Kapitel 28

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Während die anderen bereits mit ihren Fahrrädern zur Natterhöhle fuhren, schob Leon sein Rad um mit mir reden zu können. Ich starrte ihn miss mutig an und wartete darauf, dass er etwas sagte.

"Ich erinnere mich wieder an dich." sagte er und blickte direkt in meine Augen. Seine Worte trafen den einzigen Punkt, der mich im Augenblick noch wirklich stark verletzen konnte.

"Schön." antwortete ich und spürte die Wut in mir aufsteigen. Die Wut welche sich nach unserer gemeinsamen Vergangenheit gebildet hatte.

"Ich-- es tut mir leid!" Leon sah mich mit beinahe flehendem Blick an und ich spürte, wie mein Herz vor Nervosität deutlich schneller als gewöhnlich klopfte. Meine Gefühle schienen restlos erschöpft von den Geschehnissen der letzten Tage zu sein. Da war sowohl Wut, als auch Sympathie für Leon. Nur wusste ich nicht, was davon ich wirklich fühlen wollte.

"Ich war ein Idiot, ok? Das alles lief damals total ungünstig ab-" Seine Wortwahl verwandelte meine Nervosität in plötzliche, deutlich aggresivere Wut. Ungünstig. Er beschrieb den Vorfall tatsächlich als ungünstig. Es war wie ein Erkenntnisschlag. Ich wollte die Wut spüren. All die Zeit über hatte ich als Grundemotion Angst. Doch jetzt, dieses eine Mal, war ich einfach nur wütend.

"Ungünstig?!" fragte ich und sah ihn wütend an. Der Vorfall war, zumindest in meinen Augen, deutlich mehr als nur ungünstig gewesen.

"Ihr- Du-- hast alles ruiniert. Du hast mein Leben zerstört!" schrie ich und blinzelte mehrmals um das Brennen der Tränen in meinen Augen, zu verdrängen. Ich hasste es, dass ich sogar vor Wut weinen musste.

"Chill mal! Es war doch nur ein Spiel." antwortete Leon und hielt seine Hände defensiv vor sich.

"Du hast keine Ahnung, ok?! Und wenn du nur mit mir reden wolltest um meine Vergangenheit wieder in mein Gedächtnis zu rufen, herzlichen Glückwunsch! Es ist dir gelungen." Ich deutete sein Schweigen als Einsicht seiner Taten und beschloss, mich etwas zu beruhigen. Mir war nicht einmal klar, woher ich all die Wut in mir genommen hatte. Sie war einfach da gewesen.

"Es ging mir nicht hauptsächlich um unsere Vergangenheit...sondern um Fabi." hauchte Leon nach einiger Zeit und ich sah ihn mit hochgezogenen Augen an.

"In dem Fall solltest du wohl eher mit ihm reden." Er warf mir einen kühlen Blick zu.

"Eine unglaublich erfolgsversprechende Idee." erwiderte Leon und ich warf ihm einen ähnlichen Blick zu, wie den, den er mir zugeworfen hatte.

"Gut. Dann sag was du mir so unglaublich wichtiges mitzuteilen hast." Ich betonte dabei die letzten Worten besonders, um mein absolutes Desinteresse mitzuteilen. Es schien zu meinen Bedauern jedoch nicht zu wirken, da Leon ohne jegliche Reaktion weiterging und lediglich abwesend nickte.

"Ich möchte nicht gegen Fabi spielen." erklärte Leon und ich blieb entsetzt stehen. Für einen Moment starrte ich ihn lediglich überrascht an. Dann fing ich leise an zu kichern.

Leon funkelte mich wütend an während mein Kichern sich in ein ungehaltenes Lachen verwandelte.

"Was lachst du denn jetzt so blöd?" jammerte er und sah mich verwirrt an. Ich presste die Lippen zusammen, um das Lachen zu unterdrücken.

"Sorry aber-- ich kann nicht glauben-- dass- dass du mich tatsächlich deswegen mitgenommen hast!" lachte ich. Er war also einfach nur feige. Interessant. Nur wusste ich nicht ganz, warum er mich dann mitschleppen musste. Diese Erkenntnis hätte ich jetzt nicht so dringend gebraucht.

Fabi X Reader // Die wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt