Stimmenkabinette (Kapitel 3)

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5.12.2022-

„So hier sind wir..". Zwei Herren betraten den Raum. „Das ist er. Sein Name ist Hwang Hyunjin, um ihn wirst du dich kümmern."
Stille.
„Verstanden, Sir.. aber dürfte ich vielleicht wissen, warum er so zugerichtet ist?"
„Der Junge hat Psychosen, sieht immer seinen toten besten Freund. Laut Aussagen soll die Illusion, ihn immer für den Tod des Jungen beschuldigen. Durch sein Posttraumatischbelastendes Erlebnis hat er wahrscheinlich einen Grund gesucht um alles zu verarbeiten, und da es in solch einer Situation leicht ist, sich einfach die Schuld zuzuschieben, denkt er, dass das er der Grund für den Tod seines Freundes ist. Später wurde jedoch festgestellt, dass dieser psychische Erkrankungen hatte. Das wird wohl der wahre Grund für den Tod des 14-Jährigen gewesen sein. So sagen es die Ärzte. Vor einer Woche hat die Illusion seit Jahren wieder gesprochen und der Patient ist durchgedreht und hat sich selbst mit einem Stuhlbein halbtot geprügelt..", der um die 40-Jährige drehte sich zu dem Blonden. Dieser starrte ihn mit riesigen Augen an.
„Das ist ja schrecklich!", entfuhr es dem 21-Jährigen. „Ja, da hast du recht.. Naja, wir können nichts Anderes tun als ihn wieder gesund zu pflegen. Körperlich zu mindestens. Für die seelische Genesung wird er in eine psychische Anstalt verwiesen." Der Blonde biss sich auf die Unterlippe und starrte auf, das in Laken und Verbände eingewickelte, Gesicht seines Patienten. Sein Kollege schaute auf die Armbanduhr die an dessen Handgelenk lag und schluckte laut.
„Mist! Schon so spät! Ich muss los. Also dann, viel Glück. Du bist jetzt, sozusagen, die persönliche Krankenschwester, in männliche, für Hyunjin."
Ein gestelltes Lachen von dem Halbaustralier. „Ja, da hast du wohl recht!", rief er und drehte sich zu dem Koreaner, um mit seiner Arbeit zu beginnen.
——————
Hyunjin lag friedlich auf seinem Krankenbett und hatte wie schon seit einer Woche, ununterbrochen die Augen geschlossen. Als könnte ihn nichts aufwecken..
Der Australier beugte sich mit einem feuchten Lappen runter zu seinem Patienten und wischte den kalten Schweiß von dessen Stirn. Die Verbände entfernte er nun komplett und trug Salbe auf die Wunden und Schwellungen auf.
Seine Augen huschten über das demolierte Gesicht. Überall waren schwere Verletzungen.
„Wie sehr er gelitten haben muss..", flüsterte Felix leise vor sich hin.
Doch diese Worte waren nicht auf seine Verletzungen bezogen, sondern auf das mentale Leiden. Der Australier fing an sich schlecht zu fühlen. Auf einmal lag eine Bedrücktheit in der Luft, die man nicht hätte, beschreiben können.
Gerade wischte der Blonde dem Braunhaarigen, zum X-ten mal den Schweiß von der Stirn, als ein einzelne Träne aus dem Tränensack des Älteren kroch. Leise rollte sie über das Gesicht und kam schließlich zum Stoppen, als sie von Felix aufgefangen wurde.
„Hyunjin... warum weinst du?..", sprach der Australier in die Stille, eher zu sich selbst als zu seinem Patienten, und starrte auf die Träne auf seinem Finger.

„Weil mich endlich jemand versteht.."

Ruckartig schaute der Blonde in die Richtung aus der die Stimme kam.
Hyunjin hatte gesprochen. Die dunkelbraunen Augen durchbohrten den 21-Jährigen. Ein zartes Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Blonden.
„Guten Morgen..", sagte er schon fast glücklich und holte schnell Wasser, welches er seinem Patienten gab. Dankend nahm dieser das Wasser an und trank gierig. Sein Gesicht verzog sich ab und zu, wahrscheinlich wegen den höllischen Schmerzen die von seinem Gesicht aus ging. Als er fertig getrunken hatte, nahm Felix ihm das Wasser ab und trocknete die Mundwinkel des Brünetten.
„Oh! Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt! Also:
Mein Name ist Lee Felix und ich bin dein Krankenpfleger. Ich kümmere mich aber erst seit ein paar Stunden um dich. Ich weiß aber, dass dein Schädel an zwei Stellen angebrochen ist und an einer gebrochen war. Außerdem hattest du zwei Gehirnerschütterungen, die Gottseidank nichts Großes angerichtet haben. Das wurde aber schon alles operiert, als du eingeliefert wurdest. Du hast eine äußerst gute Regenerationsfähigkeit. In 5 Wochen wirst du in eine psychiatrische Anstalt verwiesen. Noch Fragen?", beendete der Blonde sein Vortrag. Ein bisschen überfordert blickte der Koreaner dem 21-Jährigen ins Gesicht.
„Ja, ich hätte eine..", begann Hyunjin zögernd, „Ist Kim hier?"
Felix hatte schon von Anfang bemerkt, das der Brünette panisch durch den Raum geblickt hatte und ihm war auch der Grund bewusst gewesen, doch jetzt kannte er den Namen von Hyunjin's größten Albtraumes. Beruhigend legte der Australier seinem Patienten die Hand auf die Schulter.
„Alles gut. Wer wird nicht wiederkommen, jetzt bin ich ja da.."
Die Augen des Brünetten fingen sofort an zu leuchten, als diese Worte die Lippen des Blonden verließen. Felix tat einfach so als ob er die Reaktion nicht bekommen hätte und lies sich weiter anstarren.
Schließlich war es ja schon niedlich.

SICK KIDS (Boy x Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt