Kapitel 8

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Nach einem letzten, vergewissernden Blick auf Kuun, welcher mich immer noch nicht bemerkt hatte, trat Ich aus dem Dunkel der Gasse hervor, genau den Moment abpassend, da er haarscharf an mir vorbei lief, um ihm dann einmal von hinten auf die Schulter zu tippen.


Seine Reaktion war noch besser als erwartet.


Mit einem schrillen Schrei, der jedem Mädchen zur Ehre gereicht hätte, zuckte er zusammen, wirbelte auf dem Absatz herum und Ich erblickte gerade noch zwei weit aufgerissene grüne Augen, bevor meine Aufmerksamkeit auf die auf mich zu rasende, geballte Hand gelenkt wurde.

Gelassen fing Ich seine Faust ab und duckte mich unter einer kopfgrossen Steinplatte, welche mit der Bewegung seines Armes aus der Erde geschossen kam, hindurch, woraufhin sie hinter mir am Boden zersprang.


Aus einem schmalen, aschfahlen Gesicht starrte Kuun mich an, das blanke Entsetzen in den Zügen, was allerdings schnell in leichte Empörung um schlug, sobald die Erkenntnis, dass Ich mir bloss einen Spass mit ihm erlaubt hatte, ankam.

Die Farbe kehrte wieder etwas in seine Wangen zurück, seine Körperhaltung entspannte sich ein wenig.


„Du musst an deinen Reflexen arbeiten. Zuerst zuhauen, dann schreien", meinte Ich sachlich und entliess damit seine deutlich grössere Hand aus meinem Griff.

Er benötigte ein paar Sekunden zum antworten, in denen er sich unruhig durch die Haare fuhr und die Lippen befeuchtete, als hätte es ihm vor Schreck die Sprache verschlagen.


„Ich habe dich beinahe K.O gehauen!", protestierte er schlussendlich, was mir ein amüsiertes Schnauben entlockte. Die Augenbraue spöttisch hochgezogen begegnete Ich seinem Blick aus dem Schatten meiner Kapuze heraus.


„Du träumst wohl. Apropos: hör auf so verträumt in der Gegend herum zu fuchteln. Wenn Ich dich wirklich angegriffen hätte, würdest du nicht mehr leben."


„He! Ich fuchtel nicht, noch bin Ich verträumt! Und bei dir hat sowieso keiner eine Chance."


Den letzten Satz sprach er mit einem trotzigen Unterton aus, was meine Mundwinkel sachte hob.

Die Tatsache, dass Ich, so viel besser war als er, hatte er ohne Probleme akzeptiert; er war nicht der Typ für eingebildeten Stolz oder Arroganz.

Doch ab und an konnte er sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen.


„Du hast natürlich Recht, teilweise." Ein selbstsicheres Grinsen begleitete meine Worte für einen Moment.


„Doch das ist noch lange keine Ausrede für eine schlechte Verteidigung. Komm, Ich zeig dir was", fügte Ich schnell hinzu, als Kuun Anstalten machte zu widersprechen.


Ich trat ein paar Schritte an ihm vorbei in die Mitte des Innenhofes, bevor Ich mich ihm wieder zuwendete, die Beine hüftbreit in einem stabilen Stand, und machte mit einer Geste klar, dass er näher kommen sollte.


„Und jetzt schlag mich."


„Was?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 18, 2015 ⏰

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