✧༝┉˚*❋ Kapitel 4 ❋*˚┉༝✧

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Der Duft des Frühstücks umhüllte den Geruchssinn, als Gaara das Esszimmer betrat. Im generellen sah der Raum aus wie eine Schulkantine, mit der Ausnahme, dass alles streng überwacht wurde. Kameras höchster Qualität waren an der Decke zu sehen und im Raum standen einige Wachleute. Doch ansonsten konnte man sich frei bewegen.

Gestern hatte er sich mit der Brünette weiter unterhalten, bis die Schlafenszeit anbrach. Oder besser gesagt, sie hatte über irgendwelche unnötigen, aber interessanten Sachen erzählt und er hatte ihr zugehört. Manchmal sogar etwas hinzugefügt, was ihn immer noch verwunderte.

Still trat er an das Buffet und nahm das vorbereitete Frühstück. Mit dem Tablett in der Hand sah er sich um. Er hatte nicht wirklich Hunger, aber es stand in seinem Tagesprogramm, das Tsunade-sama erstellt hatte, also hatten ihn die Wachleute hierher gebracht.

Gedankenverloren setzte er sich an einen leeren Tisch und nahm das Essen unter die Lupe. Zwei Brotscheiben, Käse, Butter, Salami und Schinken befanden sich auf dem Teller und nebenbei ein Glas Wasser. Er bereitete sich die Brotstücke zu, obwohl er nicht sicher war, ob er das überhaupt essen würde. Wenigstens hatte er eine Beschäftigung.

Kurz darauf gesellten sich zu ihm drei weiteren Personen. Ein Junge mit zerzausten braunem Haar und roten Dreiecken an den Wangen. Ein anderer Junge trug runde schwarze Brillen und der Pulloverkragen verdeckte sein halbes Gesicht. Eine weitere Person, bei der sich Gaara nicht sicher war, ob es ein Junge oder ein Mädchen handelte, hatte langes braunes Haar und seltsame, weiß-lila Augen.

» Hey! Bist du neu? «, fragte der mit den Dreiecken übertrieben laut.

Schweigend nickte Gaara und schaute ihn eiskalt an. Ein fettes Grinsen tauchte auf seinen Lippen auf. Warum auch immer.

» Ich bin Inuzuka Kiba. Das sind -er zeigte auf den Brillenjungen- Aburane Shino und das -jetzt zeigte er auf die Person mit den seltsamen Augen- ist Hyuga Neji. Und du bist ? «, stellte er die Gesellschaft vor.

» Sabaku Gaara «, antwortete der Rothaarige trotzig.

Er hatte keine Lust, mit jemandem zu reden oder der Unterhaltung zuzuhören. Weswegen er das Glas, aus dem er einen Schluck getrunken hatte, zurück auf das Tablett abstellte und aufstehen wollte. Doch weiter kam er nicht.

» Haben wir uns schon mal gesehen? Ich meine, du kommst mir irgendwie bekannt vor «, hielt Kiba-san ihn auf.

» Er ist Shukaku, der von Tsunade-sama freigesprochen wurde «, klärte ihn Neji-san auf.

» Wusste ich doch! «, rief der vorlaute Junge mit einem selbstsicheren Lächeln, als wäre er derjenige, der darauf gekommen ist.

» Hat nicht so geklungen «, kommentierte Shino-san mit gleichgültiger Stimme.

» Halt die Klappe, du Insektenfreak! «, brummte er gereizt und verschränkte demonstrierend die Arme vor der Brust.

Gaara stand immer noch halbwegs da, unsicher, was er jetzt tun sollte, und verfolgte aufmerksam das Gespräch. Was er von dem Wortwechsel halten sollte, wusste er nicht. Sowie bei dem Mädchen, das sich als seine Betreuerin herausgestellt hatte, sah er keine Furcht in ihren Augen. Oder besser gesagt, nur in Kibas Augen.

Denn Shino-san trug eine schwarze Sonnenbrille, durch die man nichts erkennen konnte, und beschäftigte sich schweigend mit dem Frühstück. Und was Neji-san anging ... sein arroganter erhobener Haupt, mit seiner außergewöhnlichen Augenfarbe und seine stille abwesende Persönlichkeit, konnte er gar nichts heraus schlussfolgern. Bei Kiba-san, der immer noch am Herummotzen war, wusste er nicht, ob er wirklich keine Angst hatte oder einfach nur durchgeknallt war.

Wie dem auch sei. Er nahm entschlossen das Esstablett in die Hand, dann machte er sich auf den Weg, das unangerührte Essen wegzustellen. Als er auf sein Zimmer verschwinden wollte, um weiteren unnötigen Gesprächen zu entgehen, hörte er Kiba-san hinterherrufen:

» Wir verbringen oft Spielabende im Gemeinschaftsraum miteinander. Du bist immer herzlich willkommen, Gaara-kun! «

* * *

Die Therapiestunde mit Haruno Sakura war genauso verlaufen, wie er es vermutet hatte. Er saß festgebunden am Rollstuhl und kein einziges Wort verließ seine Lippen. Währenddessen versuchte die junge Psychologin, ihn zum Reden zu bringen, indem sie ihm Fragen stellte und ihn ermutigte, etwas über sich zu erzählen. Doch letztes Ende brachte es nichts. Und so gab sie nach zwanzig Minuten das unnötige Gelaber auf, um sich seufzend an eine Lektüre zu konzentrieren.

Nachdem die Wachleute den Rothaarigen losgebunden hatten und aus dem Zimmer getreten waren, ließ er sich seufzend aufs Bett fallen. Seine Betreuerin hatte recht. Das Bett war wirklich ungemütlich. Genervt setzte er sich wieder auf.

Hinter dem Fenster war ein metallisches Gitter befestigt, welches mit weißer Farbe bestrichen war. Dunkle, schwere Regenwolken zogen über die Psychiatrie am Abendhimmel. Gleich würde das Gewitter ausbrechen.

In solchen Momenten wünschte er sich einfach zu sterben. Schmerzlos. Ohne jegliches Gefühl. Vielleicht durch einen Herzstillstand. Oder Zusammenbruch seines Körpers. Wie er sterben würde, war ihm relativ egal, solange es keinen weiteren Schmerz mehr gab. Er hatte genug gelitten. Er war genug zerbrochen. Genügend kaputt. Er wollte nur einmal etwas ohne Schmerz erleben.

Mit diesen Gedanken stand er auf und näherte sich dem Fenster. Die ersten Regentropfen fielen vom Himmel. Darauf folgten die nächsten. Schwermütig fing der Regen gegen das Glas zu hämmern. Große Wassertropfen schlugen gegen das Fenster, um danach herunterzukullern.

Gaara wusste nicht, ob er den Regen hasste oder bewunderte. Immer wenn er den bewölkten Himmel sah, rief es immer seine Gefühle auf. Am Tag, wo die Sonne schien, gelang es ihm, sie zu unterdrücken. Doch wenn es regnete, waren sie wieder da.

Manchmal fühlte er sich nicht mehr alleingelassen. Als würde der Regen ihn verstehen. Als würde er ihn trösten wollen. Als er ihm beisteht. Doch manchmal gab er ihm das Gefühl der unendlichen Einsamkeit. Es war, als wollte er ihm, mit jedem Schlag gegen die Fensterscheibe, klarmachen wollen, dass er hier nicht willkommen war. Dass er nur ein gebrochenes Stück Elend war. Und sonst nichts.

Auch wenn er wusste, dass er nur ein Monster war. Ein Dämon. Ein gefühlloser Mörder. Trotz dessen tat es weh. Es zerstückelte sein nicht mehr vorhandenes Herz in weitere Bruchstücke. Die Tatsache, wer er war, tat mehr weh, als er es zugeben wollte. Vor allem, wenn die Wahrheit vor sein Gesicht gestellt wurde.

Schmerz entbrannt, schlug er gegen die weiße Wand des Krankenhauses. Er zitterte. Vor Frust. Vor Trauer. Vor Selbsthass. Trotz all der Gefühle. Trotz des Schmerzes, der sich an seinen Fingerknöchel breitmachte. In seinen kalten Augen sah man nur Wut. Und endlosen Hass.

Er schlug immer wieder gegen die Mauer ein. Jedes Mal fester. Mit jedem Schlag nahm er einen größeren Schwung. Immer und immer wieder schlug er zu. Seine Fingerknöchel wurden langsam taub vor Scherz. Doch dieser Schmerz war nichts im Vergleich zum Leid in seinem Inneren.

Dann stoppte er. Die Faust fest an der kalten Mauer gedrückt. Das Zittern hatte aufgehört. Er schloss seine azurblauen Augen und stand da. Als wäre nichts passiert. Er wirkte von außen wie immer. Ruhig. Selbstbeherrscht. Kalt. Ohne Skrupel. Doch im Inneren war er schon längst unter dem Sturm zusammengebrochen.

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Fortsetzung folgt ...

Veröffentlicht: 14.02.2023
Überarbeitet: 27.04.2024

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