02 | Neue Freundin

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Kelly

»Wir gehen ein wenig was einkaufen, willst du etwas bestimmtes haben? Oder möchtest du mitkommen?« reißt mich die Stimme meiner Schwester aus den Gedanken. Ich setzte mich auf, damit ich ein besseres Blickfeld habe. Ich schüttel mit den Kopf.
»Nein danke« sage ich und falle wieder zurück auf meine weiche Matratze. Im Augenwinkel erkenne ich das sich die Tür einen kleinen Spalt schließt, aber nicht ganz. Ich schaue nach links, Nova steht immernoch an meiner Tür, aber in Querformat.
»Tut mir leid das ich dich vorhin so angegriffen habe« ich nicke was ihr damit sagt, dass ich weder sauer noch wütend bin. Wieso sollte ich auch? Das ist normal bei uns. Jedes Geschwisterkind streitet Mal, das liegt nun Mal in unserer Natur.
Die Tür schließt sich endlich komplett, und ich bin allein. Die meisten Leute finden das gefühl allein zu sein grausam oder deprimierend. Ich wiederum finde es schön alleine zu sein. Ich kann mich auf meine Probleme konzentrieren, auf meine Zukunft, auf mein Leben. Einfach auf alles. Aber es gibt noch diese dunkle Seite des allein seins. Jeder fürchtet sich vor ihr.

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Ich weiß nicht warum, aber ich habe auf einmal Lust einen Spaziergang zu machen. Ich hinterlassen eine kleine Nachricht in der steht "Ich mache einen Spaziergang, keine sorge ich habe mein Handy dabei damit ich mich auf keinen Fall Verlaufe." Ich rufe den Fahrstuhl, aber der braucht ewig zum kommen. Daran muss ich mich jetzt wohl gewöhnen wenn ich im zwanzigsten Stockwerk wohne. Nach einer halben Ewigkeit ist er auch endlich Mal angekommen. Ich drücke auf EG, und fahre gemütlich hinunter.

Ich suche und suche, als ich endlich die braunen Haare entdecke, nach denen ich schon die ganze Zeit suche. Ich laufe zu ihr rüber und Stelle mich neben sie. Sie hat mich noch nicht bemerkt da sie dabei beschäftigt ist irgend welche Flyer an die Pinnwand zuhängen, und dabei lautstark... Ist das Conan Gray? Ich tippe sie an der Schulter an weswegen sie leicht zusammen zuckt. Auf ihrem Lippen breitet sich ein lächeln aus, als sie merkt das ich es bin. Sie drückt auf ihre Pause, und sofort verstummt der Gesang von Conan Gray.

»Oh hey Kelly, kann ich dir helfen?« sie hat sich meinen Namen gemerkt? Er ist nicht schwer, aber die meisten Leute sagen immer Belly oder Ellie. Ich habe keine Ahnung wieso, aber ich schätze Mal es ist einfach weil sie mich dadurch auf hundert achtzig bringen. Ach ja, noch eine meiner schwächen, Selbstbeherrschung.
»Ja, kann man hier irgendwo spazieren gehen, abgesehen als auf den Gehwegen?« sie überlegt kurz und liefert mir dann eine Antwort »Ja, wenn du über den Parkplatz läufst, vielleicht hast du es gesehen? Dort war so ein kleiner Eingang. Das ist der Stadtpark, aber geh am besten nicht zum Basketball und Skaterplatz. Dort treiben sich die meisten Junkies Rum« sie hängt die letzen Flyer auf und geht wieder hinter die Rezeption, weswegen ich ihr folge.
»Danke. Hättest du vielleicht Lust mit zu kommen? Es sei denn du musst weiter arbeiten? Dann macht es mir nichts aus« sie strahlt über beide Wangen und streift sich verlegen eine ihrer Locke hinters Ohr. Sie nickt, aber auf welche Frage sie mir jetzt geantwortet hat, ist mir unklar.
»Ich würde gerne mitkommen, wäre es für dich okay noch fünf Minuten zu warten? Ich habe gleich Mittagspause?« Ihr Blick sagt mir das sie verunsichert ist. Ich lächel sie warmherzig an und winke mit der Hand ab »Mach dir kein Stress, wir könen uns ja in der Zeit unterhalten« Und schon wieder fängt sie an übers ganze Gesicht zu strahlen. Ich würde sagen ihr lächeln steckt Leute an, weil ich plötzlich mehr lächeln muss.

Sie sieht süß aus. Mit ihren braunen lockigen Haaren, ihren braunen Augen, ihrer kleinen größe. Wenn ich 1,70 bin und sie einen halben Kopf kleiner als ich bin, dann ist sie... 1,69? Wie gesagt ich bin schlecht im schätzen, Grotten schlecht. Das würde überhaupt keinen Sinn ergeben. Das sie einen Zentimeter kleiner ist als ich obwohl sie einen halben Kopf kleiner ist als ich.

»Aus welchem Land kommst du?« höre ich mich selber fragen. Ich wollte sie Frage unbedingt verneinen, aber jetzt habe ich sie doch gestellt. Sie soll nicht von mir denken das ich Leute von diesem und diesem Land eher bevorzuge.
»Türkei, und du?«
»Ich komme aus Spanien, zumindest mein Vater, meine Mutter ist Italienerin. Das macht mich im Grunde zu einem Halbblut« wir laufen dem Weg weiter entlang bis wir bei einem kleinen Bollerwagen anhalten, wo ein Mann etwas verkauft.

Ich schaue sie verwirrt an, aber sie grinst nur frech und kauft etwas bei dem Mann ein.
Sie kommt zurück mit zwei Eis in der Hand. Sie hält mir eins von beiden hin, und ich zögere es anzunehmen.

»Du bist doch nicht alergisch?« ich schüttel sofort und nehme dann doch das Eis an.
»Ich mag es nur nicht das Leute Geld für mich ausgeben« gebe ich ihr als Antwort und Laufe in Richtung... Keine Ahnung, der Park ist riesig. Das ist ein halbes Naturkundemuseum.
»Ach was, ein Eis war kostenlos. Ich hatte eine Stempelkarte« sie nippt an ihrem Eis und genießt es in vollen Zügen. Durch das warme Wetter ist das Eis in meiner Hand, schon halb geschmolzen. Weswegen ich es schnell das Schokoladen Eis vernichte.

»Dort ist der Skaterplatz« sie zeigt auf die große Menschen Menge, die sich hinter den ganzen Bäumen, in einem Kreis gebildet hat. Ein paar stehen außerhalb, reden, kiffen, küssen oder schlagen sich. Kein schöner Anblick zusehen wie jemanden gerade die Nase gebrochen wird.

»Und dort ist der Basketballplatz, der ist nicht so schlimm wie der Skaterplatz« ich schaue nach rechts wo ich den Platz entdecke, wo ein paar Jungs gegeneinander spielen. Im Gegensatz zum Skaterplatz, sieht der Basketballplatz ziemlich freundlich aus.
Ich lächel sie an und bewege meinen Kopf Richtung Basketballplatz, worauf sie sofort hektisch den Kopf schüttelt. Sie geht ein paar Schritte zurück und schüttelt weiter ihren Kopf. Um mir noch klarer zu machen das sie nicht dahin will benutzt sie ihre Hände und wedelt mit ihnen vor ihrer Brust herum.

»Du kannst gehen, aber ich muss gleich wieder arbeiten« sie verschränkt ihr Arme vor der Brust und wartet auf meine Entscheidung. Das ist wie als würdest du gerade vor einer lebensbedrohlichen Entscheidung stehen. Du hast die Wahl, entweder die rote, oder die blaue Pille, und man weiß nicht was ihn ihnen ist und was sie dir antun.
Deswegen wähle ich hier die Entscheidung die vermutlich für mich und meinen Orientierungssinn besser ist. Wenn ich mit Mary nicht mitgehen würde, wäre ich verloren. Ich habe zwar mein Handy, aber Mary hat mir gesagt das der Park ein reines Funkloch ist.

Endless LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt