Kapitel 12

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Die Sonne ist schon lange untergegangen und die Dunkelheit hatte sich den Wald um uns herum erobert. In den vergangenen Stunden war ich so in das Schreiben vertieft und hatte die Zeit völlig vergessen. Müde rieb ich mir die Augen und musste unwillkürlich gähnen.

„Hey Kath, wie wäre es, wenn du mal eine Pause machst und etwas trinkst.", hörte ich leise seine Stimme an meinem Ohr. Während seine Hand auf meiner Schulter lag und mir eine heiße Tasse Tee hinstellte. Müde und mit schmalen Augen sah ich ihn an. Auch er sah müde aus. Erschöpft und entkräftet. Wie seltsam. Ich drehte mich auf meinen Stuhl zu ihm, legte meine Hand an seine Wange und musterte ihn. Er fühlte sich warm an und Schweißperlen lagen auf seiner Stirn.

„Hey... was ist mit dir? Du glühst!", kam es entsetzt von mir und ich sprang vom Stuhl. Er griff nach meiner Hand und drückte sie fest.

„Alles gut. Mir fehlt nichts.", versuchte er mich zu beruhigen, doch es klappte nicht.

„Erzähl mir nichts Harry, du hast Fieber.", stellte ich geschockt fest. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen. Hätte ich ihn nicht in den Regen gezogen, würde er jetzt nicht so angeschlagen sein.

„Ach das ist nichts. Mach dir keine Sorgen!", erwiderte er, drückte mir einen Kuss auf meine Finger und versuchte zu lächeln. Selbst seine Lippen waren heiß.

„Tut mir leid. Ich hätte dich nicht mit in den Regen zie....", begann ich und wurde gleich von ihm unterbrochen.

„Du bist nicht schuld. Hör auf dir das einzureden.", versicherte er mir. Sein Blick war glasig und sein Haltung sackte auch immer mehr in sich zusammen. Das gefiel mir überhaupt nicht. Wie lange ging es ihm schon so schlecht?

„Harry, komm lass uns ins Bett gehen. Du musst dich ausruhen.", bat ich ihn. Er lenkte ein und nickte. Ich klappte das Notebook zu, schaltete das Küchenlicht aus und lief mit Harry nach oben. Als wir oben ankamen, wollte er in sein Zimmer.

„Bleib die Nacht bei mir.", forderte ich ihn besorgt auf und hielt ihn an der Hand fest. Wenn er bei mir bliebe, dann könnte ich ihn wenigstens im Auge behalten. Er sieht wirklich erschöpft aus. Warum zögert er?

„Was ist?", fragte ich besorgt nach und stellte mich vor ihm. Er war unglaublich still und zurückhaltend.

„Ich möchte dir nicht den Schlaf rauben.", kam er mit der Ausrede. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Komm schon. Das ist wirklich eine blöde ausrede.", enttarnt ich ihn. Verlegen senkte er den Kopf und lächelte schief.

„Nun los, komm. So kann ich wenigstens auf dich Aufpassen.", erklärte ich ihm.

„Gut, lass mich nur meine Zahnbürste holen!", bat er mich. Ich nickte und wartete vor seinen Zimmer auf ihn. Die Tür stand ein Stück offen und ich wagte es reinzuschauen. Sein Zimmer war dunkel, nur das Licht vom Bad warf einen Lichtkegel in den Raum. Sein Bett wurde etwas angestrahlt. Zu meinen Erstaunen sah es so unbenutzt aus. Nicht wie meines. Sofort schoss mir die Hitze ins Gesicht, als mir wieder in den Sinn kam, was wir dort getan hatten. Das kribblige Gefühl kehrte zurück. Verlegen legte ich meine Finger an meinen Mund und versuchte mich an seine Lippen zu erinnern. Ich lehnte mich gegen den Türrahmen und starrte in die leere des Raumes.

„Was schwirrt dir durch den Kopf", riss mich seine tiefe raue Stimme aus meine Gedanken. Ich zuckte zusammen und presste mich gegen den Türrahmen.

„Deine Wangen sind ganz rot.", stellte er fest und legte seine Hand an meine Wange. Seine Berührung zog wie ein Blitz durch meinen Körper. Langsam beugte er sich zu mir runter und küsste mich sanft auf den Mund. Seinen Lippen sind immer noch heiß, was den Kuss nur noch intensiver machte. Behutsam löste er sich von mir und legte seine Stirn gegen meine. Mein Herz begann stark zu pochen. Nur ein Kuss reichte, damit ich weiche Knie bekam.

Das Haus am See || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt