Kapitel 3

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~6 Monate später~


In den letzten Monaten passierte so einiges. Ich war zwar nach wie vor insgesamt ein genetisches Rätsel, aber Bruce und ich forschten gemeinsam sehr viel an meiner DNA. Ein paar Teilaspekte hatten wir über meine Kräfte und die Verschränkung von einigen körperlichen Merkmalen bereits herausgefunden. Die Notizen, die ich aus dem Labor damals mitgenommen hatte und die Natascha netterweise für uns übersetzt hatte, hatten leider nicht viel Neues offenbart, allerdings enthielten sie Daten zu meiner Geburt. Laut den Akten war ich bereits 19, wovon ich allerdings nie etwas gewusst hatte. Lustigerweise war der Tag, an dem ich aus der Zelle geholt wurde, mein 19. Geburtstag gewesen.

Apropos Bruce, er hatte mich einige Wochen nach meiner Ankunft gefragt, ob er mich denn adoptieren dürfte. Das war vielleich eine Überraschung für mich gewesen! Ich habe natürlich zugestimmt, allerdings würde es noch eine ganze Weile dauern, bis er auch offiziell mein Vater war, da ich keine Papiere hatte und wir erst welche beantragen mussten, bevor wir den Adoptionsantrag stellen konnten. 

Aber auch abgesehen davon fühlte es sich wirklich so an, als hätte ich eine Familie, seit ich bei den Avengers war. 

Ich hatte mich zuerst ziemlich seltsam gefühlt, als all die anderen mich so freundlich aufnahmen. Es wurde sich um mich gekümmert, ich habe neben dem eigenen Zimmer auch sehr viele Bücher und einen Laptop zum Schreiben bekommen, da ich Geschichten wirklich liebte. Aber bisher konnte ich immer nur gestohlene oder ausgestellte Bücher lesen. Auch neue Klamotten hatte ich bekommen, wie meine alten Sachen verschmolzen diese mit mir, wann immer ich zu Wasser wurde.

Ich habe alle anderen Avengers kennen gelernt und bekam von Dad gelegntlich Privatunterricht, sodass ich mich nicht in öffentlichen Schulen in Gefahr brachte. Außerdem brachte er mir sehr vieles über Genetik bei, sodass ich selbet auch verstehen konnte, was an mir anders war, als an anderen Menschen. 

Im Moment saß ich mit Dad in der Krankenstation, wo wir gerade meine Augen erneut untersuchten. Wir waren ganz nah dran, wir hatten beinahe ein Erklärung für die Verfärbung meiner Augen. Bisher hatten wir herausgefunden, dass bestimmte Botenstoffe, vor allem Adrenalin, irgendwie meine Iris stimulierten, dass diese sich veränderte. Aber wie sich die Farbe veränderte, wussten wir noch nicht genau. Ich hatte die Theorie, dass das Melanin in meinen Augen auf bestimmte Botenstoffe sensibilisiert war, sodass es bei Kontakt zu einer kurzzeitigen Reaktion kam. Bruce' Theorie wich etwas von meiner ab, er tippte zwar auch auf modifiziertes Melanin, allerdings funktionierten laut ihm Adrenalin und Co. wie eine Art Energiequelle, die meine Augen zum Leuchten brachte, was hieß, dass das Blau in meinen Augen wie ein Licht war. Heute wollten wir eine Reihe letzter Tests durchführen, ich würde mich einigen Emotionen aussetzen, während Bruce an meiner Schläfe einige Messsensoren platziert hatte und eine Kamera auf meine Augen und eine auf mein gesamtes Gesicht gerichtet waren. Hoffentlich würden wir heute ein Ergebnis bekommen, mit dem wir etwas anfangen konnten. Die Sensoren waren sensibel genug, um jeden kleinen Impuls meiner Nerven am Auge wahrzunehmen, allerdings durfte ich mein Gesicht nicht zu stark bewegen, da sonst die Qualität der Ergebnisse beeinträchtigt wurden. 

Ich sah mir verschiedene Bilder an, welche in mir bestimmte Emotionen hervorrufen sollten. Die Tests verliefen reibungslos und wir hatten schon genug Messungen, um eine eindeutige Analyse zu machen, doch Bruce war der Meinung, dass mehr in diesem Fall mehr war, weshalb er die bisherigen Werte abspeicherte und noch eine weitere Versuchsreihe durchführte. 

Auch dieses Mal kamen wir zu sauberen, wertbaren Ergebnissen, bis plötzlich Thor hereinkam, gemeinsam mit einem Mann, den ich hier noch nie gesehen hatte. Er war groß und schlank und trug ein seltsames Gewand. Außerdem hatte er er einen metallenen Knebel und sozusagen dazu passende Handschellen. Seine pechschwarzen Haare waren nach hinten gekämmt und sein blasses Gesicht war schmal und hatte etwas leicht beunruhigendes an sich. Sein Blick wirkte etwas gelangweilt, doch seine grünen Augen blitzten einen kurzen Moment auf, als er mich sah. Wow, diese Augen waren ja mal der absolute Wahnsinn. "Was macht der Typ denn hier? Ist er ein Patient? Er sieht aus wie ein Stripper." Letzteres war mir versehentlich herausgerutscht, ich konnte mir nicht erklären, warum. Ich hatte das eigentlich nur denken wollen, was natürlich schon schlimm genug war. Ich klatschte mir mit der Hand auf den Mund und sah verunsichert zu Bruce. Dieser hatte nervös zu lachen begonnen. Thor hingegen war da ganz haltlos, er lachte, bis er sich den Bauch halten musste. Das war echt unangenehm... Der "Stripper" verdrehte nur entnervt die Augen und verteilte Todesblicke umsonst an alle. "Tja, Bruder, so bist du auch noch nie begrüßt worden, was?", kicherte Thor und stupste dem schwarzhaarigen Mann mit seinem Ellenbogen in die Seite. Nachdem er sich von seinem Lachanfall erholt hatte und ich in der Zwischenzeit am liebsten schon dreimal im Boden versunken wäre, stellte er seinen Bruder endlich vor. "Yara, das ist Loki, mein Bruder. Ihr hattet noch nicht das Vergnügen?" Erneut verdrehte Loki die Augen und ich hörte, wie er entnervt seufzte. Er stieß seinem Bruder seinen Ellenbogen in die Rippen und dieser ergänzte ächzend: "Gott der Lügen und des Schabernacks und Prinz Asgards." Scheinbar war dieser Loki etwas eitel, wenn es um seinen Titel ging. Seinen Blick nun wieder auf mir spürend, fröstelte es mich augenblicklich ein wenig. Seine Augen strahlten unglaublich viel Kälte aus. In diesem Moment bemerkte ich erst, dass eines der Geräte laut zu piepen begonnen hatte. Schnell zog ich die Sensoren von meinem Gesicht und es wurde wieder still. Meine Augen mussten strahlend blau gewesen sein, sonst wären die Werte nicht so durch die Decke gegangen. Verständlich, dank meines extremen Schamgefühls eben wäre ich ja auch am liebsten durch die Decke gegangen - durch die Decke des Stockwerks unter uns. Unter den Blicken der anderen spürte ich, wie ich ein wenig rot wurde und blickte zu Boden. "Ich muss... weg", murmelte ich bloß leise, dann schob ich mich an den drei Männern vorbei aus dem Raum und lief so schnell ich konnte in mein Zimmer. Dort schloss ich die Tür ab und ließ mich erst einmal auf mein Bett fallen. Oh Mann, wie peinlich! Warum hatte ich auch so eine lose Zunge? Ich hatte eben einen Gott beleidigt. Einen Gott! Aber irgendwie sah er ja schon heiß aus... Ich klatschte mir in Gedanken eine. Sowas durfte ich gar nicht erst denken, sonst würde mir das auch noch rausrutschen. Ich musste jetzt irgendwie versuchen, mich abzulenken und diese furchtbar unangenehme Geschichte zu verdrängen. Also griff ich kurzerhand ein dickes Buch aus dem Regal und kuschelte mich damit in meine warme Bettdecke. 

Beautiful Mistakes (Loki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt