Kapitel 19

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"Guten Morgen, Ms Banner, ich soll ihnen ausrichten, dass ihr Anzug repariert und gereinigt wurde und sich nun im Gemeinschaftsraum befindet." Das war das erste, was ich am nächsten Morgen hörte, als ich wach wurde, während ich schreiend aus dem Bett fiel. Friday machte mich wirklich furchtbar schreckhaft...

Ich bedankte mich und richtete mich verschlafen wieder auf. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wann der Anzug überhaupt zur Reparatur gegeben wurde, aber ich freute mich, dass er wieder heil war, denn das hieß, dass ich wieder trainieren gehen konnte. 

Als ich einen Rollkragen-Pulli - wegen der Knutschflecken - und die Leggins von gestern anzog und zum Frühstück in die Küche ging, traf ich dort Nat und Wanda, die sich über irgendwas ziemlich aufregendes auszutauschen schienen. Beide bemerkten mich sofort, als ich hereinkam. Sie schenkten mir ein breites Lächeln und ich machte mir einen Müsli mit Joghurt und Obst, dann setzte ich mich zu ihnen. Als ich mich erkundigte, was es denn so interessantes zu erzählen gab, lachte Nat und meinte: "Es gibt endlich was für uns zu tun! Schnapp dir deine Sachen, wir treffen uns in einer Stunde im Trainingsraum! Wir haben einen Auftrag!" Nun konnte ich ihre gute Laune verstehen, ich klatschte in die Hände und stand mit der Schale in der Hand auf und lief in den Gemeinschaftsraum, wo ich mir meinen Suit über den Arm hängte und mich auf den Weg zurück in mein Zimmer machte. Ich würde dort genauso gut essen können.

Im Aufzug traf ich auf Loki. Er trug wieder seinen Anzug mit dem Mantel - oder was auch immer das genau war - und lächelte, als er mich sah. Mit vollem Mund winkte ich ihm zu und stellte mich neben ihn. "Ist alles okay bei dir? War Banner gestern sehr wütend auf dich?" Ich schluckte den Bissen herunter und antwortete: "Zum Glück nicht... aber dass du mich vor ihm küssen musstest, war trotzdem unnötig! Du wolltest ihn damit nur provozieren." Ich tippte ihm mit dem Griff des Löffels auf die Brust. "Und wenn schon", erwiderte er nur, "ist doch egal." "Jedenfalls", lenkte ich das Gespräch wieder in die ursprüngliche Richtung, "hat er gesagt, dass er meine Entscheidung akzeptiert und mich einfach machen lässt" "Er vertraut dir so sehr?" "Es geht nicht um Vertrauen, sondern um Gehorsam." Ich schlug mir auf den Mund, wobei ich mir fast den Löffel ins Auge rammte. Ich hasste diesen Satz wirklich über alles, ich war nicht einmal dieser Meinung, aber in meinem Kopf war er viel zu tief verankert, um ihn zu vergessen, sodass ich ihn einfach jedes Mal sagte, sobald es um jegliche Art von Vertrauensfragen ging.

Loki sah mich überrascht an, ich blickte beschämt zu Boden. "Ist eine Redensart aus dem Labor. Manchmal kommt es mir so vor, als hätten sie mich darauf programmiert, das für immer zu sagen, wenn mich jemand nach Vertrauen fragt", erklärte ich leise. Es war mir sehr peinlich, dass ich das vor ihm gesagt hatte. Ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Wenn ich eine Sache jetzt gerade überhaupt nicht gebrauchen konnte, war das Schwäche. 

Als der Aufzug sich öffnete, lief ich eilig heraus, um ein Gespräch darüber zu vermeiden, Loki neben mir her, bis wir vor meiner Tür standen. Ich stieß sie auf, stellte das Müsli auf dem Schreibtisch ab und wollte schon ins Bad laufen, dann drehte ich mich noch einmal zu Loki um, der noch immer im Türrahmen stand. "Was ist?", fragte ich, meine Stimme klang etwas genervt, um das Zittern zu überspielen. "Schäm dich nicht, wenn du das sagst. Ist mir sowieso lieber, wenn du brav bist und hörst, anstatt so viel Wert auf Vertrauen zu legen", meinte er und lächelte schmal. Ich lachte bitter, ich spürte, wie sich Wuttränen in meinen Augen sammelten. "Ganz schlechter Zeitpunkt für Witze, Loki. Ich habe in weniger als einer Stunde meinen allerersten Auftrag, ich habe jetzt echt keine Nerven für blöde Probleme aus meiner Vergangenheit-" "Worin besteht dieser 'Auftrag'?", unterbrach er mich. Ich warf die Hände in die Luft und antwortete: "Keine Ahnung! Aber wenn ich mich jetzt nicht wieder beruhige, dann kann ich das sowieso vergessen!" "Leg dich hin", befahl er plötzlich. "Loki, ich muss mich umziehen und fertig machen, ich habe jetzt wirklich keine Zeit für-" "Leg. Dich. Hin", wiederholte er, diesmal klang er bestimmter. Ich seufzte und ließ mich auf dem Rücken auf das Bett fallen. Er griff nach dem Buch auf meinem Nachttisch und setzte sich zu mir. "Willst du mir jetzt ernsthaft was vorlesen?", fragte ich überrascht. "Wenn es dich beruhigt", entgegnete der Gott neben mir. Es würde mich bestimmt entspannen, also war es wohl einen Versuch wert... Ich zog meine Decke bis zum Kinn hoch und legte meinen Kopf auf seinen Schoß. Wenn ihm das unangenehm war, ließ er es sich nicht anmerken, er begann zu lesen und ich schloss die Augen. 

Beautiful Mistakes (Loki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt