K9 - Tsunade

112 20 4
                                    

» Schön Sie zu sehen, Sabaku-kun. Oder darf ich Sie beim Namen nennen? «, begrüßte ihn eine schwarzhaarige Frau, als er in das Tsunades Büro betrat.

Die blondhaarige Frau saß hinter dem Schreibtisch mit dem Rücken zum Fenster gedreht. Auf dem Tisch selbst lagen viele losen Blätter und Bücher umher. Die Frau mit schwarzen Haaren stand neben der Ärztin, die von einem Dossier hinauf sah.

» Gaara ist okay «, antwortete der Rothaarige, nachdem er sich umgesehen hatte.

» Shizune, könntest du- «, fing Tsunade-sama an.

» Ja, klar «, willigte die Frau ein, die sich als Shizune-san herausstellte, bevor die Psychiaterin ihren Satz beendet hatte.

Sie nahm das Dossier von der Ärztin ab und huschte die Wachleute heraus, bevor sie selbst ebenfalls aus dem Zimmer trat. Nachdem die Tür zugefallen war, bettete Tsunade-sama den Kopf auf den gekreuzten Händen ab. Ihre aufmerksamen braunen Augen scannten Gaara von oben nach unten ab.

» Gaara schön dich wiederzusehen «, begrüßte sie ihn nach einiger Zeit,» du kannst mich ruhig Tsunade nennen. Ohne die Höflichkeitsform.«

Er nickte leicht. Die Ärztin schwieg einen Moment, bevor sie weiterfuhr:

» Du scheinst nicht allzu gesprächig zu sein, sowie Sakura berichtet hatte. Schade, das macht die Therapie gerade nicht einfacher ...«

Gaaras schaltete sich von dem Monolog der blonden Frau ab. Er interessierte sich wenig, was diese Sakura-sama oder Tsunade über ihn dachten. Er war nicht krank. Also wozu das Gelaber. Klar, war ein Mörder, aber das machte ihn noch lange nicht zum geistlich Krankem.

» Warum kommt sie nicht mehr? «, unterbrach er sie nach einiger Zeit.

» Was meinst du? «, völlig aus dem Konzept geworfen, während sich ihre Augenbrauen verwirrt zusammenzogen.

» Die Betreuerin «, erklärte er. Als der ratlose Blick der Ärztin unverändert blieb, fügte er noch geduldig hinzu:» Goldbraunes Haar, leicht gewellt. Smaragdgrüne Augen.«

Ein Licht schien in Tsunade aufzugehen, was sie mit einem Kopfnicken deutlich machte.

» Verstehe ...«, murmelte die Blondhaarige nach einer Weile.

Sie schloss die Augen und rieb sich mit der Hand an der Stirn. Ihr Miene schien nachdenklich zu sein, als hätte sie etwas Schwieriges zum Überdenken. Schließlich seufzte sie, was Gaaras Geduld zum Platzen brachte:

» Und? Wo ist sie? «

» Das ist ... kompliziert «, erwiderte Tsunade mit einem Zögern und zwang sich zu einem Lächeln.

Unzufrieden mit der Antwort wurden seine Augen kälter als vorher. Er verstand nicht, was es da so kompliziertes gab. Wenn sie nicht mehr seine Betreuerin sein sollte, konnte Tsunade es ihm sofort sagen.

» Wie dem auch sei, ich wollte noch etwas mit dir bereden «, meinte die Psychiaterin nach einiger Zeit.

Genervt nickte er, damit sie weiterfuhr. Das Lächeln der Brünette fehlte ihm mehr, als er zugeben wollte. Dazu war sie von einem Tag auf den anderen einfach so verschwunden. Ohne eine Vorwarnung. Ohne einen Abschied.

» Als Erstes geht es um deine vorgeschriebene Medikamente «, fing Tsunade an,» durch einen Brandunfall wurde das Oto-Labor zerstört und es wird noch ein wenig dauern, bis die Heilungsmittel endlich zugänglich sein werden. Im Normalfall hätten wir andere Krankenhäuser und Laboratoriums kontaktiert, aber es handelt sich um eine neue Version der Pille, die bis jetzt nur in Oto-Labor verfügbar ist.«

Wie schon oft nickte er verstehend. Besser so, dachte er, ich bin nicht krank, um mit Pillen versorgt zu werden.

» Das Nächste, worüber ich mit dir reden wollte, wären die Therapieprozesse «, fuhr die Psychiaterin nach einer Pause weiter,» Normalerweise lassen wir den Patienten Zeit, sich einem der Ärzte, Betreuer oder Psychologen anzuvertrauen. Aber das erste Mal stehen wir im Zeitdruck, wie du vielleicht erahnen kannst. Deswegen die Frage; gibt es jemanden mit dem du bereit wärst zu reden? In diesem Sonderfall kann es auch ein anderer Patient übernehmen.«

Er wollte sofort verneinen, doch er hielt in seiner Bewegung inne. Smaragdgrüne Augen tauchten in seinem Inneren auf. Das zuversichtliche Lächeln flackerte ehrlich in ihrer klaren Augenfarbe.

» Vielleicht eine Person «, murmelte er schließlich gedankenversunken.

» Die Betreuerin? «, wollte Tsunade wissen.

» Ja «, antwortete er wahrheitsgemäß.

Ein Seufzen verließ die Lippen der Psychiaterin: » Ich werde sehen, was ich machen kann.«

Ein hoffnungsvolles Licht flackerten in den sonstigen eiskalten Augen auf. Auch wenn diese Euphorie verräterisch sein konnte, konnte er nicht anders als sich auf das erneute Treffen zu freuen.

» Ich denke, das war's bis jetzt «, unterbrach Tsunade seiner Tagträumerei,» Shizune!«

* * *

Gedankenverloren lag er am nächsten Tag nach dem Frühstück auf dem Bett und starrte die Decke an. Er dachte über das Gespräch mit Tsunade nach, da er nichts Besseres zu tun hatte.

» Gaara-senpai? «, ertönte eine wohlbekannte Stimme.

Wie vom Blitz getroffen richtete er sich auf. Seine azurblaue Augen trafen die smaragdgrüne. Er hatte sie schon wieder nicht hereinkommen hören. Doch dies war bedeutungslos. Sie war wieder bei ihm, das war alles, was jetzt zählte.

» Deine Haare sind gewachsen «, lächelte sie ihn an und verwuschelte seine feuerrote Haare.

Ein Rosaton beschmückte seine Wangen, während er seinen Blick verlegen auf den Boden richtete. Wie schaffte sie es immer wieder mich in Verlegenheit zu bringen?, fragte sich Gaara.

» Warum warst du weg? «, fragte er sie, nachdem sie sich neben ihn gesetzt hatte.

» Hast du mich vermisst? «, stellte sie ihm eine Gegenfrage, ohne auf seine Frage einzugehen.

Er fühlte sich auf frischer Tat ertappt, was dazu führte, dass sein Gesicht noch röter wurde und schon fast seinen Haaren glich. Ein leichtes Lachen erfüllte den Raum. Wie ein Engel, dachte er, als sein Herz bei dem Klang der Stimme anfing Purzelbäume zu schlagen.

» Ich dich auch «, murmelte sie kaum hörbar, nachdem sie sich beruhigt zu haben.

Überrascht schaute er auf. Ein warmherziges Lächeln zerrte ihr rosigen Lippen. Wie sie sich anfühlen mussten?, fragte er sich und erschrak sogleich vor seinen eigenen Gedanken. Seine Haut fing an, vor Nervosität zu kribbeln.

Wann war er das letzte Mal nervös gewesen? Das wusste er nicht mehr. Bei seinen Morden auf jeden Fall nicht. Wie konnte dann ein einziger Mensch nur mit einem kleinen Lächeln so eine große Welle von Emotionen in ihm wecken?

Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Doch als er ihre Aufmerksamkeit mithilfe ihres Namen auf sich ziehen wollte, hielt er inne und schloss den Mund wieder. Er zögerte einen Moment, bevor er seinen Mut zusammen nahm und die Frage stellte:

» Wie heißt du? «

Dann trat die Stille in den Raum. Es fühlte sich für Gaara an, als würden Stunden vergehen, bei denen er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. Etwas undeutbares glitzerte in ihren klaren Augen. Nach einiger Zeit des Schweigens wollte der Rothaarige aufgeben, eine Antwort von ihr zu bekommen, als sie die Sprache ergriff.

» Das verrate ich dir zum Schluss «, meinte sie schließlich in Gedankenversunken mit dem Blick auf das Fenster gerichtet.

1094 words

Fortsetzung folgt ...

Veröffentlicht: 27.02.2023

✓ Remember me 「Gaara x OC」Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt