Am nächsten Morgen wachte ich zum ersten Mal seit Jahren in meinem eigenen, komfortablen Bett auf, statt im Wasser oder in einer Wohnung, in die ich eingebrochen war. Ich fühlte mich seltsam... entspannt. Es roch angenehm nach Lufterfrischer und die Sonne schien durch ein großes Fenster hinein.
Plötzlich hörte ich eine Stimme, die rief: "Miss Yara, sie sollen sich fertig machen, Mr. Stark kommt in 20 Minuten zu ihnen, um sie den Avengers vorzustellen." Nachdem ich mich mich von dem Schreck erholt hatte, erinnerte ich mich: Tony hatte mir erklärt, dass seine KI, Friday, mich heute wecken würde. Also krabbelte ich aus dem Bett und schlüpfte in meine ausgetragen Klamotten. Es waren ein schwarzer Hoodie und eine schwarze, enge Jeans. Obwohl beides eher unscheinbar wirkte, waren diese Kleidungsstücke für mich etwas sehr Besonderes, denn sie verwandelten sich gemeinsam mit mir in Wasser, genau wie mein Mantel und meine schwarzen Stiefel. Diese zog ich mir zum Schluss an und ging anschließend ins nebenan liegende Badezimmer. Dort verschlug es mir den Atem, die riesige Badewanne, die Regendusche und der große Waschtisch waren wirklich beeindruckend. Hier war alles so sauber und luxuriös, ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich hier für die nächste Zeit leben sollte. Ich wusch mein Gesicht und trug etwas von dem Lippgloss auf, der hier gemeinsam mit jeder Menge anderem Make-Up stand.
Kaum war ich fertig, hörte ich ein Klopfen an der Tür, das musste Tony sein! Ich öffnete und wir liefen zusammen in eine Art Gemeinschaftsraum, wo all die anderen Avengers auf ein paar großen Sofas saßen und bereits auf mich warteten. Dort angekommen, meinte Tony: "Hergehört Leute, das ist Yara. Wir haben sie vor ein paar Tagen in Brooklyn ...gefunden und hierher gebracht."
So viele Blicke waren plötzlich auf mich gerichtet. Ich fühlte mich unwohl und trat ein Stück zurück. "Nicht so schüchtern, die beißen schon nicht. Außer vielleicht Thor, bei Göttern weiß man ja nie." Ein großer Mann mit blonden, langen Haaren, der eben erwähnte Thor, meinte: "Hör nicht auf ihn. Schön dich kennenzulernen!" Er hatte eine außergewöhnlich laute Stimme und wirkte sehr aufgeschlossen. Die anderen nickten und stimmten ihm lächelnd zu. Die meisten der Avengers kannte ich bereits aus Berichten oder dem Fernsehen. Als ich durch die Runde sah, immer noch ein wenig hinter Tony versteckt, erkannte ich bereits die meisten. Da waren Captain America, Black Widow, Hawk Eye und natürlich Bruce bzw. Hulk, Wanda, Thor und Iron Man. Ich war stolz, sie alle kennenlernen zu dürfen. Jemand, der unter meinen Bedürfnissen lebt, hatte für gewöhnlich nicht so eine Chance. Aber etwas verwirrte mich an dem Ganzen. "War es von Anfang an so geplant, dass ihr mich hier behaltet? Wenn ja, warum habt ihr mich denn dann vier Tage lang da unten eingesperrt?", wollte ich nun von ihnen wissen, denn das machte mich irgendwie wütend. Tony holte schon Luft, um mir zu erklären, was das alles hier sollte, doch Bruce kam ihm zuvor. "Hör zu Yara, wir haben schon viele Gerüchte über dich gehört und wollten dich schon lange bei uns haben, doch du warst nie auffindbar. Nach dem... Unfall mit dem Mädchen wurden wir erneut auf dich aufmerksam gemacht, doch nun barg es ein gewisses Risiko, dich hierher zu bringen. Wir wussten nicht, ob du für jemanden arbeitest, ob du uns feindlich gesinnt warst oder ob das dein erster Mord war. Und deshalb haben wir dich unten in den Sicherheitstrakt gebracht, bis wir mehr über dich wussten. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme, zu deinem genauso wie zu unseren Schutz. Bitte versteh das nicht falsch."
Aha. Ich setzte mich vor den anderen auf den Boden und richtete meinen Blick nach unten. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich diese "Entschuldigung" annehmen konnte oder wollte. Ich blickte wieder zu den Avengers und sah, wie Wanda auf mich zukam und sich direkt neben mich setzte und einen Arm um meine Schulter legte. "Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst. Auch ich bin ein Risiko für die da gewesen, aber ich habe ihr Angebot auf eine zweite Chance angenommen. Nimm das nicht persönlich." Sie drückte mich vorsichtig an sich. Ich atmete tief ein und aus. "Ich schätze", begann ich dann, "ich bin lieber hier als wieder da draußen." Ich versuchte zu lächeln, aber ich hatte es schon zu lange nicht mehr getan, weshalb es ziemlich schief aussehen musste. Die anderen lachten und forderten mich dazu auf, mich zu ihnen zu setzen. Etwas widerwillig kam ich dieser Bitte nach und wir verbrachten gemeinsam einen Teil des Morgens zusammen im Gemeinschaftsraum. Es war schön, Gesellschaft zu haben, auch wenn ich mich erst nach und nach daran gewöhnen musste. Nach und nach mussten sich einige leider verabschieden, bis irgendwann nur noch Wanda, Natascha und ich dort saßen. "Würdest du uns erzählen, wie du deine Fähigkeiten bekommen hast?", fragte Wanda irgendwann interessiert und auch Nat wurde neugierig. Also erzählte ich den beiden, das, was ich auch schon Bruce in der Krankenstation berichtet hatte. "Du bist also ein Experiment. Erinnert mich etwas an Frankensteins Monster", scherzte Nat, nachdem ich fertig war. Wer war das denn jetzt? Als ich den Mädels diese Frage stellte, sahen sie mich überrascht an. "Ich hatte so etwas wie eine Kindheit nicht wirklich", gab ich kleinlaut zu. Und nachdem sie bestürzt bekundigt hatten, wie leid ich ihnen tat und wie furchtbar das denn sein musste, erklärten sie mir kurz die Geschichte von Frankenstein und dem Monster. Das war nicht das einzige, was die beiden mir heute erklären mussten, da gab es so einiges, aber genau deswegen war ich froh, dass sie so lieb waren und es taten.
Später rief mich Banner erneut zu sich, er wolle sich noch einmal etwas an meiner Haut anschauen, und ich musste mich von meinen neuen Freundinnen verabschieden. Beide nahmen mich kurz in den Arm und flüsterten mir zu: "Bruce hat dich jetzt schon total ins Herz geschlossen." Das ließ mich etwas rot werden, aber es freute mich, denn schließlich hatte ich ihn auch sehr lieb.
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Beautiful Mistakes (Loki ff)
FanfictionIn dieser Geschichte bist du ein Mädchen namens Yara mit besonderen Fähigkeiten. Du kannst dich in Wasser verwandeln und mit deinem Gesang Menschen hypnotisieren oder in ihre Gedanken und Erinnerungen eindringen. Doch du hast mit deinen Kräften ein...