Kapitel 14

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„Da brat mir doch einer 'nen Storch", entfuhr es Nolan verblüfft und sah sich im Wohnzimmer um.

Madison stand hinter ihm im Türrahmen und konnte nichts erkennen, denn sein mehr als heißer Körper versperrte ihr die Sicht. Sie duckte sich unter seinem Arm hindurch als er diesen anhob, um sich mit der Hand durch das Haar zu fahren und stand nun vor ihm. Ein Stromkabel lag quer im Raum, dicht dabei lagen zerfetzte Sofakissen und ein Knäuel Socken, die auch schon mal bessere Tage erlebt hatten. War ein Orkan hier durchgefegt? Ihr Blick blieb an Gavin hängen, welcher in der breiten Fensterbank saß und den Sonnenschein genoss, während er sich ausgiebig putzte, als könne ihn kein Wässerchen trüben.

„Ich mag mich vielleicht täuschen, aber könnte es sein, dass Gavin ein bisschen unentspannt ist?"

„Normalerweise ist er nicht so", war Nolan irritiert und sah Madison stirnrunzelnd an. „Bisher hat er noch nie ein solches Chaos veranstaltet."

„Hattest du denn vorher schon Frauenbesuch hier? Also seitdem du ihn bei dir hast?", erkundigte sie sich und kam sich vor wie eine neugierige Affäre, die abchecken wollte, ob vor ihr noch andere Frauen hier übernachtet hatten, was jedoch nicht die Intension war.

Mit einem Blick, welchen sie nicht deuten konnte, sah er sie an und rieb sich dann leise seufzend über die Stirn, ehe er einen kurzen Blick auf das Chaos und dann auf seinen Kater warf. Dieser saß nun hoheitsvoll im Fenster und beobachtete ihn starr. Nolans Blick fand wieder den ihren.

„Nein, du bist die einzige Frau die ich mit nach Hause genommen habe", antwortete er schlicht.

Erleichterung durchflutete Madison und sie war überrascht, denn ihr war bis eben nicht bewusst gewesen, dass sie Angst gehabt hatte, er würde sie vielleicht doch nicht so interessant finden, wie sie hoffte. Er sah verflucht gut aus, hatte Charme und Humor, war fürsorglich und nagte bei weitem nicht am Hungertuch. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und sie seufzte innerlich auf. Noch bevor sie wusste, was er vorhatte, zog er sie sanft in seine Arme.

„Ich finde, wir sollten nach einer Gefährtin für Gavin Ausschau halten, hm?", schlug er ihr vor und sie sah in aus großen Augen erstaunt an. „Er ist jetzt ein knappes Jahr alt, kastriert und allein. In einem Männerhaushalt funktioniert das exakt so lang, bis einer von beiden vom Markt ist."

Oh. mein. Gott. Hatte Nolan Turner ihr gerade durch die Blume zu verstehen gegeben, dass er nicht mehr zu haben war? Wegen ihr? Hieß diese Aussage nicht auch, dass sie seine Freundin war? Madisons Gefühle wirbelten in diesem Moment wild umher und ihre Gedanken flogen, bis der Mann, der sie in seinen Armen hielt, sie zärtlich auf die Lippen küsste. Schlagartig verstummten ihre zusammenhanglosen Gedankenfetzen aus ihrem Kopf und die Gefühle reihten sich geordnet aneinander. Seine Hände an ihren Hüften, sein Mund auf ihrem und sein unbeschreiblicher Duft schafften es, ihre Unruhe auf einem Schlag zu vertreiben.

„Bedeutet das, dass du mit mir zusammensein möchtest?", vergewisserte sie sich, nachdem ihre Lippen sich trennen mit einem Anflug von Verlegenheit und sah ihn unsicher an.

„Wenn du es mit mir aushältst", schenkte er ihr ein halbes Grinsen und sie schmunzelte.

„Nur, wenn du Lagerfeuer; Filme, Spontanität, Ehrlichkeit und gute Musik magst."

„Tue ich", zwinkerte Nolan ihr verschmitzt zu. „Also muss ich nicht noch einmal an dir vorbeigehen?"

Lächelnd schüttelte sie ihren Kopf und richtete ihren Blick dann auf Gavin, der gerade dabei war mit dem Knäuel Socken im Maul das Wohnzimmer zu verlassen und in Richtung Schlaf- und Gästezimmer zu verschwinden.

„Ich denke du hast Recht. Er braucht Gesellschaft, wenn ich jetzt öfter bei dir bin. Gavin scheint ein wenig eifersüchtig zu sein. Entweder auf mich, weil du mir deine Aufmerksamkeit schenkst, oder umgekehrt. Bisher hatte er dich immer für sich allein", knüpfte Madison an das eigentliche Thema wieder an und Nolan nickte bedächtig.

The Shy & the CharmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt