Kapitel 16. 'Es ist vorbei'

53 5 4
                                    

Geschichte. 'Mr. Park~'

Kapitel 16. 'Es ist vorbei'



01. Juli 2020 - Mittwoch


Der Wind ließ die Blätter der Bäume tanzen und brachte eine angenehme Brise mit, die erfrischend wirkte. Es war angenehm und erkennbar herbeigewünscht. Menschenmassen sammelten sich auf den Straßen, in den Parks und bei den Cafés. Laut und zufrieden unterhielten sie sich. Lachen ertönte immer wieder, aus den verschiedensten Ecken. Die Menschen waren glücklich. So glücklich wie scheinbar noch nie in ihrem Leben. Und alle zur gleichen Zeit. Baekhyun hingegen flossen die Tränen, die Hitze, war für ihn unerträglich, der Wind kaum zu spüren.

Die Vögel zwitschern. Sie sangen ihre Lieder mit Genuss. Immer und immer wieder. Lauter und fröhlicher, als jemals zuvor. Alles um ihn herum wirkte plötzlich so verurteilend zufrieden und glücklich. Er konnte das Gefühl nicht loswerden, dass er verurteilt wurde. Verurteilt von der ganzen Welt. Dabei war er es allein, der sich dieses Gefühl zugrunde legte. Geprägt von Schuldgefühlen und Trauer, nahm er seine Umgebung so verdammt glücklich wahr. Er nahm die Welt wahr, wie es im Gegenspruch zu ihm selbst stand. Im inneren wusste er, keine verurteilte ihn. Keiner um ihn herum und ganz bestimmt auch nicht die ganze Welt. Nur er selbst. Und irgendwann seine Freunde, wenn sie die Situation geschildert bekommen. Vielleicht Chanyeol.
Ja, Chanyeol mit Sicherheit. Baekhyun verurteilte sich und Chanyeol würde es in diesem Moment vermutlich genauso tun. Oder ihn hassen. Mit Gewissheit hatte Chanyeol die Situation falsch von ihm interpretiert und das allein, weil Baekhyun erneut die falsche Entscheidung getroffen hatte. Wie zu oft schon, seit er Chanyeol kennengelernt hatte. Und wie jedes Mal, würde es seine Narben mit sich bringen, für die er ganz allein Schuld war. Letztlich würde Chanyeol die Lage retten, obwohl es Baekhyuns Aufgabe war.
Wenn überhaupt.
Wer wusste denn schon, ob Chanyeol sich das alles erneut gefallen ließ. Vielleicht hatten sie nach all der vergangenen Zeit ihr Ende erreicht. Nach all den falschen Handlungen von Baekhyun, würde es ihn nicht verwundern, wenn Chanyeol sich von ihm abwand. Er würde es verstehen. Aber noch längst nicht ertragen können.

Er war so dumm. So unglaublich dumm. Ihre Beziehung war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Seit dem Moment, indem Baekhyuns Liebe so stark wurde, dass er anfing alles zu ruinieren. Weil seine Liebe so stark war, dass er Angst bekam. Vor sich, vor ihrer Beziehung und vor dem, was diese Liebe aus ihm machen könnte, mit ihm machen könnte.

Mit zitternden Beinen ließ er sich zu Boden gleiten, weit weg von Chanyeol und letztlich in einer Gasse, versteckt vor den Menschen. Fremden Menschen, in deren Blick Baekhyun nur Verachtung erkennen konnte. Weil er sich selbst verachtete. Er ließ sich sinken und verharrte still in der Position. Überfordert von seinen Gefühlen, zu nichts mehr in der Lage und am Ende seiner Kräfte angekommen. Und auch wenn er wusste, dass es seine eigene Schuld war, merkte er erneut, wie seine Welt zerfiel. Er merkte erneut, wie sein Herz immer mehr auseinander riss.
Er hatte es versaut. So dermaßen versaut.

Sein Handy klingelte und mit dem Wissen, dass Chanyeol erneut versuchte ihn zu erreichen, nahm er das Gespräch stillschweigend an.

,,Baekhyun.'' Die Stimme zitterte ungewohnt. Es passte nicht zu Chanyeol.
,,Ich... Wieso bist du gegangen?'' Chanyeol weinte.

Mit einer Hand auf dem Mund, versuchte Baekhyun sein Schluchzen zu verbergen und doch drang es an dieser vorbei in die Stille der Straße. Es hallte in seinen Ohren und doch, hörte er allein Chanyeol. Chanyeols Schmerz.
,,Baekhyun bitte.''

Und doch, Baekhyun hatte aufgelegt. Erneut ohne ein Wort zu sagen und zum wiederholten Male, hatte er damit die falsche Entscheidung getroffen.

Das zweite Klingel war Kyungsoo, dessen Anruf Baekhyun nur mit Widerwillen annahm. Er konnte sich denken, dass er inzwischen Bescheid wusste und vielleicht bereute er es in diesem Moment ein wenig, dass Chanyeol die Nummern seiner Freunde hatte. Denn Baekhyun war nicht bereit sich mit seinen Freunden auseinandersetzen zu müssen. Er wusste das er Scheiße gebaut hatte. Er wollte nicht mit ihnen darüber sprechen und auch nicht mit Chanyeol. Zunächst wollte Baekhyun selbst verstehen, was genau er getan hatte, wieso genau er das getan hatte und wie sein weiteres Vorgehen werden sollte. Er hatte zwei Mal, in so kurzer Zeit falsch entschieden und es sollte zu keinem dritten Mal kommen.
Oh Gott. Er war ja so unglaublich dumm. Wieso hatte er überhaupt das Telefonat von Chanyeol angenommen, statt sich zunächst Gedanken über sein vorheriges Handeln zu machen? Wieso war er denn überhaupt zuvor geflüchtet? Vor seinem eigenen Freund?

,,Ist das dein verdammter Ernst Baekhyun? Sag mir, dass das ein dummer Witz von euch beiden ist und du nicht wirklich vor Chanyeol abgehauen bist!''
,,Es tut mir leid.'' Seine Stimme war nur ein Hauchen und getränkt mit seiner Trauer, seiner Schuld. Er hatte kein Recht so zu empfinden, wenn er doch selbst daran Schuld war. Doch er konnte nichts gegen seine Gefühle tun.
,,Sag das nicht mir, sondern Chanyeol. Kannst du mir mal bitte erklären, was du dir dabei gedacht hast? Du weißt genau, dass ich mich ungern in deine Angelegenheiten einmische und ich versuche wirklich, dich nicht zu verurteilen, aber du bist zu weit gegangen, ist dir das bewusst? Nach all der vergangenen Zeit und allem was ihr überstanden habt, haust du einfach vor Chanyeol ab? Ist er etwa hässlich?''
,,Nein.''
,,Was bitte dann? Erklär es mir. Wobei... nein, Ich will gar nichts von dir hören. Erkläre es Chanyeol. Du hast seine Adresse. Also beweg deinen Arsch zu ihm hin und klär das Ganze.''
,,Ich liebe ihn...''
,,Sag ihm das. Und hau nicht vor ihm ab. Nach all der Zeit, hätte ich gedacht, du würdest in seine Arme springen und nicht vor ihm wegrennen. Wenn du ihn wirklich liebst, dann verstehe ich nicht, wieso du das gemacht hast.''




,,Ich möchte dir nicht zu nahe treten. Wirklich nicht. Aber Chanyeol ist mir wichtig. Du weißt nicht, was er deinetwegen bereits durchgemacht hat. Ich sehe, dass du ihn nicht verletzen wolltest. Aber du hast es gemacht. Entscheide dich, wie du dir diese Beziehung vorstellst. Ich bitte dich, rede offen mit ihm darüber oder trenn dich von ihm.''
Baekhyun sank den Blick, als er die Worte von Jongdae hörte, der ihm im Treppenhaus entgegen kam. Er nickte nur, zu kraftlos um etwas zu erwidern. Ein Lächeln, mit einem bitteren Nachgeschmack, wurde ihm noch geschenkt, ehe sein Arbeitskollege verschwand und Chanyeol in sein Blickfeld erschien. ,,Baekhyun.''
,,Können... können wir reden Chanyeol?'' Er kämpfte gegen die Tränen.
,,Gute Frage. Meinetwegen können wir, aber ich weiß nicht, ob du dafür bereit bist oder ob du nicht doch gleich wieder verschwindest.''
,,Chanyeol...''
,,Was Baekhyun? Dieses Treffen war das, worauf wir so lange gewartet haben, was wir uns so lange herbeigesehnt haben und in dem Moment, nach eineinhalb Jahren, wo wir uns endlich gegenüberstehen, verschwindest du? Ohne ein Wort zu sagen?''

Baekhyun merkte den Stich in seiner Brust. Die Worte, oder vielmehr, die Art wie Chanyeol mit ihm sprach, verletzte ihn. Und doch war es seine Schuld und nur berechtigt, dass sein Freund so auf ihn reagierte. Tief atmete er durch und sammelte seine Kraft zusammen. Er wollte nicht auch noch vor Chanyeol zusammenbrechen. ,,Lass uns reden. Bitte Chanyeol.''
,,Gerne doch. Komm rein.'' Chanyeol trat zur Seite, sodass Baekhyun vorbei in die Wohnung konnte. ,,Erklär es mir'', bat Chanyeol sobald sie im Wohnzimmer angekommen waren, ein liebevolles Lächeln auf dem Gesicht.
,,Du bist mein Chef.''
Chanyeol lachte auf. ,,Dein Vorgesetzter. Dein Chef, ist auch mein Chef, Baekhyun. Ich bins aber nicht.''
,,Trotzdem-''
,,Baekhyun.''

Der Angesprochene seufzte auf. ,,Ich habe mich auf diesen Tag gefreut. Das weißt du. Aber dann stehst du vor mir und das auf der Arbeit. Und dann noch als mein Vorgesetzter. Hast du es gewusst?''
,,Nein. Ich wusste auch nur, dass ich einen neuen Mitarbeiter in meiner Abteilung bekomme. Aber ich hab keine Ahnung gehabt, dass du das sein würdest. Ich habe dich morgens gesehen und erkannt und war selbst erstaunt, dass ausgerechnet du bei uns anfängst.''
,,Du hast mich erkannt?''
,,Das ist jetzt nicht wichtig Baekhyun.''
,,Eigentlich schon. Genau das ist es, was wichtig ist. Es ist wichtig, dass du mich scheinbar erkannt hast und es ist wichtig, dass du mein Vorgesetzter bist.''

Chanyeol griff nach Baekhyuns Händen und drückte sie leicht. ,,Das ändert aber nichts. Dann bin ich dein Vorgesetzter. Was spielt das für eine Rolle? Baekhyun, wieso freust du dich nicht, dass wir uns sehen? Wieso reagierst du so?''
,,Chanyeol... wir kennen uns nicht wirklich. Merkst du das denn nicht? Nach all der Zeit, weiß ich immer noch nicht, wer du wirklich bist. Wir sind diese Beziehung eingegangen, ohne zu wissen, wer wir eigentlich sind.''

Chanyeols Finger glitten aus denen von Baekhyun. Chanyeol stockte sichtlich. ,,Du heißt, du willst dich trennen?''
Baekhyun legte den Kopf leicht schief, während er diesmal die Hände von Chanyeol ergriff. Panik konnte er in dem Gesicht seines Gegenübers erkennen. ,,Nein. Oh Gott, nein! Chanyeol, als du da heute vor mir standes, als mein Chef, hatte ich das Gefühl, einem Fremden gegenüber zu stehen. Und das, obwohl ich deine Stimme in der ersten Sekunde erkannt habe. Ich habe mich nie glücklicher gefühlt und zur gleichen Zeit, wusste ich die Situation nicht zu beschreiben. Ich war so unglaublich froh, endlich bei dir sein zu können und dann war da die Ungewissheit, ob wir überhaupt eine Beziehung haben dürfen, doch mehr die Ungewissheit darüber, wer du bist. Du warst mir in dem Moment so fremd, dass ich damit nicht klar gekommen bin.''

,,Ich versteh es nicht.''

,,Wie gesagt, wir sind diese Beziehung eingegangen, ohne uns wirklich zu kennen. Mag sein, dass ich deine Lieblingsfarbe kenne oder was du gerne zu Abend isst. Aber dich, deine Person an sich, kenne ich dennoch nicht. Ich kenne nur die Informationen über dich. Ich dachte, wir sehen uns und wir würden endlich eine normale Beziehung führen können. Endlich keine Fernbeziehung mehr. Ich dachte, ich komme heute zu dir nach Hause und alles wäre normal. Stattdessen stehst du vor mir und ich habe das Gefühl dich nicht zu kennen. Ich habe gemerkt, dass ich nicht bei dir auftauchen kann und wir haben eine normale Beziehung.''
,,Baek-''
,,Chanyeol. Ich möchte dich endlich kennenlernen. Richtig kennenlernen. Ich möchte wissen, was für eine Person du bist und was für komische Eigenarten du an den Tag legst. Alles was in ein paar Minuten oder Stunden Telefonat nicht zu erkennen ist.''

Baekhyun schwieg für einen Moment und betrachtete Chanyeol genau. Sein Gesichtsausdruck wirkte nichtssagend, was Baekhyun nervös werden ließ. Er wusste nicht, was Chanyeol fühlte und dachte.

,,Weißt du... in der ganzen Zeit, hatten wir viel zu viele Probleme und ich habe mit genau diesen Problemen heute weitergemacht. Ich möchte, dass es jetzt aufhört. Denn ich weiß, dass wir eine schwierige Beziehung hatten. Von Anfang an. Aber wir sind jetzt da, wo wir sein wollten. Und es ist vorbei. Es ist endlich vorbei.''
,,Okay. Ich verstehe was du meinst. Darüber hatte ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht. Aber bevor du dann wieder flüchtest'', Chanyeol lachte kurz auf, ,,werde ich uns was kochen und beim Abendessen können wir reden. Vielleicht können wir es eine Art Date nennen.''
Baekhyun lachte auf und stimmte mit einem Nicken dem Gesagten zu. ,,Das klingt gut. Oh und keine Sorge: Ein zweites Mal werde ich nicht abhauen. Es tut mir leid, dass ich so reagiert habe.''
Chanyeol ließ Baekhyuns Hände los und zog ihn zu sich. ,,Hauptsache, du gehst nicht nochmal.'' Und mit diesen Worten, drückte er Baekhyun einen Kuss auf dem Mund. Sofort schlossen sich die Augen von Baekhyun und ein Kribbeln durchzog seinen Bauch. Es war ihr erster Kuss, nach viel zu langer Zeit und Baekhyun war sofort süchtig danach. Er zögerte keine Sekunde, den Kuss zu erwidern, während seine Hände sich in Chanyeols Nacken legten. Es war ein unbeschreibliches Gefühl.
Vorsichtig lösten sie sich wieder voneinandern. ,,Ich liebe dich Chanyeol.''
,,Ich liebe dich auch Baekhyun.''



,,Darf ich dich etwas fragen?'' Sie hatten gegessen. Dabei hatten sie über so viele Themen gesprochen, die sie bereits in so vielen Telefonaten angesprochen hatten. Dennoch war es eine ganz andere Situation, jetzt wo sie sich gegenüber saßen. Es wirkte intimer. Generell war es eine ganz andere Ebene, als zuvor. Baekhyun mochte es und je länger er seinen Freund beobachtete, desto sicherer wurde er sich in seinen Gefühlen. Er hatte Chanyeol von Anfang an geliebt und das hatte sich nur noch mehr bestärkt.
Inzwischen hatten sie den Tisch abgedeckt, gemeinsam abgewaschen und erneut an dem Küchentisch Platz gefunden. Chanyeol hatte ihnen einen Tee aufgesetzt, welchen sie bei ihrem Gespräch, welches zuvor hauptsächlich um ihre Freunde handelte, tranken.
Baekhyun musste bei der gestellten Frage auflachen. ,,Natürlich.''
,,Ich weiß nicht, wie du zu dem Thema stehst und ob du wirklich darüber sprechen möchtest. Bisher hatte ich immer das Gefühl, dass du versuchst auszuweichen, weil du dich damit unwohl fühlst. Fühl dich also nicht gezwungen mir zu antworten, wenn du noch nicht möchtest-''
,,Chanyeol'', Baekhyun musste erneut lachen, ,,Jetzt frag schon.''
,,Okay.'' Chanyeol zögerte einen Moment und misstrauisch verzog Baekhyun sein Gesicht. In der ganzen Zeit, seit er Chanyeol kannte, war sein Lachen ein Markenzeichen und jetzt wo er Chanyeol endlich zu Gesicht bekam, zeigte sich noch mehr, was für eine positive Ausstrahlung sein Freund eigentlich hatte. Er grinste viel und auch seine Körperhaltung sprach für sich. Aufrecht, sicher und irgendwo auch aufgeweckt. In den letzten Stunden, hatte sich dieses Bild von Chanyeol, welches er sich in den vergangenen Monaten nur vorgestellt hatte, als Wahr herausgestellt. Jetzt hingegen, wirkte Chanyeol alles andere als positiv.

,,Ich möchte dir nicht zu nahe treten und wie gesagt, du kannst entscheiden, ob du darauf antworten möchtest. Aber erinnerst du dich noch an den Kontaktabbruch, kurz vor Weihnachten?'' Baekhyun rümpfte die Nase. Wie könnte er das vergessen? Schon allein die Erinnerung daran, ließ ihn erneut sein Herz brechen und bestätigte ihm, dass er zu oft, falsch gehandelt hatte, seit er Chanyeol kennengelernt hatte. Es zeigte, wie sehr sie mit Problemen hatten kämpfen müssen. Das Chanyeol genau das jetzt ansprach, machte ihm Sorgen und er hatte Angst davor, was für eine Frage sein Freund stellen würde.
,,Natürlich erinnere ich mich. Wenn auch ungern.''
,,Als ich damals deine Nummer herausgefunden habe und dich wieder erreichen konnte, hattest du mir erzählt, dass du oft Weihnachten alleine verbringst. Du sagtest später, deine Eltern wären gestorben, obwohl ich von ihnen deine Handynummer erhalten hatte. Ich hab gemerkt, du möchtest darüber nicht sprechen, aber dass du lügst, war mir klar. Du hast aber auch in der gesamten Zeit noch nie über deine Familie gesprochen. Wieso nicht?''

Baekhyun seufzte auf und verzog sein Gesicht. Ja, da mochte er tatsächlich nicht darüber sprechen. Aber es war Chanyeol. Sie kannten sich seit über einem Jahr und sie waren ein Paar. ,,Ich hab vor Jahren den Kontakt zu ihnen abgebrochen.''
,,Wieso?''
Erneut seufzte Baekhyun. Sein Blick war auf den Tisch gerichtet, während sein Finger irgendwelche Muster zeichnete. ,,Ich könnte an dieser Stelle bestimmt super die standart Antwort bringen, dass meine Eltern nicht damit klar gekommen sind, dass ich schwul bin-''
,,Ich verstehe Elter in dem Fall einfach nicht. Wie kann das ein Grund sein, sein Kind nicht mehr zu mögen?''

,,Das ist es ja. Sie hatten absolut kein Problem damit. Es sind nette Menschen. Zumindestens würde Kyungsoo dir das sagen. Und ich will es eigentlich auch gar nicht abstreiten. Viel was meine Eltern gemacht haben war gut und zumeist zu unserem Wohl. Dennoch war es für uns nicht immer einfach. Sie waren viel arbeiten und hatten wenig Zeit für uns. Mein Bruder hat sich immer sehr um mich gekümmert. Aber aus dem selben Grund viele seiner Träume aufgeben müssen. Ich denke, dass er damit nicht klar gekommen ist und daher zuerst den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen hat. Leider auch zu mir. Das hat das Verhältnis zwischen meinen Eltern und mir irgendwo verschlechtert. Irgendwann sind wir in eine Diskussion geraten. Heute weiß ich nicht einmal mehr, was genau das Thema eigentlich war. Aber es war der entscheidende Punkt, an dem ich gemerkt habe, dass mir das alles nicht mehr gut tut. Ich habe unter dieser Beziehung viel zu sehr gelitten und musste irgendwann auf mich selbst Acht geben.''
,,Ich wusste nicht, dass du einen Bruder hast.'' Chanyeol verzog sein Gesicht und seufzte tief auf. Baekhyun merkte, dass sein Freund dieser Fakt bedrückte.
,,Das Thema ,Familie' liegt mir schwer. Es mag auch harmlos klingen, aber über die ganzen Jahre hinweg, wurde es mir einfach zu viel. Kyungsoo versucht oft, mich dazu zu überreden, dass ich zu ihnen fahren soll. Aber ich kann es einfach nicht.''
,,Wieso nicht?''
,,Es ging irgendwann nur noch um sie. Meine Interessen und allgemein was von mir kam, war uninteressant. Ich musste immer darauf achten, was mit meinen Eltern ist und was ihnen wichtig ist. Ich habe viel zu wenig auf mich achten können. Und ich kann nicht verzeihen, dass ich meinen Bruder durch sie verloren habe.''

Chanyeol nickte auf. Irgendwie glaubte Baekhyun, dass Chanyeol sich nicht mit seiner Erklärung zufrieden geben würde. Aber er sagte nichts mehr dazu. Stattdessen stand er von seinem Platz auf und fing an, auch noch ihre benutzten Tassen aufzuräumen, ehe er sich wieder zu dem Kleineren drehte. ,,Wollen wir noch einen Film gucken?''
Chanyeol lenkte vom Thema ab, aber Baekhyun war mehr als gewillt darauf einzugehen. Er musste nicht länger über seine Eltern nachdenken und wollte es auch gar nicht. Viel mehr war Baekhyun zufrieden, dass Chanyeol das Thema fallen ließ.
,,Sicher? Es ist schon spät.''
,,Ich bin dein Vorgesetzter.'' Zuckte Chanyeol mit den Schultern und lächelte dabei auf.
,,Und das bedeutet, du kannst mir erlauben blau zu machen? Chanyeol, ich weiß noch nicht, wie genau ich damit umgehen soll, dass wir den gleichen Arbeitsplatz haben und du auch noch in gewisser Weise mein Chef bist. Aber ich weiß jetzt schon, dass ich nicht ausnutzen möchte, dass du in dieser Position stehst.''
,,Aus der Sicht heraus, finde ich es beeindruckend. Aber aus der Sicht, als dein Freund, ist das mehr als deprimierend.'' Chanyeol lachte und zog Baekhyun in seine Arme. ,,Gut. Dann lass uns schlafen gehen.'' Baekhyun nickte und erwiderte die Umarmung. Seine Augen schlossen sich und wohlig lehnte er sich an den Größeren.
,,Oh. Ich habe aber gar keine Sachen hier.'' Aufgrund ihrer Situation am Nachmittag und dem Unwissen, wie es zwischen ihnen aussah, hatte Baekhyun darauf verzichtet, irgendwas einzupacken und mitzunehmen. Auch wenn es im Vorfeld abgesprochen war, dass Baekhyun bei Chanyeol bleiben würde. Nachdem er jedoch bei ihrem ersten Treffen einfach geflüchtet war, wusste Baekhyun nicht, ob Chanyeol das überhaupt noch wollte.
,,Dann ist es ja gut, dass du kleiner bist und ich dir ein T-Shirt zum schlafen leihen kann.''


Ein leises Tapsen war zu hören, als Baekhyun aus dem Badezimmer kam und in Chanyeols Schlafzimmer lief. Sein Freund lag bereits in seinem Bett und blickte den Neuankömmling mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht an. Sofort klopfte er auf die Stelle neben sich und deutete an, dass Baekhyun zu ihm kommen sollte. Ohne zu Zögern, kam er dieser Aufforderung nach und fand sich Sekunden später erneut an diesem Abenden in den Armen von Chanyeol wieder. ,,Ich bin so froh, dass du endlich hier bist und wir nicht mehr nur telefonieren.''
,,Ich auch.'' Baekhyun hob seinen Blick an und biss sich ein wenig auf die Lippen. Bei Chanyeol zu sein, endlich nach all ihrer vergangenen Zeit, es war unglaublich. Das was er eigentlich fühlte, war nicht mit ,,so froh'' zu beschreiben. Es war überwältigend und nicht mehr in Worte zu fassen. Es war endlich so, wie er es sich von Anfang an gewünscht hatte und es war noch besser, als er es sich vorgestellt hatte.
Letzten Endes überbrückte Baekhyun den Abstand zwischen ihnen und küsste Chanyeol. Wohlig seufzte der Größere auf und zog Baekhyun näher zu sich heran, wodurch Baekhyun automatisch Platz auf seinem Freund, statt neben seinem Freund, fand. Es vergingen Minuten, in denen sie diese Position beibehielten, bis Baekhyun letztlich den Kuss unterbrach und versuchte von Chanyeol herunter zu kommen. Unzufrieden verzog dieser sein Gesicht und gab ein undefinierten Laut von sich. Natürlich konnte Baekhyun merken, dass er Chanyeol erregt hatte, was andersherum nicht anders aussah.
,,Baekhyun.''
,,Noch nicht, okay? Lass uns schlafen gehen.''

Erneut verzog Chanyeol das Gesicht. Bestimmt zog er Baekhyun zu einem erneuten Kuss zu sich, ließ ihn jedoch los, sodass er von Chanyeol rutschte. ,,In Ordnung.'' Chanyeol lächelte, küsste Baekhyun erneut und ließ dann vollkommen von ihm ab.
Baekhyun lächelte auf und kuschelte sich an seinen Freund, um langsam, aber unglaublich zufrieden, in einen tiefen Schlaf zu fallen.



...








#Wörter: 3402 (gesamt= 44 107)
#Update: 14. Juni 2020 - Sonntag 16:16 Uhr

#Kommentar:
Hallo :)
Ich bin zurück mit Kapitel 16 und endlich wieder Zeit für mich und fürs Schreiben. Hoffentlich, bin ich jetzt etwas schneller, als in den letzten Wochen, sodass die Updates wieder regelmäßiger erfolgen können, mit nicht so langen Pausen dazwischen :D
Ansonsten habe ich nicht viel zu sagen diesmal. Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen und war ein Trost, nachdem was ich da im letzten Kapitel angerichtet habe :D

Im übrigen, ist mir erst jetzt aufgefallen, dass der Tag, an welchem Baekhyun und Chanyeol zusammengekommen sind, der 29. Februar war... Warum auch immer ich das gemacht habe :D

Okay. Damit verabschiede ich mich aber zunächst erst einmal wieder von euch.
Bis dann
Liebe Grüße Jana <3

Mr. Park~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt