back in time

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Voight schickte Jay und Hailey nochmals ins Krankenhaus, um Lunas Aussage entgegen zu nehmen. Mittlerweile war die 13 Jährige wieder ansprechbar und bei vollem Bewusstsein.

Bleich und noch sichtlich mitgenommen, saß sie in ihrem Krankenbett, während ihr Vater sie befragte.

Hailey hatte am Bettrand Platz genommen und schaute besorgt auf das Mädchen.

Von ganz allein hatte Luna während der Befragung nach ihrer Hand gefasst. Anscheinend war sie noch sichtlich traumatisiert.

„Warum bist du mit ihm mitgegangen? Du hättest auch in der Schule bleiben und jemandem Bescheid sagen können."

Luna sah ihren Vater nicht an. Stattdessen rang sie nach Worten.

„Er hat mich vor dem Eingangsgebäude abgefangen. Zuerst wollte ich gar nicht, aber er meinte, es würde schnell gehen. Er hätte noch Fotoalben von damals, von meiner Mutter, die er mir geben wollte. Die Alben hat er wirklich mit dabei gehabt und weil es ziemlich öffentlich war, habe ich gedacht, da könnte mir nichts passieren. Dann hat er mich in sein Auto gezwungen. Er hat gesagt, er weiß genau, wo ich wohne und wenn ich nicht das mache, was er will, dann bringt er mich auf der Stelle um. Er hatte eine Pistole dabei."

Ihre Stimme zitterte, weshalb Hailey ihr tröstend über die Hand strich.

„Was ist dann passiert?", fragte Jay mitfühlend. Luna machte eine kurze Pause, schüttelte nur ungläubig mit dem Kopf.

„Wir sind eine ganze Weile total orientierungslos durch die Gegend gefahren. Es war, als ob er nicht wirklich wusste, was er mit mir machen sollte. Dann hat er einen Anruf bekommen und wir sind nach Süd-Westen gefahren. Ich weiß das, weil ich mit Mom manchmal in der Ecke Wochenendausflüge gemacht habe. Bei einer Tankstelle haben wir nochmal angehalten. Er meinte, wenn ich irgendwas sage, was mit der Entführung zusammen hängt, bringt er mich und den Tankstellenmitarbeiter um. Wir sind dann weiter gefahren zu dieser Halle."

„Ist dir in dem Wagen irgendwas aufgefallen?"

Aber sie schüttelte mit dem Kopf.

„Es roch dort eh immer nach Alkohol und Bier. Schon als er mit meiner Mutter zusammen war. Er hat immer getrunken. Na, ja wir sind dann dort angekommen und er hat mich durchs Dunkle in irgendeinen Keller gebracht. Ich hab kurzzeitig versucht mich loszureißen, aber er hat mich schnell eingeholt und wie irre auf mich eingeschlagen."

Ihre Stimme brach am Ende des Satzes. Sie schluchzte leise, weshalb sich Jay hilflose Blicke mit Hailey austauschte.

Luna versteckte das Gesicht in den Händen, in die sie leise weinte. Vorsichtig zog Jay sie näher, strich ihr tröstend über den Rücken, während Hailey mit dem Daumen über ihren Handrücken fuhr.

„Es ist vorbei Er wird dir nicht mehr weh tun", redete sie leise auf die 13 Jährige ein, die sich erst nach einer Weile wieder fassen konnte.

Jay hatte weiterhin seine Hand um ihre Schulter gelegt.

Sie schniefte leise, strich sich mit dem Ärmel ihres Krankenhausnachthemds über die Augen.

„Es ist nicht so, dass er das früher nicht auch schon gemacht hat. Aber dieses Mal war es anders. Weil ich nicht weg konnte und ganz alleine war. Normalerweise hat sich meine Mom immer vor mich gestellt."

Jay seufzte schwer. Das was er da hörte, war nur schwer für ihn auszuhalten.

Er hätte sie am liebsten fest in den Arm genommen und ihr versichert, dass alles gut werden würde. Sie in einen Kokon gehüllt, in dem ihr nichts und niemand weh tun konnte, aber das konnte er nicht. Er wollte ihre Grenzen wahren, seine Fürsorge nicht aufzwingen.

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