"Was gibt es denn so wichtiges, dass du mich um diese Uhrzeit besuchen kommst?", fragte ich ihn direkt, als ich an der Einfahrt des Hauses angekommen war. Noch immer kniete Jay auf den Boden und streichelte Tiffany, welche ganz zufrieden hechelnd vor ihm saß.
"So hastig?", scherzte er und stand auf. Tiffany blieb trotzdem noch bei ihm. Ich antwortete einfach nichts. Ich gewöhnte mich langsam an seine Sprüche, die man nicht kommentieren musste.
"Also?", kam ich auf meine Frage zurück. "Also...? Es gibt eigentlich nichts Also." Ich seufzte leicht genervt, aber eigentlich hatte ich nur Angst, dass meine Eltern mich gehört hatten, als ich rausgeschlichen war und sie jeden Moment rauskommen konnten, weshalb es mir gar nicht passte, dass Jay einmal wieder alles in Frage stellen musste und nicht auf den Punkt kommen wollte.
"Und warum machst du dir dann extra Mühe hierherzukommen?" "Ich war nur verwundert, weshalb du deinem Freund hintergehst."
Mein Gesicht verdunkelte sich mit einem Mal. Er hatte wohl noch sehen können, wie Sef mich ins Auto gepackt hatte. Wahrscheinlich hatte dieser auch noch aufgebracht Wörter vor sich her geflucht, was Jay beim vorbeigehen beobachten hätte können.
"I-ich...weiß nicht wovon du redest." Ich wollte diese Situation nicht noch verschlimmern, als sie eigentlich schon war. Wenn Jay jetzt auch noch gegen mich wäre, dann könnte er alles mögliche mit mir anstellen, so sauer er wahrscheinlich war.
"Doch, das weißt du. Ich finde es nur unmöglich, wenn man eine Beziehung anfängt, dann am Ende allerdings seinem Partner doch hintergeht, beziehungsweise kein großes Interesse mehr an ihm zeigt." "Sag das mal lieber ihm.", meinte ich augenverdrehend. Sofort blickte ich ihn aber geschockt an, als ich realisierte, dass ich meine Gedanken laut ausgesprochen hatte.
"W-was? Hat er etwa dich betrogen?", ging Jay darauf ein. Er schien ziemlich irritiert, aber gleichzeitig sehr ernst. Ich versuchte schnell ein Lächeln aufzubringen, was mir allerdings nicht so gelang, und versuchte schnell nach einem Ausweg zu finden.
"Ach, Quatsch! Das würde er niemals tun.", log ich. Da rannte Tiffany wieder zurück in den Garten, wobei mein Blick ihr nachfolgte.
"Stopp! Beweg dich kein Zentimeter!", sagte Jay plötzlich. Sofort versteifte sich mein Hals und verzog verunsichert mein Gesicht. "Ist da etwa was?", quiekte ich angeekelt. "Nein, aber..." Er strich meine Haare ganz zur Seite und leuchtete mit seiner Handytaschenlampe auf mein Hals. Ich war erstmal verwirrt, doch da fiel es mir wieder ein. Sofort reagierte ich, indem ich seine Hand hastig wegschlug und ein Schritt zurücktrat. "Was machst du da?"
Jays Gesichtsausdruck war nun mehr als nur ernst. Er sah schon richtig wütend aus, als wenn ihn jemand geschlagen hätte.
"Lorea...wer war das? War das dein Freund?", fragte er. Seine finsteren Augen verunsicherten mich und wollten mich dazu bringen, ihm die Wahrheit zu beichten, doch ich konnte es nicht. Die Angst, von irgendjemanden wieder erwischt zu werden mit ihm, stieg wieder an. Mein Atem wurde schwerer und mein Körper fing an zu zittern. Ich wollte nicht wieder diese Schmerzen.
"Lorea, missbraucht er dich?" Ich antwortete nicht, sondern ging Schritt für Schritt immer weiter nach hinten, zum Haus. "Bitte, antworte mir!" Er folgte mir nicht, er hielt seine Grenzen ein. Doch ich nahm keinen Gedanken an, wieder zurückzugehen. Schlagartig drehte ich mich um und fing an den restlichen Weg schnell zu joggen. "Ich will dir doch nur helfen..." Das war das Letzte, was ich noch hörte, danach landete ich wieder hinter der Haustür. Schwer atmete ich durch.
Nie dürfte das jemals wieder passieren. Ich musste nun wirklich vorsichtig sein, denn Jay schien sehr stur und er würde seiner Vermutung mehr nachgehen, als alles andere. Er würde es wahrscheinlich nicht einmal richtig durchdenken, wahrscheinlich würde er sofort handeln wollen. Und das war genau das, was ich verhindern wollte. Man, warum hätte ich nicht einfach im Haus bleiben können? Stattdessen lasse ich mich darauf ein, nach draußen zu ihm zu gehen, und jetzt das.
DU LIEST GERADE
Hard To Love // Enhypen Jay FF
Short StoryLorea ist einem toxischen Leben mit ihren Eltern und ihrem gewalttätigen Freund gefangen. Bis ein junger Mann zufällig auf sie eintrifft...