Kapitel 20

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Während Madison am Empfang ihrer Arbeit nachging, zog Nolan sich am nächsten Tag in sein Büro zurück und schloss die Tür von innen ab, damit er nicht gestört wurde. Da er sich aktuell in seiner Mittagspause befand, würde ihn mit Sicherheit niemand stören. Missmutig machte er sich einige Notizen auf einem Block und trommelte nachdenklich mit dem Kugelschreiber auf selbigen herum, während er überlegte, ob er Detective Mendoza anrufen sollte, der vor einiger Zeit von Miami zum NYPD versetzt wurde und sicherlich mit Vergnügen weiterhalf, diesen Drecksack einzulochen, der sich früher Tucker nannte. Da jedoch seitens Madison niemals eine Anzeige gestellt wurde, waren die Erfolgschancen verschwindend gering. Stöhnend fuhr er sich mit der linken Hand durch die dunklen Haare und schloss für einen Moment die Augen; wog die Optionen ab, welche er hatte.

Entweder versuchte er diesen Scheißkerl zu provozieren, lenkte jedoch unweigerlich die Aufmerksamkeit auf Madison – oder er bat Mendoza um Rat. Die Frage was er tun würde, stellte sich ihm überhaupt nicht, doch sie spukte Nolan trotzdem kurz durch den Kopf.

Mit einem leisen Seufzen nahm er sein Handy zur Hand und wählte die private Handynummer von des befreundeten Detective an, damit er ihn fragen konnte, was er vorschlug. Es dauerte einen Moment, ehe dieser an sein Telefon ging.

„Turner, was verschafft mir die seltene Ehre deines Anrufs?", ertönte die amüsierte Stimme von Diego Mendoza am anderen Ende der Leitung.

„Detective, ich brauche deinen fachkompetenten Rat zu einer ernsten Angelegenheit, die jedoch nicht offiziell über die Polizei laufen kann", erwiderte Nolan und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Vielleicht fällt dir dazu etwas hilfreiches ein – ich weiß nicht, wo mir derzeit der Kopf steht, wenn ich ehrlich zu dir sein soll."

„Du klingst auch als wäre es wichtig", schaltete Diego sofort in einen ebenfalls ernsteren Ton und Nolan hörte, wie am anderen Ende der Leitung eine Tür geschlossen wurde. „Schieß los, womit kann ich dir weiterhelfen?"

„Es geht um den Ex meiner Freundin, welche vor knapp sieben Jahren gegen ihren Willen verschleppt wurde. Er scheint narzisstisch veranlagt zu sein und hat die wirklich schlechte Angewohnheit, den Willen von jungen Frauen zu brechen, damit sie ihm hörig werden und nicht weglaufen", holte Nolan aus und seufzte leise. „Madison hat ihn leider damals nicht angezeigt, als ihr die Flucht gelang. Ihre Eltern haben diese Entscheidung respektiert und nun habe ich, anhand eines Fotos, diesen Drecksack erkannt. Mittlerweile hat er einen anderen Namen, doch das Gesicht habe ich eindeutig einem Namen zuordnen können."

„Eine Entführung vor sieben Jahren, ohne Anzeige? Hmm... Schwierig", hörte er Diego sagen. „Hast du denn einen PI, also einen Privatdetektiv, in Erwägung gezogen? Der braucht nur ein paar Angaben, wie einen Namen, einen Aufenthaltsort – sofern bekannt – und ein Foto. Bis auf den Aufenthaltsort sollte das für dich sicherlich keine Herausforderung darstellen, richtig?"

„Einen PI?", überlegte Nolan laut und machte sich eine entsprechende Notiz auf seinem Block. „Kennst du in der Nähe von Winchester jemanden, den du empfehlen kannst? Ich will die Angelegenheit so schnell wie möglich ad acta legen und habe keine gesteigerte Lust an einem Experiment mit jemand unbekannten."

„Soll ich dir die Kontaktdaten rüberschicken? Dann sparst du dir das Aufschreiben."

„Auch eine Möglichkeit", grinste Nolan und legte den Kugelschreiber beiseite. „Sitzt der PI direkt in Winchester? Oder außerhalb?"

„In Clear Brook, unweit von Winchester", beantwortete Diego ihm die Frage und fluchte unterdrückt. „Wo ist denn mein Notizbuch hin? Es ist immer in meiner Jackentasche."

„Anscheinend ja nicht", amüsierte Nolan sich und nahm einen Schluck von seinem Kaffee, als es an der Tür klopfte. „Hat der liebe Ordnungsfanatiker einen schwachen Moment gehabt?"

The Shy & the CharmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt