Kapitel 4

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Ein leichter Druck in meinen Kopf ließ mich aus meinem tiefen Schlaf erwachen. Langsam öffnete ich meine Augen. Ich brauchte einen Moment, um mich an diese Helligkeit zu gewöhnen. So wie es wohl aussah, bin ich auf dem Sofa eingeschlafen. Mein Blick schweifte umher und ich sah in den noch immer brennenden Kamin. Das Feuer war nicht erloschen. Selbst hier auf dem Sofa konnte ich diese angenehme und wohlige Wärme spüren. Vorsichtig setzte ich mich auf und hielt dabei meine Stirn fest. Der Schmerz war nicht so schlimm wie gestern, aber er ist immer noch deutlich spürbar. Es fühlte sich an, als wäre mein Kopf in einen Schraubstock eingespannt. Mein Blick fiel auf meinen Schoss, der mit einen dunkelgrünen Fleecedecke bedeckt war.

„Wie nett von ihm.", flüsterte ich vor mir her und musste etwas schmunzeln. Da kam wieder die Fürsorgepflicht bei ihm durch. Wo ist er eigentlich? Der schläft bestimmt. Er hatte es wenigstens bis in sein Bett geschafft. Ich schaute zu seiner Zimmertür. Es war gestern spät geworden. Behutsam stand ich auf, nahm die Decke und legte sie mir um die Schulter. Es war wie ein überdimensionierter Schal oder ein Poncho. Es erinnerte mich ein bisschen an meine Kindheit mit Manon. Sonntags, eingewickelt in eine Decke, eine Schüssel Cornflakes auf dem Schoss und im TV liefen Trickfilme. Nach einem Trickfilm und Cornflakes wäre mir jetzt auch. Schöner Gedanke. Alles hier im Haus ist still. Auch von Harry ist nichts zu hören. Nur das Knistern vom Holz im Kamin. Definitiv nicht vergleichbar mit meiner Wohnung in London. Dort werde ich von alltäglichem Straßenlärm geweckt, oder wenn die Nachbarkinder zur Schule gehen und die Türen im Haus zufallen ließen. Natürlich hatte ich genug Geld und hätte mir eine Wohnung auch irgendwo anders leisten können. Doch das wollte ich nicht. Ich mochte meine Wohnung. Aber je länger ich hier Zeit verbringe, gefällt mir diese ruhige Atmosphäre viel mehr. Vielleicht sollte ich das mal überdenken. Bestimmt kann Tom mir dabei helfen. TOM!

„Fuck. Ich habe schon wieder Tom vergessen!", rief ich und löste mich aus meiner Starre. Ich suchte kurz mein Handy und fand es auf dem Sofa. Mit der Decke umwickelt und dem Handy in der Hand lief ich in die Küche. Ich tippe mein Handy an und siehe da. Endlich wieder Empfang. Shit, der ist bestimmt sauer! Nach den vielen verpassten Anrufen wäre ich das auch. Ich tippe auf die Rückruftaste und hörte, wie es klingelte.

Gott Kathy geht es dir gut? Ich habe mir Sorgen gemacht! Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe.", plauderte Tom sofort los, was mich zum Lachen brachte.

„Beruhige dich Tom. Es ist alles in Ordnung. Hier tobte gestern ein Sturm, was leider den Empfang störte.", er klärte ich ihm. Und da haben wir es. Kaum rede ich nicht mit ihm, schon bekommt er ein schlechtes Gewissen.

Bist du gut angekommen?", wollte er wissen und ich hörte seine Besorgnis in der Stimme.

„Ja ich bin gut angekommen. Das Haus ist traumhaft." Das es allerdings einen kleinen Unfall mit meinem Auto gab und das ich einen ungewollten Hausmitbewohner hatte, ließ ich einfach weg. Auch wenn wir uns manchmal in den Haaren hatten, wäre er sofort hierhergefahren, um nach mir zu sehen, ob es mir gut ginge.

Wie lange bleibst du in Kanada?", fragte er und ich hörte das Tippen auf seinem Laptop.

„Bis 10.3 habe ich das Haus gemietet.", informierte ich ihn und lief in der Küche auf und ab. Bis mein Blick auf die große Glasfront fiel. Was für ein Anblick. Das ist unglaublich!

Okay und wann bist du wieder in London?" hakte er nach. Langsam lief ich auf die Fensterfront zu und ich vergaß für einen Moment das Tom noch am Telefon war.

„Unglaublich schön!", hauchte ich.

Wie bitte? Kathy?", hörte ich es leise an meinem Ohr. Aber der Anblick, vom leichten Bodennebel über diesen See, war einfach hypnotisierend. Ich ließ mein Handy langsam sinken.

Das Haus am See || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt