2- Morgen ist es so weit

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Louis

„Können wir nicht einfach umdrehen und wieder verschwinden?", möchte ich müde wissen und kuschele mich ein wenig enger in die Arme meines Freundes.
Ein leises Lachen erklingt, ein Kuss auf meine Haare folgt.
„Das geht nicht, Love."
Grummelnd löse ich mein Gesicht von seinem Oberkörper und neige meinen Blick nach oben, damit ich Harry in die Augen schauen kann.
„Wir können einen Notfall vorschieben. Ein ganz dringender Notfall, der uns dazu zwingt, wieder auf Geschäftsreise zu gehen."
Erneut lacht Harry auf und schüttelt seinen Kopf, während er mit seinen Fingerspitzen über meine Wange streicht.
„Das wird uns niemand glauben. Ich bezweifele sogar, dass Liam uns glaubt, dass wir die komplette Woche Geschäftstermine hatten."
Hatten wir auch nicht.
Aber das muss niemand wissen.
„Naja..."- beginne ich und hauche meinem Freund einen Kuss auf die Lippen. „Wir haben ja nicht gelogen. Wir waren ja schließlich auf Geschäftsreise."
„Ja", entgegnet mein Lockenkopf schmunzelnd und verdreht seine Augen. „Einen Tag. Die anderen vier Tage kann man jetzt nicht als solches betiteln."
Ich möchte etwas erwidern, doch da hält der Fahrstuhl an und öffnet seine Türen.
Verfluchtes Mistding.
Die letzten Tage waren einfach viel zu schön, um jetzt wieder zu arbeiten.
„Na komm."

„Na sieh mal einer an, wer wieder da ist! Romeo und Julia sind unversehrt zurückgekommen", werden wir von Niall begrüßt, welcher schon auf uns zu warten scheint.
„Dir auch einen schönen, guten Morgen", murre ich und schnappe mir einfach seine Kaffeetasse aus der Hand. Wenn ich schon arbeiten muss, dann wenigstens mit Kaffee.
„Hat es sich gelohnt?", will der Ire wissen und sieht uns neugierig an.
„Und wie."
Grinsend sehe ich zu Harry, welcher seine Augen verdreht.
„Wir haben den Job und können uns auf die Zusammenarbeit einstellen."
Gut, das meinte ich eigentlich nicht.
Aber Niall muss jetzt auch nicht unbedingt wissen, was wir während unserer verbliebenen Zeit getrieben haben.
„Das freut mich zu hören", erklingt plötzlich Liams Stimme direkt neben mir. Erschrocken zucke ich zusammen und sehe den Neuankömmling beleidigt an.
„Du legst es darauf an, dass ich eines Tages einen Herzinfarkt bekomme, oder?"
Wahrlich, dieser Mann bringt mich irgendwann ins Grab.
„Bist du verrückt?" will Liam wissen und pikt mir in die Seite. „Nicht nur, dass Zayn dann nie wieder mit mir reden würde – Harry würde mich umbringen. Dann können wir gemeinsam die Radieschen von unten betrachten."
Harry räuspert sich und sieht Liam und Niall mit einem strengen Blick an.
„Muss hier eigentlich niemand arbeiten?"
Liam nickt sofort hastig und setzt sich an den Tisch direkt neben uns, wo bereits sein Laptop steht. Niall hingegen schüttelt seinen Kopf, klaut sich seine Kaffeetasse zurück und nach einem empörten „Ey!" meinerseits, hakt er sich bei meinem Freund unter und zieht ihn Richtung Fahrstuhl.
„Ich habe da eine Menge Papierkram für dich, Harrylein."
Harry wirft einen hilfesuchenden Blick über seine Schulter, doch ich kann nur grinsen.
Dabei kann ich ihm jetzt auch nicht helfen.
Er wollte ja unbedingt zurück.
Wenn es nach mir gegangen wäre, dann würden wir noch immer in Brighton am Strand liegen und uns ein paar schöne Tage machen.

Während mein Laptop hochfährt, sehe ich zu Liam, welcher konzentriert auf sein Tablett starrt. Immer wieder wechselt er zwischen Tablett und Laptop und auch wenn ich ihn nicht stören sollte, mache ich es trotzdem.
„Morgen ist es so weit."
Liam sieht auf und nickt. „Fünf Jahre", murmelt er und schiebt sein Tablett zur Seite, damit er seine Ellenbogen auf den Tisch stellen kann.
„Wahnsinn, wie die Zeit rast."
„Denkst du, er ist so weit?" frage ich und merke die innere Unruhe in meinem Körper aufkommen. Sie erscheint immer bei diesem Thema.
„Sag du es mir."
Unbeholfen zucke ich mit meinen Schultern. „Ich weiß es nicht. Sie... ab und an sind sie noch da. Nicht oft, aber sie kommen immer mal wieder vor. Nicht so heftig wie damals, aber..." - „Aber sie sind noch da", beendet Liam meinen Satz und ich nicke.
„Die Übungen helfen sehr und auch die festen Rituale. Trotzdem habe ich immer Angst, dass er eines Nachts wach wird und vollkommen ausrastet", gestehe ich und halte eine Angestellte auf, damit ich einen Kaffee bestellen kann.
„Und wie sieht Harry das?" will Liam wissen und sieht mich nachdenklich an.
Mein Lockenkopf redet nicht gerne darüber.
Ich bin mir sicher, dass er mit mir auch nicht über seine Therapie reden würde, wenn ich nicht ab und an dabei sein müsste.
„Ich glaube, er findet das gut. Er meint, dass er so weit ist."
Der Braunhaarige nickt, allerdings wenig überzeugend.
„Na, wenn er das so sieht, dann sollten wir ihm vertrauen."
„Ja", seufze ich und nehme meinen Kaffee entgegen. „Vermutlich hast du recht."

Snooper-Dark SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt