«22» Bagels statt Milch

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Übermüdet gehe ich mit Louis Richtung Kaffeeautomat. Mittlerweile ist es 4 Uhr in der Früh und noch kleiner von uns beiden hat richtig ein Auge zu machen können. Das Fieber von Sam ist von 39,5°C auf 38,0°C gesunken. Die Schwestern sprechen jetzt nicht mehr von Fieber sondern von erhöhter Temperatur. Schon vor drei Stunden habe ich Louis gesagt, er könnte nach Hause gehen. Aber keine Chance, er lässt mich hier nicht alleine und weicht auch nicht von meiner Seite. Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen, der vor den Automaten steht und stöhne.

„Normalen Kaffee?“, fragt mich ein ebenso Müder Louis. Ich nicke nur, schließe kurz die Augen und lehne meinen Kopf nach hinten. „Hier!“, holt er mich zurück und reicht mir den Plastikbecher. Ich schaue in den Becher und rümpfe die Nase „Na hoffentlich schmeckt das Gebräu auch.“, gebe ich von mir und nehme einen Schluck von dem Kaffee. Naja, besser als nichts.
Plötzlich merke ich ein vibrieren in meiner Hosentasche. „Scheiße ich habe vergessen Amy anzurufen und Luke habe ich auch noch nicht Bescheid gesagt“, fluche ich und ziehe mein Handy auf der Hosentasche.

47 ungelesene Nachrichten, alle von Luke. 69 verpasste anrufen, von Amy und Luke.

Schnell wähle ich Lukes Nummer und hoffe er ist noch nicht am Schlafen. „Gott Jill, endlich meldest du dich mal, was ist denn los bei euch? Amy hatte angerufen und gesagt Samantha hat Fieber?“, höre ich einen besorgten Luke. „Sorry, erst hatte ich kein Kopf zum Telefonieren und dann hatte ich kein Empfang.“, versuche ich ihn zu beruhigen. „Sam, bekommt doch einen Zahn und hatte gestern Abend bei den Jungs über 39°C Fieber. Louis hat uns ins Krankenhaus gebracht und ja das Fieber, war vor anderthalb Stunden auf 38°C, vielleicht werden wir nachher schon wieder entlassen.“, berichte ich ihn weiter.
„Du glaubst dir gar nicht was für Sorgen wir uns gemacht habe. Soll ich ins Krankenhaus kommen?“, fragt er mich nun. „Tut mir leid. Nein du musst nicht kommen, Louis ist noch hier!“, sage ich ihm und schaue in Louis Richtung der mich leicht anlächelt. „Oh okay, anscheint meint er es ja wirklich ernst.“, gibt er nachdenklich von sich. „Okay, dann ruf mich aber später wieder an, ja? Sobald du nochmal mit einem Arzt gesprochen hast, hörst du?“, fordert mich mein Bruder auf.
„Klar mach ich. Aber Luke könntest du vielleicht Amy Bescheid sagen? Ich habe total vergessen sie anzurufen...“, frage ich ihn kleinlaut. „Klar mach ich.“, verspricht er mir und legt auf.

Der Kaffee ist mittlerweile nur noch lau warm, weshalb ich ihn wegschütte. „Sollen wir wieder zu Sam?“, frage ich Louis und bekomme ein Nicken als Antwort. Im Zimmer angekommen, treffen wir auf die Nachtschwester. „Die Temperatur der kleinen liegt jetzt bei 37,3°C, also wieder im Normalbereich. Den Tropfer habe ich grade entfernt. Die Nadel bleibt, bis der Arzt da war.“, berichtet sie uns und ich atme erleichtert aus. Wie schon in den vergangen Stunden, setzten wir uns gemeinsam zu Sam aufs Bett und ich lehne mich an Louis an. Ich muss eingeschlafen sein, denn Sam weckt mich in dem sie mich mit ihren Händen im Gesicht betatscht.
Verwirrt schaue ich mich um Zimmer um, Louis ist gar nicht mehr da. Mir bleibt gar keine Zeit mir über sein verschwinden Gedanken zu machen, denn Sam wird unruhig und ich schaue sie an. „Na süße, geht es dir wieder besser?“, frage ich sie und gebe ihr einen Kuss.

Mir steigt ein beißender geruch in die Nase. Schnell nehme ich die Kleine auf dem Arm und verlasse das Zimmer. Unterwegs schaue ich noch auf die Uhr, 7.49 Uhr. Mit schnellen Schritten erreiche ich das Schwesternzimmer. „Entschuldigung, aber hätten sie vielleicht ein Pampas?“, frage ich. „Klar, kommen sie mal mit.“, sagt mir die eine Krankenschwester und führt mich in einen Wickelraum. Mit gekonnten Handgriffen Wickel ich meine Tochter neu, als ich mich umdrehe steht die selbe Schwester wieder vor mir. „Wie sieht es bei der kleinen denn mir Frühstuck aus. Bekommt sie noch Milch oder lieber Brei?“, fragt sie mich. „Morgens gebe ich ihr eigentlich noch immer etwas Milch.“, informiere ich die Frau. „Okay, dann kommen sie mal mit.“ Ich folge der Krankenschwester und bekomme für Sam ein Fläschchen Milch. Zusammen machen wir uns wieder auf dem Weg ins Zimmer.

Als ich die Tür öffne steht ein erschreckender Louis vor mir. „Wo wart ihr denn?“, fragt er mich. „Dasselbe könnte ich dich Fragen!“, erwidere ich und grinse ihn an bevor ich fort fahre. „Sam brauchte eine Neue Windel und dann hat mir die Schwester noch ein Fläschchen Milch gegeben.“ „Ach so, ich dachte schon ihr hättet euch ohne mich aus den Staub gemacht. Ich war bei Starbucks, habe vernünftigen Kaffee und Bagels mit Frischkäse gekauft und habe kurz mit den Jungs telefoniert.“, informiert er mich.
Mit Sam zusammen setze ich mich auf einen Stuhl, Louis uns gegenüber und zusammen Frühstücken. Meine Tochter findet die Milch plötzlich völlig uninteressant und zeigt auf mein Bagel.
Ich reiße ihr ein kleines Stück ab und stecke es in ihrem Mund. Die Milch will sie plötzlich nicht mehr haben und isst lieber genüsslich mit mir mit. „Die kleine weiß was gut ist!“, stellt ihr Vater fest und grinst mich an. Grade als ich etwas erwidern will, geht die Zimmertür auf und der Arzt kommt rein.

„Guten Morgen, der kleinen scheint es ja schon wieder besser zu gehen.“, stellt er fest und kommt auf uns zu um nochmal die Temperatur zu messen. „37,0°C ist völlig normal, ich würde der kleinen aber gerne noch mal Blutabnehmen um eine Infektion oder ähnliches auszuschließen.“, informiert er uns. „Louis, kannst du sie mal geschwind ablenken?“, frage ich. Er kommt zu uns rum und hockt sich links neben uns hin. Louis macht seinen „Job“ ganz gut – Sam bekommt gar nicht mit wir der Arzt ihr aus ihrer noch vorhanden Nadel am Handgelenk Blutabnimmt und anschließend die Nadel rauszieht. Louis albert mit ihr rum. „Wenn die Blutergebnisse gut sind, können sie nachher wieder gehen.“, informiert uns der Arzt.

Wir warten nun schon seit geschlagenen 5 Stunden auf das Blutergebnis. In der Zeit habe ich mit Luke und Amy telefoniert und Louis mit den Jungs. Ich sitze auf dem Bett und beobachte die beiden beim rumalbern. Die zwei geben wirklich ein niedliches Bild ab, was ich zwischendurch immer mal wieder mit der Handykamera festhalte. Als der Arzt uns endlich Bescheid gibt, dass Sams Blutuntersuchung in Ordnung war und das Fieber anscheint wirklich „nur“ vom Zahnen kommt, verlassen wir geschwind das Krankenhaus und Liam, welcher von Louis angerufen wurde, holt uns ab und fährt uns nach Hause.

What doesn't kill you, makes you strongerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt