Kapitel 10. 'Weihnachtswunder?'

51 6 0
                                    

Geschichte. 'Mr. Park~'

Kapitel 10. 'Weihnachtswunder?'

~Weihnachtsspezial~




24. Dezember 2019 - Dienstag


Eine zerbrochene Welt war nicht einfach mit Geschenken zu heilen. Bei genauer Betrachtung, gab es nur eine Sache, die Baekhyun's Leid innerhalb weniger Zeit wirklich nehmen könnte. Aber ohne Chanyeol, stand ihm leider ein langer Genesungsprozess bevor. Derartige Zeiten, waren anstrengen und raubten jede Kraft. Vielleicht hatte die Familie einen kleinen Effekt der Heilung. Doch Baekhyun hatte dieses Jahr keinen einzigen Hoffnungsschimmer an diesem Tag.

Seine Freunde waren bereits vor zwei Tagen wieder zurückgefahren. Und auch Zitao und Yixing, waren über die Feiertage nach China geflogen. Baekhyun hatte keine Familie mehr.
Baekhyun wurde bewusst, dass dieser eine Tag, nicht das Fest der Liebe war, von dem er erhoffen könnte, er würde ihm bei der Heilung seines zerbrochenen Herzens helfen. Er war allein und ihm wurde schmerzlich bewusst, dass er nur diese eine Person wollte. Brauchte.
Freunden konnten ihm zwar einen Teil des Schmerzes nehmen. An diesem Tag aber hatte er dies aber nicht zur Verfügung und sein Herzleiden erhielt keine Linderung. Das Heilig Abend war, betrübte ihn nur noch mehr. Das Feste der Liebe, nur ohne Liebe. Das tat etwas weh.

Weihnachtswunder. Sehun hatte das Wort in den Raum geworfen und glaubte fest daran, dass Baekhyun ein Wunder zustand. Ein Weihnachtswunder.
Den ganzen Tag hatte Baekhyun damit verbracht den Weihnachtsbaum zu schmücken, wie er es jedes Jahr getan hatte. Die Wohnung wurde sauber gemacht und aufgeräumt und ein Essen, wenn auch nur für eine Person, zubereitet. Ein einzelnes Geschenk fand seinen Platz unter den Baum. Yixing hatte Zitao es mitgegeben und mit der Information, dass Baekhyun es erst an diesem Tag öffnen durfte. Inzwischen war es kurz vor Mitternacht, nachdem Baekhyun vor dem Fernseher eingeschlafen war und schließlich tränenüberströmt wieder aufgewacht war. Sein Weihnachtswunder, welches Sehun ihm versprochen hatte, ließ auf sich warten.

In seiner Brust war ein Stechen, als er letztlich das Geschenk von seinem Mitschüler öffnete und ein Buch, von welchem er vor wenigen Tagen erst gesprochen hatte, darin fand. Yixing hatte ihm klar zugehört und ihm seinen Wunsch erfüllt. Er wollte sich ehrlich darüber freuen, konnte es aktuell aber nicht. Allein hier zu sitzen und ein Geschenk zu öffnen, war traurig.
Und da seine Situation auch ohne das, schon schmerzhaft war, hatte er nicht die Kraft sich zu freuen. Er packte es nicht. Nicht in diesem Moment.

Nachrichten kamen plötzlich in seinem Handy ein und teilten ihm mit, dass die Familienfeiern seiner Freunde langsam zu einem Ende kamen und sie wieder Zeit fanden, ihm zu schreiben. Dafür brauchte er sich diese nicht einmal ansehen. Das anschließende Klingel ließ ihn jedoch zusammenzucken und verwirrt griff er nach dem Gerät. Das war ungewohnt.

Mit einem Blick erkannte er eine unbekannte Nummer und misstrauisch, besah er sich diese. Eindeutig unbekannt. Genervt drückte er sie weg und fragte sich innerlich, wer ihn so spät am Abend versuchte zu erreichen. Derzeit hatte er aber auch keinen Nerv mehr dafür, es herauszufinden. Es war nicht sein Tag und er war nicht in der Laune dafür. Er wollte Ruhe und gleichzeitig Gesellschaft. Vielleicht sollte er versuchen zu schlafen und die kommenden Tage könnte er sich mit Schulsachen ablenken. Ein ganz zusagender und vorteilhafter Plan.

Nach dem dritten Klingeln seufzte er genervt auf.
Beim vierten nahm er, letztlich doch ab, damit es endlich aufhörte.

,,Wieso nerven Sie mich so spät?'' Meldete er sich, hörbar verärgert. Das war aber doch auch unverschämt.

,,Baekhyun!''
Weihnachtswunder. Und nur wenige Sekunden danach sprang der Uhrzeiger eine Minute weiter und ein neuer Tag begann. Wow. Es war wohl eine Dramaqueen, wenn es solange auf seinen Einsatz wartete.

,,Chanyeol?''
,,Endlich.'' Der Ältere klang erleichtert und verwirrt verzog Baekhyun sein Gesicht.
,,Wie bitte?''
,,Ich habe die richtige Nummer gefunden. Ich habe mit so vielen fremden Personen heute schon gesprochen. Das war unheimlich und unangenehm. Ich wollte diese hier auch schon aufgeben, nachdem ich so oft weggedrückt wurde.''

Baekhyun verzog sein Gesicht. Was war denn jetzt los?
,,Oh? Achja! Magst du mir deine Nummer nennen?''

,,Wie bitte?''
,,Merk dir bitte mal wo wir stehen geblieben waren. Ich rufe gleich noch mal an.'' Und schon hatte Chanyeol aufgelegt.

,,Ähm? Was?'' Baekhyun kniff sich selbst, doch er träumte nicht. Irgendwie verstand er die Welt nicht mehr. Er verstand rein gar nichts mehr.

Das Handy klingelte erneut und ohne etwas zu sagen, nahm er den Anruf entgegen. Es war dieselbe Nummer wie eben. Es war Chanyeol.

,,Entschuldige. Meine Stiefschwester ist hier herumgeschlichen, obwohl sie seit zwei Stunden schlafen soll. Ehrlich, so gerne ich meine Familie auch habe, wenn alle sich zugleich treffen, kann es ziemlich anstrengend sein.''

,,Ähm?''
,,Achja, genau deine Nummer. Kannst du mir die nennen?''
,,Wieso?''
,,Oh warte. Ne brauch ja doch nicht. Aber wo ich dich gerade erreicht habe, hast du ein paar Minuten Zeit oder wolltest du bereits schlafen gehen? Ich bin etwas gestresst, von den ganzen Menschen hier und ich brauche gerade jemanden, bei dem ich runterkommen kann.''

Baekhyun war überfordert. Schlichtweg überfordert. Sein Herz flatterte in seiner Brust und das bekannte Kribbeln in seinen Gliedern kam zurück. Aber ernsthaft. Was war hier gerade los? Er kam nicht mehr hinterher. Hatte er irgendwas vergessen, verpasst oder falsch mitbekommen?

,,Kinder sind toll und ich liebe sie. Aber meine Schwester mit ihren fünf Jahren, gemeinsam mit meinen Cousinen und Cousins ist schnell nervenraubend. Die streiten so gerne. Und weil ich doch noch der Jüngste bin, sollte ich mit ihnen zum Spielplatz gehen während, die Anderen den Tag vorbereitet haben. Und dann sprechen alle gleichzeitig, beim Essen und allem. Ich brauche gerade jemanden, wie dich. Jemanden mit dem man einfach in Ruhe sprechen kann. Es ist einfach angenehm.''

,,Ähm?''
,,Oh? Ich hoffe ich störe bei dir nicht irgendwie? Seit ihr noch am Feiern?''
,,Ich bin allein.''
,,Hast du Zeit zum sprechen? Es tut einfach gut deine Stimme zu hören.''
,,Wie kann das denn? Du lässt mich ja gar nicht zu Wort kommen? Und mal ernsthaft. Ich mag mich scheiße verhalten haben, aber du hast mir klar und deutlich gezeigt, dass du mit mir nichts mehr zu tun haben willst und plötzlich rufst du mich und verhältst dich, als wäre nichts gewesen.''
,,Verhalte dich dann besser nicht wieder scheiße.'' Chanyeol lachte auf. Ein Lachen, welches Baekhyun zu lange nicht mehr gehört hatte. Ein Lachen, welches er so sehr vermisst hatte. Ein Lachen ein so wichtiger Bestandteil ihrer Konversationen und Baekhyun's Leben. Wie konnte er da, trotz der Situation, nicht anfangen zu lächeln? ,,Nein. Entschuldige. Ich sag ja, ich bin etwas gestresst und ehrlich gesagt, das löst bei mir immer einen Redefluss aus. Ich habe ganz bestimmt nicht vorgehabt, mit dir nichts mehr zu tun zu haben. Aber ich habe Verständnis, wieso du das geglaubt hast. Zugegeben, ich war etwas sauer an dem Tag, weil ich versucht habe die Stimmung zu lockern und ach was weiß ich. Im Endeffekt habe ich mein Handy und Telefon zerstört. Das mit dem Telefon hast du ja noch mitbekommen. Während du versucht hast mich zu erreichen, hat es den auch schließlich Geist aufgegeben. Und ich hatte deine Nummer nicht mehr. Hinterfrag am besten nicht, wie ich es geschafft habe, all das zu zerstören und wie ich deine Nummer gefunden habe, am besten auch nicht.''
,,Wie hast du es zerstört?''
,,Ich sag doch, ich war sauer. Auf dich, weil du ungerecht mir gegenüber warst. Auf mich, weil ich einfach aufgelegt hatte. Was genauso ungerecht war. Es ist einfach dumm gelaufen und ich bin ein dummer Idiot, unter dem meine Geräte zu leiden hatten.''
,,Und wie hast du meine Nummer herausgefunden?''
,,Äh? Ja naja, ich habe jede Nummer die unter 'Byun' im Telefonbuch eingespeichert war rausgesucht und habe irgendwann mit deinen Eltern telefoniert. Vorhin war ich mir nicht sicher, ob es deine Eltern waren, jetzt bin ich es.''

,,Warte mal? Meine Eltern haben meine Handynummer? Woher?''
,,Wie?''
,,Okay. Du hast schon eine neue Nummer. Ich brauche jetzt eine neue Nummer.'' Baekhyun seufzte genervt auf und unterdrückte ein Augenrollen.
,,Es tut mir leid, okay? Ich wollte nicht, dass du denkst, dass ich sauer bin und nichts mehr mit dir zu tun haben wollte. Nur hatte ich deine Nummer nirgendwo gespeichert oder eher, ich hatte sie nirgendwo aufgeschrieben gehabt.''

,,Du hast mir mein Herz gebrochen.''

,,Ich weiß. Das weiß ich wirklich und es tut mir leid. Wirklich sehr. Ich hatte schon Angst, dass ich nie wieder mit dir sprechen könnte. Für dich muss es vermutlich noch schlimmer.''
,,Das ist kein Ausdruck dafür. Schlimm, oder noch viel schlimmer beschreibt es nicht mal ansatzweise.''

Baekhyun wollte es nicht weiter hinterfragen. Er brauchte es nicht weiter zu hinterfragen. Immerhin hatte Chanyeol ihn angerufen und Chanyeol hatte ihre Freundschaft nicht aufgegeben. Auch wenn seine Erklärung etwas komisch war. Aber bei einer solchen Situation verwunderte es ihn wenig. Trotzdem fiel es ihm in diesem Augenblick unglaublich schwer, seinen Schmerz nicht zu offenbaren. Er liebte Chanyeol. Viel mehr, als er es eigentlich sollte, aufgrund ihrer Beziehung zueinander. Die letzten Wochen war nicht einfach nur schlimm. Sie haben ihm das Herz zerbrochen und ihn an seine Grenzen getrieben. Er war so kurz davor, alles aufzugeben, weil er keine Kraft mehr hatte. Das ganze hatte Spuren hinterlassen. Große, breite und auch tiefe Spuren.

,,Kann ich irgendwas machen, damit du mir glaubst und verzeihst?''
,,Ich weiß es nicht. Chanyeol, ich will nicht, dass unser Kontrakt bricht und ich will dich nicht aus meinem Leben verlieren. Aber in der ganzen Zeit...'' Baekhyun konnte nicht mehr und unwillkürlich fingen die Tränen an über seine Wangen zu laufen. Seine Stimme brach und die Worte blieben ihm im Hals stecken, aber der Wille, seine Gedanken auszusprechen war zu groß.
,,Die ganze vergangene Zeit, hat mein Herz belastet. Du belastet es immer wieder aufs neue und ich weiß nicht wie viel es noch aushält.''
,,Ich weiß Baekie...''
,,Das ist das Problem. Du scheinst es immer noch nicht zu verstehen, obwohl ich es angedeutet habe, vor Wochen und heute. Ich habe es sogar deutlich ausgesprochen. Und dann diese Situation...Es hat mir die Kraft genommen.''
,,Ich verspreche, dass ich ab jetzt immer für dich erreichbar bin. Ich will doch selber nicht, dass wir unsere Freundschaft aufgeben. Ich will den Kontakt mit dir halten und ich will... Ich verstehe was du meinst. Irgendwie. Denke ich... Du bist mir wichtig Baekhyun. Ziemlich wichtig. Ich habe es nicht ertragen können, keinen Kontakt mehr mit dir zu haben und habe alles dafür getan, damit ich irgendwie deine Nummer wieder bekommen konnte. Ich wäre selbst in deine Stadt gekommen und hätte jede Ausbildungsstätte nach dir abgesucht. Du bist nicht irgendein Kontakt, mit dem ich gerne mal spreche. Du bist mir wirklich unbeschreiblich wichtig.''

Baekhyun seufzte. Sein Herz fing schneller an zu schlagen, bei den Worten die Chanyeol aussprach und ein Gefühl der Wärme und Zufriedenheit breitete sich aus. Vielleicht konnte er sogar merken, wie all die verlorene Energie zurück in seinen Körper gelangte. Vielleicht konnte er sogar merken, wie seine Zweifel abfielen, dabei war vom ersten Moment an klar gewesen, dass er Chanyeol niemals abweisen würde und jederzeit zurück in sein Leben gelassen hätte. Chanyeol gehörte dazu, so oder so. Dann sollte er es halt nicht verstehen. Baekhyun würde es ertragen können, wenn Chanyeol seine Liebe ignorierte, aber nicht, wenn Chanyeol ihn ignorierte.

,,Okay.''
,,Was?''
,,Okay, ich verzeihe dir.''

Dennoch versprach er sich, spätestens bei seiner Rückkehr, nach Abschluss seiner Ausbildung, Chanyeol deutlich zu machen, wie seine Gefühle zu verstehen waren. Er würde ihm deutlich machen, dass er ihn ernsthaft liebte. Nicht jetzt, aber im laufe der Zeit. Vielleicht würde er den Mut auch eher zusammenbringen können.
Baekhyun musste Chanyeol nicht gerade heute seine Liebe gestehen. Nicht heute. Aber im nächsten Jahr. Ohne Zweifel. Im Prinzip war er sowieso noch nicht bereit dafür gewesen. Aber er merkte, dass er es bald sein würde. Dann würde er es offenbaren und ehrlich mit Chanyeol sein. Für heute und dem letzten Rest des Jahres, war er zufrieden damit, dass er seinen Schwarm überhaupt wieder zurück in seinem Leben hatte.

In diesem Moment war nur noch das wichtig und dass ihre Geschichte eine Fortsetzung bekommen würde.






25. Dezember 2019 - Mittwoch

,,Jetzt sein kein Feigling und sag es ihm endlich!''

,,Ich bin doch deswegen kein Feigling. Ich denke nur, das ich dieses Gespräch jetzt nicht erzwingen sollte. Und nach all dem Ganzen, bin ich nicht bereit, dass direkt auszusprechen. Das ganze Vergangene soll sich erst wieder beruhigen und dann kann ich so was raus hauen.''

Kyungsoo stöhnte genervt auf. ,,Du kannst froh sein, dass du in der nächsten Zeit nicht von uns zu einem gewohnten Treffen gezwungen wirst. Jongin wartet nur darauf, dass du endlich wieder zurück bist und wir 'Wahrheit oder Pflicht' spielen. Er will sich noch dafür rächen, dass du deine Pflicht damals nicht durchgezogen hast und ich bin mir sicher, dass er bis dahin ein paar Ideen gesammelt hat. Würde er das Ganze jetzt gerade wissen, dann würde er dich dazu zwingen, dass du Chanyeol endlich gestehst, was du eigentlich empfindest.''
,,Ist doch von Jongin nicht anders zu erwarten.''
,,Ich sag ja, dass du froh sein kannst, dass du nicht dabei sein wirst. Ich akzeptiere es, wenn du ihn jetzt nicht direkt anrufen und alles erzählen willst. Aber warte trotzdem nicht allzu lange darauf. Eure Beziehung ist so stabil, da ist es egal, ob er deine Gefühle erwidert oder nicht. Er wird dich so oder so in seinem Leben behalten wollen. Aber er hat es verdient die Wahrheit zu erfahren.''

Baekhyun atmete tief durch. Kyungsoo hatte ja Recht. Aber er konnte es trotzdem nicht. Dafür war er sich zu diesem Zeitpunkt, nach allem was war, zu unsicher.
,,Ich möchte es ihm ja auch nicht verschweigen und das werde ich auch nicht.''
,,Das glaube ich dir, immerhin kenne ich dich.''
Baekhyun lachte auf und gab kurzzeitig das Wäscheaufhängen auf. Er griff nach seinem Handy und setzte sich auf sein Bett. ,,Danke.''
,,Jetzt ruf ihn schon an. Wir schreiben.''
,,Okay.''

Kyungsoo lachte auf, ehe der Besetztton folgte. Baekhyun selbst musste lächeln. Er war dankbar für seinen besten Freund. In jeder Situation zeigte er Verständnis und respektierte Baekhyuns Entscheidungen. Momente wie diese, zeigten ihm, dass er seine Freunde vermisste und Chanyeol nur ein kleiner Teil war, warum er sich auf seine Rückkehr in wenigen Monaten freute.

,,Park?''
,,Byun.''

,,Oh? Das passt, dass du gerade anrufst. Ich habe mich wohl gestern etwas vertan, aufgrund meiner Nervosität. Ich wollte dich gar nicht nach deiner Nummer fragen, sondern nach deiner Adresse. Wollte dir gerade schreiben und nachfragen. Also,wenn das okay für dich ist?''
Baekhyun musste lachen. Seit Chanyeol ihm am Tag zuvor und nach so vielen Wochen angerufen hat, war er unglaublich in Sprechlaune. Die genannte Nervosität, schien immer noch zu bestehen. Irgendwie fand Baekhyun diesen Fakt an Chanyeol niedlich.
,,Stehst du dann morgen vor meiner Haustür, wenn ich dir die sage?''
,,Wäre eine Möglichkeit, wenn es nach mir ginge, aber damit wäre meine Familie überhaupt nicht zufrieden. Es besteht hier immer die Pflicht bis zu Silvester da zu sein. Da sind sie wirklich streng.''
,,Aber die können dich doch nicht zwingen?''
,,Das vielleicht nicht. Aber mir liegt viel an ihnen und ich möchte nicht, dass sie enttäuscht oder traurig sind. Außerdem finde ich sonst schon ziemlich wenig Zeit sie zu sehen und dann bin ich auch gerne hier.''
Baekhyun lächelte, auch wenn sich ein Funke Traurigkeit durch seinen Körper zog. Wie zuvor bei Kyungsoo, stellte er den Lautsprecher seines Handys an, um nun seine unterbrochene Tat, die Wäsche aufzuhängen, fortzuführen.

,,Es kann anstrengend sein. Wir sind keine sehr kleine Familie. Aber es ist einer der wenigen Momente im Jahr, an denen wir unsere Zeit füreinander haben. Direkt nach Silvester muss ich ja auch schon wieder arbeiten und auch der Rest der Familie ist da sehr beschränkt. Ich mag diese Zeiten und schätze sie.''
Baekhyun mochte es, der Stimme von Chanyeol zu lauschen. Sie hatte etwas beruhigendes, etwas angenehmen. Auch wenn die Worte ein Stich in sein Herzen versetzten. Klein und kaum bemerkbar. Doch er war da und trug etwas bedrücktes mit sich. Derzeit wollte Baekhyun aber nicht auf die Worte verzichten. Er wollte alles hören, was Chanyeol bereit war preiszugeben. Alles wollte er wissen.

,,Meine Mutter hatte einmal einen Unfall. Ich habe die ganze Zeit an ihrer Seite im Krankenhaus gesessen. Es war nichts gravierendes. Aber ich hab mir die Zeit genommen. Und an Heiligabend tauche auch der Rest der Familie auf. Ich kann mich an kein Jahr erinnern, wo wir nicht alle zusammen waren. Es ist eine Tradition. Vermutlich werden sie mich nicht zwingen können, aber ich möchte auch gar nicht weg von hier. Ich glaube nicht, dass es richtig wäre.'' Chanyeol klang zufrieden. Glücklich.
,,Es wäre schön, dich in meinem Urlaub besuchen zu können. Aber es ist meine Familie und die meisten sehe ich nur dann. Wir spielen verschiedene Spiele, denken uns Geschichten aus oder reden über früher. Meine Kindheitsgeschichten werden dabei scheinbar auch nie langweilig.''

Baekhyun wünschte sich, diese Kindheitsgeschichten irgendwann auch zu erfahren. Wie war der Andere als Kind? ,,Oh Gott. Jetzt habe ich dich schon wieder gar nicht zu Wort kommen lassen.''
,,Kein Problem. Es ist schön dir zuzuhören. Gerade, bei einem solchen Thema, wo du offensichtlich vollkommen aufblühst.''
Chanyeol lachte auf und erneut fing Baekhyun an zu lächeln. ,,Aber dennoch. Erzähl du doch mal was? Wie verbringst du deine Tage denn jetzt, wo du nicht in der Heimat bist? Bist du ganz alleine?''
,,Ja., aber das ist normal. Ich bin das schon von den letzten Jahren gewohnt. Meine Freunde sind auch immer bei ihrer Familie, weswegen wir unsere Treffen bezüglich Weihnachten immer direkt davor legen. Die Feiertage über bin ich aber immer allein. Ich vertiefe mich für normal dann in eine Schreibphase, die wirklich nur dann im Jahr auftaucht. Silvester habe ich dann meistens bei einem meiner Freunde und deren Familie verbracht. Für dieses Jahr habe ich aber dafür noch nichts geplant. Aber eigentlich könnte ich die Zeit gut nutzen, um meine Ausbildung voranzubringen und mich gut vorzubereiten. Immerhin möchte ich nächstes Jahr zurück kommen.''
,,Baekhyun.''
Der Angesprochene hatte den betrübten Ton in der Stimme von Chanyeol heraushören können. ,,Jetzt würde ich sogar noch lieber, zu dir fahren damit du nicht allein sein musst.''
,,Ist schon okay. Ich bin es wie gesagt gewohnt. Es ist nicht das erste Jahr und wird auch vermutlich nicht das letzte Jahr sein werden.''
,,Vielleicht nicht das erste Jahr, aber das letzte. Wenn du nächstes Jahr zu Weihnachten wieder alleine sein solltest, dann hole ich dich höchstpersönlich ab und du feierst bei uns mit. Du musst, du solltest und du wirst Weihnachten nicht mehr alleine verbringen.''




...








#Wörter: 3 071 (gestamt= 27 378)
#Update: 26. Dezember 2019 - Donnerstag - 18:48 Uhr

Mr. Park~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt