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„Du hattest übrigens Recht. Seitdem wir ihren Stiefvater überführt haben, wirkt sie ganz anders", murmelte Jay, als er neben Hailey im Wagen saß und zurück ins Krankenhaus fuhr, um Luna abzuholen.

In der Zwischenzeit wachte ein Streifenpolizist vor ihrem Zimmer. Solange der Täter nicht gefast war, wollten sie kein Risiko eingehen.

„Du hast sie gerettet. Dadurch bist du in ihrer Achtung gestiegen."

„Wir", verbesserte er schenkte ihr ein spitzbübisches Lächeln.

„Soweit ich mich erinnere, war ich beim Zugriff nicht allein."

„Vermutlich hat sie endlich kapiert, dass wir ihr nichts Böses wollen und von den Guten sind."

Hailye seufzte, schüttelte im Beifahrersitz sitzend mit dem Kopf.

„Sie hat einiges durchgemacht. Das muss man erstmal verarbeiten. Bist du dir sicher, dass das heute so eine gute Idee ist?", spielte sie darauf an, dass sie Luna mit in die Wache nehmen wollten, aber Jay bewegte nur unentschlossen die Schultern auf und ab.

„Was heißt sicher? Dass ihr Stiefvater ein Stockwerk weiter unten in der Arrestzelle sitzt, werde ich ihr nicht auf die Nase binden. Außerdem wird Carter kurz gegen zwei dem Haftrichter vorgeführt. Voight hat mildernde Umstände erwirken können. Selbst wenn, sind das immer noch 5 Jahre Knast."

„Hoffen wir, dass Luna die Sache der letzten Tage nicht noch zusätzlich traumatisiert", sorgte sich Hailey und starrte nachdenklich auf ihr Smartphone. Noch immer waren sie in den Ermittlungen zu den aktuellen Teenagertötungen versunken.

„Sie ist verdammt stark."

„Das hat sie von ihrem Vater", spielte sie auf ihren Partner an und sah ihn traurig an.

Jay erwiderte ihre Blicke, sah dann wieder auf die Straße.

„Hat sie mit dir über ihre Mutter geredet?", wechselte er das Thema. Hailey schaute nachdenklich aus dem Fenster, spielte mit einer ihrer blonden Haarsträhnen in der Hand.

„Nicht viel. Ich hatte das Gefühl, sie hat immer noch Probleme darüber zu sprechen. Zumindest über ihre Erkrankung an sich."

„Mir hat sie erklärt, dass sie für Julie den finanziellen Teil übernommen hat. Die gleichen krummen Geschäfte wie jetzt. Drogendeals, das Übliche, damit Geld ins die Kassen kommt. Allerdings habe ich nicht aus ihr herausbekommen können, wer sich in ihrer Zeit um ihre Mutter gekümmert hat."

„Du meinst, Luna hat alles übernommen? Die Pflege und die komplette Versorgung der beiden?"

Jay nickte ernst.

„Wenn Julie durch den Krebs arbeitsunfähig gewesen ist, hat niemand die Krankenversicherung getragen und wie gesundheitliche Versorgung unter diesen Konditionen in unserem Land aussieht, darüber müssen wir nicht diskutieren. Luna hat in dieser Zeit gar nicht die Möglichkeit gehabt in die Schule gehen können, weil sie zur Mutter ihrer Mutter wurde. Das ist ein full time Job, Hailey."

„Parentifizierung. So nennt man das in der Fachwelt", bestätigte Upton mit trauriger Miene.

„Ich weiß noch, wie das bei meiner Mom in der letzten Phase ihrer Erkrankung war. Am Ende war ich bis zu 16 Stunden am Tag bei ihr. Sie konnte nicht mehr aufstehen, nicht mehr selbstständig das Bett verlassen. Und wenn in dieser Zeit niemand für Luna da war, weißt du, was das mit ihr gemacht hat."

„Luna ist reifer als Gleichaltrige ihres Alters. Das merkst du sofort, wenn du dich mit ihr unterhältst."

„Weil sie früher erwachsen werden musste", bestätigte Jay, während er auf einen freien Parkplatz vor der Klinik fuhr.

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