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Kapitel 4

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„Schatz, was ist denn mit dir los? Bist du krank?"

Sofort ließ sie ihre Tasche fallen und kam zu mir. Sie legte ihre Hand auf meine Stirn, um zu fühlen, ob ich Fieber hatte. Ich musste erbärmlich aussehen.

„Fieber hast du nicht, aber du bist ja ganz blass. Hast irgendetwas Falsches gegessen?"

Nun stiegen die ersten Tränen auf. Ich war schwanger. Ich hatte ein Lebewesen in mir. Einen Menschen. Einen echten Menschen, der mal zur Schule gehen würde und sich verlieben würde. Und das in mir drin! Von Barne! Wie war das möglich?

Und auf einmal brachen all diese Gedanken über mich ein. Was hatte ich getan? Ich war schwanger von Barne Bergman! Wir würden ein Kind bekommen. Ein kleines schreiendes Baby. Ich wollte das nicht. Was war mit meinem geplanten Studium? Ich wollte doch ein neues Leben beginnen! Mit neuen Freunde und viel Spaß am Leben. Ich wollte frei sein und nicht für ein Kind die Verantwortung haben.

„Schatz, sprich mit mir! Was hast du?" Die Sorge stand meiner Mutter ins Gesicht geschrieben.

Tränen flossen in reißenden Flüssen über mein Gesicht. Ich konnte nichts sagen, aber ich war in der Lage den Schwangerschaftstest aus meiner Hosentasche zu holen. Ich streckte ihn meiner Mutter entgegen.

„Nein!", kam es über ihre Lippen. Sie hielt sich die Hände vor ihren offenstehenden Mund. „Sag bitte, dass das nicht wahr ist!"

Noch mehr Tränen drangen nach draußen. Ich konnte nichts sagen.

„Ich wusste nicht einmal, dass du schon Sex hattest!", entfuhr es ihr schockiert. Auch ihr standen nun die Tränen in den Augen. Sie war enttäuscht. Verdammt enttäuscht von mir und es war ein beschissenes Gefühl. Ich hatte mich in eine verdammt beschissene Situation gebracht.

„Es tut mir leid. Ich wollte das nicht", schluchzte ich.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich dachte, du wärst schlauer als ich. Ich dachte, ich hätte mit dir oft genug über Verhütung gesprochen. Was habe ich falsch gemacht bei dir?"

Es klang so viel Vorwurf in ihrer Stimme mit. Vorwurf gegen mich, aber auch gegen sich selbst.

„Du hast nichts falsch gemacht. Es war mein Fehler. Es tut mir leid, Mum."

Mum schien nicht zu wissen, ob sie sauer auf mich sein sollte oder vielmehr Mitleid mit mir haben sollte. Sie wirkte aufgebracht und schockiert.

Ihr Blick ruhte lange auf mir, während ich weiter weinte. „Wer ist er?"

Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet. Ich erstarrte. Ich wollte es ihr nicht sagen. Ich wollte es niemandem sagen.

„Marie! Sprich! Welcher Typ hat dir das angetan? Wer ist der Vater von dem Kind?"

Tränen über Tränen drangen aus meinen Augen. „Du kennst ihn nicht."

„Natürlich tu ich das nicht. Ich wusste nicht mal, dass du Interesse an Jungs hast! Woher kennst du ihn?"

„Schule", murmelte ich.

„Sein Name!"

Ich konnte das nicht. Ich konnte es ihr nicht sagen. „Ist doch egal."

„Nein!", fuhr sie mich unsanft an und löste eine erneute Heulattacke aus. „Es ist nicht egal. Dieser Typ wird genauso wie du die Verantwortung tragen. Dafür werde ich sorgen. Also? Wie ist sein Name?"

Ich presste meine Lippen zusammen. Ich würde es ihr nicht sagen. Die Vorstellung, dass sie noch heute Abend vor seiner Tür stand, ihm eine Standpauke hielt und erklärte, wie man ein Kondom benutzte, schreckte mich ab. Ich traute meiner Mutter so etwas zu.

„Marie!", mahnte sie mich streng.

„Ich kann das noch nicht! Lass mich bitte erst mit ihm sprechen. Dann sag ich dir den Namen, okay?"

Zufrieden sah sie mit dem Kompromiss nicht aus, aber sie stimmte zu. Schließlich legte sie einen Arm um mich.

„Ich wollte für dich ein besseres Leben. Du bist schlau. Schlauer als ich. Aus dir hätte wirklich etwas werden können."

„Mum", wimmerte ich unverständlich und wollte, dass sie aufhörte so zu reden, als hätte ich gerade ein Todesurteil erhalten.

„Ist doch so", beharrte sie auf ihrer Aussage. „Weißt du, was ein Kind in deinem Alter bedeutet? Dein ganzes Leben ist nur noch auf dieses kleine Ding ausgerichtet! Ich weiß, wovon ich spreche. Ich war fast genauso alt, als ich mit dir schwanger wurde. Ich möchte dir keine Illusionen machen. Es wird hart und du wirst viel aufgeben müssen." Mittlerweile weinte auch sie, doch sie konnte sich besser unter Kontrolle halten. In regelmäßigen Abständen wischte sie sich die Tränen von der Wange. „Willst du es denn überhaupt behalten?"

Seltsamerweise hatte ich mir diese Frage noch nicht gestellt. Und trotzdem hatte ich die Antwort schon die ganze Zeit gehabt.

„Ja."

Wollte ich wirklich ein Kind? So sicher war ich mir plötzlich gar nicht mehr. Aber ich wusste eine Antwort auf die Frage, ob ich mein Kind abtreiben oder weggeben würde. Und da war die Antwort ein eindeutiges Nein. Also war die logische Konsequenz, dass ich das Kind behalten würde.

Meine Mutter zog mich in eine Umarmung und nun verlor auch sie ihre Hemmungen. Wir weinten. Nicht nur mein Leben würde sich verändern, sondern auch ihres.

„Wir schaffen das schon", flüsterte sie mir ins Ohr. „Wir kriegen das hin!"

Plan ZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt