Kapitel 27

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Ich atmete seinen sanften Geruch ein, während mein Körper in seinen Armen verschlungen war. Kaum etwas war dermaßen angenehm.

Plötzlich ertönten laute Stimmen von draußen, welche sowohl meine als auch Fabis Aufmerksamkeit weckten. Ich kletterte aus seinen Armen und schritt zügig auf den Ausgang zu. Mit einer schnellen Bewegung öffnete ich die Tür und sah nach draußen. Es herrschte pures Chaos.

Die Mädchen rannten, mit verdächtigen Grinsen auf ihren Gesichtern, durch die Gegend und schienen teilweise urplötzlich hinter irgendwelchen Geräten zu versinken. Als wären sie aus dem Nichts heraus unsichtbar geworden. Erst nach mehrmaligen Hinsehen konnte ich ihre groben Figuren erkennen.

"Fabi? Warum verstecken sie sich?" fragte ich und drehte mich zu Fabi um, welcher hinter mir aus der geöffneten Tür herausblickte. Er richtete seinen Blick auf mich und sah mich mit einem sonderbar begeistertem Blick an.

"Weil unser Besuch gleich da ist." antwortet er und ich nickte verstehend. Die wilden Kerle also. Ich hätte es wissen können. Immerhin ergab es nur Sinn den wilden Kerlen eine Falle zu stellen nachdem Leon selbst noch immer zögerte.

Ich verstand nicht, warum er nicht einfach den Vertrag besiegelte. Er könnte sich all die Erniedrigungen, Qualen und Schwierigkeiten ersparen, wenn er sich einfach nur mit diesem Vertrag beschäftigen würde. Vorallem könnten wir ihn gehen lassen und würden keinen Gefangenen mehr haben.

Obwohl ich mich auch auf die Gesichter der anderen wilden Kerle freute, wenn sie sich in diese nette, kleine Falle begaben. Ein kleines bisschen Rache hatten sie alle verdient.

Immerhin habe ich nichts vergessen. Es war nicht fair. Oder in irgendeiner Weise gerechtfertigt. Also konnten sie entweder Vanessa direkt aus ihrer Mannschaft schmeißen, oder besagte Rache über sich ergehen lassen. Denn ich würde Fabi nicht versuchen zu stoppen, bevor ich das ernsthafte Bedauern in ihren Blicken sah.

Das erinnerte much schlagartig an Leons Gesichtsausdruck. Ich hatte bereits vorhin versucht, ihn zu verstehen. Er wirkte noch immer eher traurig als wütend. Wie konnte er nachdem er gefangengenommen wurde, lediglich traurig sein? Vorallem, weil er von seinem besten Freund gefangengenommen wurde.

In diesem Moment legte Fabi seine Hände um meine Hüfte und zog mich etwas zurück, sodass er an mir vorbei nach draußen gehen konnte. Ich verfolgte, wie er bis zu Leon ging und sich vor ihn kniete.

Ein eigenartiges Gefühl stieg in meinem Magen auf, sodass ich kurzerhand hinter Fabi hertapste und in einiger Entfernung zu den beiden stehenblieb. Die Entfernung reichte genau aus, um sie zu verstehen ohne dabei wie ein Stalker zu wirken. Obwohl, anhand des Blickes den Lissi mir aus ihrem Versteck zu warf, war ich wohl doch etwas offensichtlich mit meiner Beschattung.

"Komm schon. Das kennst du doch, Leon. Das tut doch garnicht weh." meinte Fabi und hielt Leon ein Messer hin. Ich fand es beunruhigend mit welcher Ruhe die beiden sich ansahen.

"Warum machst du das?", fragte Leon und plötzlich veränderte sich sein Blick, sein ganzer Ausdruck, "Wir waren doch mal beste Freunde, Fabi."

Überwältigt ging ich mit schnellen Schritten wieder zurück in Fabis Zimmer. Etwas in Leons Worten hatte mich völlig überfordert. Vielleicht war es die ernsthafte Trauer in seiner Stimme. Vielleicht irgendetwas anderes an seiner Art.

Doch plötzlich, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, war ich mir mit der ganzen Sache nicht mehr so sicher. Was tat ich hier überhaupt? Ich wollte sehen, wie andere Menschen in eine Falle liefen und allmählich sämtliche Hoffnung verloren. Das war krank. Psychopathisch.

Fabi X Reader // Die wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt