyun in einer anderen Situation mit ziemlicher Sicherheit zum Lachen gebracht hätte. Er liebte diese Angewohnheit an seinem Freund. Immerzu wenn er sich falschverstanden fühlte und folgend sich noch mal erklärte, wurden seine Gesten wilder und passten immer weniger zu seinen eigentlichen Worten. Es war ein Versuch, auch durch einen visuellen Effekt zu beteuern, dass es eben genau das nicht war. Zumindest konnte Baekhyun sich sicher sein, dass er Chanyeol missverstanden hatte. Was nicht bedeuten würde, dass er endlich verstehen würde, was dann seinen Freund belastete. Viel mehr brachte es nur noch mehr Verwirrung mit sich.

„Oh Gott, nein! Baek, ich will dich sogar sehr gerne meinen Eltern vorstellen. Wie gesagt, ich hatte es ihnen nur bisher noch nicht erzählt. Und es nebenbei in einem Gespräch fallen lassen, wollte ich auch nicht. Dafür bist du mir zu wichtig."
Baekhyuns Herz machte einen Sprung und er war sich sicher, dass sein Puls um das doppelte gestiegen war. Irgendwie war sein Freund auch niedlich, wenn er so drauf war, wie er feststellen musste.

„Erklär es mir, okay? Ganz in Ruhe und ohne weitere „Hinweise". Was genau ist hier gerade los, dass es dich derart aufwühlt? Es kann nicht sein, dass es nur um dieses Foto geht."
„Doch Baekhyun, genau darum geht es."
„Es ist doch nur ein Bild? Oder was hast du für Bilder von mir? So besonders kann es doch gar nicht sein, dass du... so drauf bist?"
„Es ist nicht das Foto an sich, da hast du recht. Es ist ein ganz normales Foto von dir", sagte Chanyeol diesmal vollkommen ruhig und sichtlich gefasster als zuvor, als würde ihm (erst in diesem Augenblick) auffallen, dass er Baekhyun alles erzählen konnte.
„Ein einfaches Foto von dir in diesem Nachtschrank wäre nicht das Problem. Es ist eher der Zeitraum, in dem das Bild dort gelandet ist und woher das Bild eigentlich stammt."

„Chanyeol?"

„Wie gesagt, es liegt seit Weihnachten dort", Chanyeols verzog schuldbewusst das Gesicht. „Das Bild hatte ich schon zu einem Zeitpunkt, an dem wir uns noch nicht getroffen hatten. Es war sogar zu der Zeit, wo wir keinen Kontakt zueinander hatten."

Mit einem Schlag verstand Baekhyun alles. Die gesamte Situation. Es wäre wirklich besser gewesen, wenn Chanyeol das eher erklärt hatte, statt ihn so zu verunsichern. Nach einem kurzen Moment des Schocks, wenn man es überhaupt so nennen konnte – vielleicht war es auch einfach nur Verwunderung – fing Baekhyun lauthals an zu lachen und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Yeol! Du bist einzigartig, weißt du das? Was hast du eigentlich von mir gedacht, was ich tun würde, wenn du mir das erzählst? Mich würde aber tatsächlich interssieren, woher das Bild dann stammt, wenn ich dir nie ein Bild geschickt habe? Oder finde ich gerade raus, dass du eigentlich mein Stalker bist?"
„Ich dachte, du würdest sauer werden... hatte irgendwie das Gefühl, dass es ein stilles Versprechen war, dass wir uns erst bei unserem ersten Treffen sehen würden."

„Du erinnerst dich schon daran, dass du mir schon einmal gestanden hast, dass du vorher bereits wusstest, wie ich ausgesehen habe? Wäre ich dann nicht schon längst sauer gewesen? Das war direkt am ersten Tag. Du hast es mir nie erklärt, aber du hattest es schon mal erwähnt. Und wegen sowas wäre ich doch niemals sauer. Die Vorstellung war schön und ich habe mich dazu entschieden, dass ich nicht vorher wissen wollte, wie du aussiehst. Das hieß aber nicht, dass du das genauso hättest handhaben musstest. Es ist menschlich, dass du wissen wolltest, wer die Person ist, mit der du regelmäßig telefonierst. Tut mir leid, wenn ich dir aber scheinbar das Gefühl gegeben habe, dass du das nicht wissen dürftest. Hättest du mich gefragt, hätte ich dir auch ein Bild geschickt."
Baekhyun musste immer noch lachen, aber irgendwie tat es ihm auch leid. Immerhin konnte er merken, wie schlecht sein Freund sich fühlte. Nur leider machte es die Situation nur noch lustiger für ihn.

„Oh, okay."
Chanyeol atmete tief und erleichtert auf, während er zu Baekhyun sah und letztlich auch in ein Lachen ausbrach. „Okay! Ja, jetzt merke ich auch, dass ich eben eventuell etwas überdramatisch gewesen bin." Ungläubig und belustig fasste er sich an die Stirn. „Ja, das warst du auf jeden Fall. Du hast mir wirklich Angst gemacht."
„Entschuldige. Ich weiß auch nicht, woher das kam. Aber nur damit du es weißt, ich habe nicht nach dir oder Bilder von dir gesucht, damit ich weiß, wie du aussiehst. Ich hatte deine Nummer nicht und versucht dich zu finden, um den Kontakt wieder mit dir aufzunehmen. Und aus genannten Gründen – und ja, ich weiß jetzt auch, dass das eigentlich bescheuert war – hatte ich mich dagegen entschieden dich anzuschreiben. Stattdessen hatte ich alle möglichen Nummern angerufen, obwohl ich dich längst gefunden hatte und dir einfach eine Nachricht hätte schreiben können."


Baekhyun schüttelte ungläubig mit dem Kopf. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Idiot", flüsterte er nur.
„Dein Idiot!"

„Also? Wann werde ich denn nun deine Eltern kennenlernen? Oder hast du doch nur versucht dieses Thema zu umgehen, damit ich sie nicht kennenlerne?"



...




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#Update: 02. Januar 2023

Mr. Park~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt