Geschichte. 'Mr. Park~'
Kapitel 6. 'Das Gespräch in die Leere'
11. Oktober 2019 - Freitag
Mit kribbelnden Gliedern packte Chanyeol die letzten Sachen in seine Tasche und mit einem Blick auf sein Handy, sah er die Nachricht von Baekhyun, auf was er heute achten müsste. Irgendwie mussten sie sich ja erkennen können. Der große Mann nahm sich vor, Baekhyun ebenfalls eine Nachricht seiner Klamotten zu schicken, da er sich aber noch in seinem Büro befand, verschob er das auf Zuhause. Er wollte wenigstens dieses Gebäude zunächst verlassen und da in zwei Minuten seine Arbeitszeit vorbei war, würde das warten können.
In seinem Kopf bildeten sich die ersten Vermutungen und Bilder. Ein Körper der einen Blauen Pullover trägt, Beine in einer schwarzen Röhrenjeans. Vielleicht hatte Chanyeol ein wenig Angst vor dem Treffen und doch erschien es ihm normal, diese Angst zu verspüren. Immerhin würde er heute sehen können, wer genau, immer auf der anderen Seite des Telefonats mit ihm sprach und auch wenn er Baekhyun's Stimme kannte, konnte alles mögliche auf ihn zukommen. Er hatte etwas Angst, aber viel mehr freute er sich, endlich Baekhyun kennenzulernen. Das, worauf er schon so lange gewartet hatte. Sie waren so gute Freunde geworden, dass er es nicht leiden konnte, ihn nicht sehen zu können.
Zufrieden lächelnd blickte Chanyeol auf die Uhr und packte schließlich auch sein Handy in seinen Rucksack. Schnell lief er zu der Tür seines Büros und nahm seine Jacke in seine Hand, als er mit einem plötzlichen Stoß nach hinten knallte sowie die Tür gegen seinen Kopf. Sein Gesicht verzog sich schmerzhaft, während seine Hand über die getroffene Stelle rieb. Finster blickte er zu dem unangekündigten Besucher. Mit einem blauen Fleck auf der Stirn konnte und wollte er Baekhyun nicht gegenübertreten.
,,Die Systeme sind eingestürzt. Alle Systeme. Der Chef dreht mir bereits den Hals um, weil ich keine Lösung finde und er droht damit mich zu kündigen, wenn ich das nicht sofort wieder auf die Reihe bekomme. Und dich auch, wenn ich dich nicht davon abhalten kann nach Hause zu gehen.''
,,Das kann der nicht machen.''
,,Chanyeol! Ehrlich jetzt. Es ist keine Zeit da, um über irgendwas zu diskutieren oder zu überlegen, ob der das wirklich machen kann. Wenn wir das nicht regeln, dann braucht er uns nicht zu kündigen, weil wir dann auch so unsere Jobs los sind.'' Chanyeol erkannte den verzweifelten Blick auf dem Gesicht seines Freundes und seufzend sackten seine Schultern herunter. So hatte er sich das nicht vorgestellt. ,,Wir hatten noch nie einen solchen Ausfall und das ganze Team sitzt auf der Suche nach der Ursache. Aber wir können keine finden. Du hast mehr Ahnung und selbst wenn ich deine Vertretung bin, ich packe das nicht ohne dich. Das ist nicht ein kleiner Ausfall, wie wir ihn schon mal hatten, der mit ein paar Handgriffen zu lösen ist. Schmeiß bitte einfach diese verdammte Jacke in die Ecke und kommt mit.''
,,Okay, ihr findet gar nichts? Keine einzige Spur?'' Jongdae schüttelte mit dem Kopf und plötzlich merkte Chanyeol das Adrenalin in seinen Körper fließen. Okay, das war wirklich kein Witz. Wie befohlen, schmiss er die Jacke einfach hinter sich und folge Jongdae so schnell er konnte. Bei seinem Team angekommen, sah er bereits die vielen verzweifelten Gesichter und hörte das Tippen auf den Tasten, das Klicken der Mäuse. Sowas hatte er noch nie in seinen Leben gesehen und er hinterfragte erneut, ob es richtig war, eine so hohe Stellung in seinem Alter zu besetzen. Würde er selber überhaupt wissen können, wie sie das Problem regeln könnten? Konnte Chanyeol so viel Erfahrung bereits gesammelt haben, um dieses Problem herauszufinden und zu lösen, so viel Erfahrung gesammelt haben, dass er wusste, wie er sein Team anleiten konnte?
,,Ich möchte jetzt etwas von Ihnen hören.''
,,Es tut mir leid, aber wir haben bisher nichts finden können.''
,,Herr Park, finden Sie eine Lösung. Wenn Sie das nicht schaffen, dann bin ich mir nicht sicher, ob Sie wirklich für diese Arbeitsstelle fähig sind.''
,,Ich gebe mir all meine Mühe.''
,,Was hat er gesagt?'' Jongdae empfing ihn sofort, als Chanyeol zurück in den Raum kam und seine Mitarbeiter genauso fleißig arbeiten, wie zuvor. Keiner schien eine Pause gemacht zu haben. Das konnte er nicht zulassen. ,,Okay! Jeder von euch braucht eine Pause! 15 Minuten für alle, aber bitte immer nur maximal zwei gleichzeitig. Von vorne nach Hinten bitte!''
,,Genau das, was du mir auch schon gesagt hast. Wenn wir das nicht hinbekommen, dann bin ich meinen Job los.''
,,Denkst du jetzt, dass er das machen kann?''
,,Wenn er meint, dass ich nicht fähig bin und das auch als Grund nennt, dann mit Sicherheit. Ich muss mir dringend eine Strategie überlegen.''
,,Ich bin an deiner Seite.''
12. Oktober 2019 - Samstag
Nervös tippte sein Fuß auf dem Boden, als er das Geräusch wahrnahm. Er betete, dass Baekhyun nicht allzu sauer war. Auch wenn er sagte, dass er nicht böse auf Chanyeol war, irgendwie hatte es am Vormittan nach dem genauem Gegenteil geklungen. Natürlich war es niemals seine Absicht gewesen, den jüngeren Mann zu verärgern und vielleicht war es nicht einmal wirklich seine Schuld gewesen, aber die Situation machte ihn nervös. Baekhyun war wirklich ein guter Freund für ihn, ein wichtiger Freund. Manchmal glaubte Chanyeol, dass er ihm mehr vertrauen konnte, als seinem besten Freund. Wobei er Yifan auch nicht bei allem vertrauen konnte, so gerne, wie er alles preisgab.
,,Hallo?''
,,Kein Byun?''
,,Bin nicht in der Stimmung. Und ich bin müde.''
Chanyeol merkte, wie sein Lächeln bröckelte. Seine Vermutung, dass Baekhyun wirklich immer noch sauer sein könnte, schien sich immer mehr zu bestätigten und er hatte Angst, wie sich das auf die Freundschaft auswirken könnte. ,,Hör mal, bei der Arbeit ist alles eingestürzt, was einstürzen kann, was uns schon so den Job kosten könnte, wenn die Firma dadurch zugrunde geht und mein Chef hat zusätzlich damit gedroht mich zu kündigen, wenn ich keine Lösung finde. Ich stand in meinen 27 Jahren noch nie so unter Druck. Ich war so gestresst und auch panisch, weil wir keinen Ausweg gefunden haben und es tut mir einfach nur leid, dass ich nicht die Möglichkeit hatte aufzutauchen, oder mich auch überhaupt nur zu melden. Mein Handy war schon in der Tasche, weil ich eigentlich frei gehabt hätte und da ich so aus dem Raum bin, nachdem ich die Mitteilung erhalten hatte, kam ich da nicht so einfach dran. Ja, ich gebe sogar zu, dass ich in den Moment, oder eher in den ganzen Stunden einfach nicht mehr daran gedacht hatte, dir zu schreiben, weil mein Kopf so voll mit der Arbeit war. Aber das hatte nichts mit dir zu tun oder diesem Treffen. Ich wollte wirklich auftauchen und dich endlich kennenlernen und mir ist diese Freundschaft so unglaublich wichtig, dass es nicht fair ist, dass ich mich nicht einmal gemeldet habe. Mir ist sie wirklich verdammt wichtig. Und ich möchte nicht, dass du denkst, dass es nicht der Fall ist, nur weil ich nicht auftauchen konnte. Oder verdammt, mich nicht einmal melden konnte. Ich möchte, dass du das weißt. Bitte denke nicht, dass es anders der Fall wäre. Du bist mir wichtig, diese Gespräche sind mir wichtig, ich hänge inzwischen wirklich an dieser Freundschaft, die wir führen. Auch wenn wir uns immer noch nicht sehen konnten. Von deiner Idee, drei Jahre zu warten, war ich nicht überzeugt und bin es auch immer noch nicht. Aber ich habe gemerkt, dass es mir nicht wichtig ist, dich so schnell wie möglich zu treffen, solange ich jeden möglichen Tag deine Stimme hören kann, einfach mit dir reden kann. Wir werden einen Tag finden, an dem wir beide Zeit haben, ohne das etwas wie die Arbeit dazwischen kommen kann und dann werden wir dieses Treffen nachholen. An einem Tag, bei dem wirklich nichts dazwischen kommen kann. Aber bitte sei nicht mehr böse auf mich. Das ertrage ich nicht.''
Chanyeol atmete durch. Er hatte sich all seine Gedanken von der Seele gesprochen und hoffte irgendwie auch die richtigen Worte getroffen zu haben. Baekhyun war nicht mehr irgendein Fremder, mit welchem er gerne über gemeinsame, oder auch nicht gemeinsamen, Interessen sprach. Baekhyun war inzwischen einer seiner engsten Freunde geworden. Dafür brauchte er kein Bild in seinem Kopf. Er brauchte nur Baekhyun.
,,Ich weiß, dass es dennoch nicht richtig von mir war. Vielleicht hätte ich mein Handy zu mir holen sollen, damit du nicht da sitzen und auf mich warten musst. Aber ich konnte daran nicht denken. Und ich bereue es wirklich. Ich kann gar nicht beschreiben, wie leid es mir wirklich tut und wie dumm ich eigentlich war. Bitte Baekhyun, bitte verzeih mir das.''
Chanyeol hatte Angst. Große Angst. Und zugleich fühlte er sich gerade so befreit. Er hatte alles ausgesprochen und war bereit, sich Baekhyun's Meinung anzuhören. Er hatte alles erklären können, alles sagen können, Chanyeol hatte all seine Schuld auf sich genommen und zugegeben. Nicht eine Sekunde hatte er daran gedacht, zu lügen. Letztlich hatte er sogar zugegeben, dass er nicht einmal mehr an Baekhyun gedacht hatte. Es war okay. Und auch Baekhyun's Wut war okay. Solange der Jüngere verstand, wie leid es ihm tat und solange sie sich wieder vertragen würden.
Doch Baekhyun's Meinung hörte er nicht. Gar nichts hörte er. Verwirrt verzog er plötzlich das Gesicht und nahm kurz das Telefon von seinem Ohr, um sicher zu gehen, dass das Telefonat noch lief. Brauchte Baekhyun ein paar Sekunden Zeit, um sich zu sammeln?
Ein Seufzen ertönte und Chanyeol's Mund verließ es belustigendes Schnauben. ,,Ich bekomme fast Panik hier und schütte dir meine Seele aus und du pennst einfach ein.''
,,Keine Sorge. Ich wollte zwar nicht lauschen, aber Baekhyun hatte das Handy auf laut gestellt und noch als er gesprochen hatte, wusste ich, dass er gleich weg pennt. Ich habe deine Worte aufgenommen und spiele sie ihm morgen vor. Sei mir nicht böse, immerhin hast du die Worte schön gewählt und wirst das bestimmt kein zweites Mal hinbekommen.''
,,Was?''
,,Bin übrigens Baekhyun's Mitbewohner Zitao. Ich lege dann aber jetzt für Baekhyun auf und versuche ihn irgendwie in sein Schlafzimmer zu bekommen. Dieses Sofa ist eindeutig zu klein für ihn und dabei ist er schon ein winzling. Ich sage ihm, dass er dich zurückrufen soll, nachdem er deine Worte gehört hat. Bye.''
Erneut.
Was?
Oh warte mal? Winzling? Er hatte eine Information über Baekhyun's Erscheinungsbild erhalten. Wenn auch kein genaues, aber Chanyeol wusste jetzt, dass Baekhyun nicht groß sein konnte. Zumindest bestimmt nicht so groß wie Chanyeol selbst. Wobei sowieso die meisten kleiner waren als Chanyeol. Yifan war da schon eine Ausnahme.
Mit einem Seufzen nahm er schließlich sein Handy von seinem Ohr und schaltete die Tastensperre ein. Sollte er jetzt versuchen zu schlafen? Könnte er schlafen, in der Unwissenheit, ob Baekhyun sauer war?
Die ganze Situation war so komisch. Und langsam glaubte Chanyeol, dass er Baekhyun immer wieder enttäuschte. Es war immerhin nicht das erste Mal. Wenn sie sich irgendwann mal sehen sollte, wie würde es dann werden? Könnten sie normale Freunde sein, oder versaute Chanyeol auch dann immer was. Er hatte wirklich ein Talent dafür und sollte sich damit mal auseinandersetzen. Baekhyun aufgrund solcher Dinge zu verlieren wollte er nicht. Wirklich nicht.
Vielleicht sollte er auf den Rückruf seines Telefons-Partners warten und solange selbst zu Ruhe kommen. In den letzten Stunden hatte er zu wenig bekommen können und auch die kommenden Tage würden seine ganze Kraft in anspruch nehmen. Und damit er noch genügend Zeit für die Gespräche mit Baekhyun hatte, sollte er auch ausgeschlafen sein.
Auch wenn er sich noch unsicher war, irgendwo in sich, hatte er die Hoffnung und auch wirklich das Gefühl, dass Baekhyun ihm verzeihen wird. Chanyeol glaubte, dass die Freundschaft dem Ganzen stand halten könnte....
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#Update: 15. Dezember 2019 - Sonntag - 21:54 Uhr
#Musikempfehlung: EVERGLOW - Adios
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Mr. Park~
Fanfiction,,Ich will, dass du eine fremde Nummer anrufst und die Person an der anderen Leitung zum Telefonsex überzeugst.'' - Baekhyun hatte seine Freunde noch nie mehr in seinem Leben gehasst. Aber eine einfache Pflicht konnte etwas ganz anders bewirken. Etw...