Kapitel 16

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----Denn seh'n Sie: I'm an American woman!
Ich weiß, was ich will und will es gleich
Ich bin nicht diskret, ich möchte, dass man mich versteht!----

„Ich würde nie ohne einen viel-Glück-Kuss auf die Bühne gehen. Ich wusste nur nicht das die seit neustem auf dem Mund erfolgen!"

Damit brachte ich alle um mich rum erfolgreich zum Schmunzeln, denn seit ich hier in diesem Theater ein und aus gehe, gab es für jeden aus meiner Familie der auf die Bühne muss einen Kuss auf die Wange. Ich im Gegenzug bekam jetzt von den anderen einen Kuss auf die Stirn. Ein Versprechen, vielleicht war es das Versprechen, das alles gut werden würde. Wir würden das Ding schon Schaukeln!

Schneller als ich gedacht hatte war ich dran, erst mit „Du wirst niemals eine Lady" und dann später mit „I'm an american woman!"

WOW! Ich hätte nicht erwartet, dass es sich so anfühlt seinen Traum zu leben. Ich war ein wenig eifersüchtig, das Willemijn, Nienke, Mark und Sabrina das ganze schon seit Jahren fühlen durften. Es war einfach magisch. Dann war es auch schon Zeit für den Abschlussapplaus. Und auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, WOW. Da es meine Premiere war, durfte ich als letztes nach Draußen laufen, der Rest des Castes stand schon auf der Bühne, nur in der Mitte zwischen Nienke und Willemijn war noch ein Platz frei, da sollte ich wohl hin. Ich atmete ein letztes Mal und schon gings es auf die Bühne. Hoffentlich stolpere ich jetzt nicht. Doch sobald ich in der Reihe angekommen war, nahm der Applaus noch mehr zu. Nienke und Willemijn nahmen meine Hände ihre und wir alle verbeugten uns, Das war sie also, die erste Show. Noch während uns applaudiert wurde, wurde ich in den Arm genommen.

„Du hast es geschafft kleines. Behalt diesen Augenblick für immer im Herzen. Das hier ist jetzt dein Leben"

Und schon wieder flossen die Tränen, das wurde auch nicht besser als von irgendwoher mir ein Blumenstrauß gereicht wurde. Mark war es, der dann plötzlich aus seinen (oder Maxims?) Hosentaschen ein Taschentuch zauberte.

„Ein Taschentuch, Mrs. Van Hopper?"

„Danke ihnen, werter Herr."

Somit hatten wir die Lacher auch noch auf unsere Seite. Ein letztes Mal verbeugen, und schon fiel der Vorhang.

Kaum war ich in meiner Garderobe angekommen, brach ich ihn wahnsinniges Lachen aus. Fragt mich nicht wo das jetzt herkommt, aber dieses ganze Adrenalin, diese überschüssige Energie muss raus aus meinem Körper.

„Kleines, ist alles ok bei dir? Du klingst ein bisschen sehr wahnsinnig. Und brauchst du Hilde mit der Perücke?"

Oh, die Perücke, die hatte ich fast vergessen, zum Glück war aber Willemijn da, sie hatte damit sicher gerechnet.

„Magst du mir helfen? Ja mir geht es gut, aber meine Hände zittern zu sehr ich erwische die Haarklammern nicht.... Wie lange drehe ich hier denn schon durch?"

Hoffentlich nicht allzu lange, ich wollte kurz nochmal auf die Bühne bevor ich mich vor der Stasgedoor ins Getümmel stürze.

„Alles gut, ich helfe dir, ich weiß wie du dich fühlst. Die allererste Show ist was ganz Besonderes. Das ist ein Augenblick den man nie wieder vergisst."

„Danke! Für alles! Das du da bist, dass du an mich geglaubt hast, das du du bist! Können wir gleich nochmal kurz zur Bühne? Ich bin noch nicht bereit für die Stagedoor. Ich möchte noch einmal kurz durchatmen!"

Während meinem Monolog hatte Willemijn angefangen, alle Haarnadeln aus der Perücke zu entfernen und war so bald auch schon fertig. Was mich ein wenig enttäuschte, war das keiner von den anderen mehr vorbeischaute. Ich hatte gehofft das wir zusammen zur Stagedoor gehen, damit es nicht ganz so peinlich wird, falls da niemand für mich steht. Aber egal, dann halt nur Willeimjn und ich gegen den Rest der Welt.

Der Zuschauerraum lag im Dunkel als ich langsam und vorsichtig die Bühne betrete, an der Hand von Willemijn. Unglaublich das ich hier vorhin stand und mir den größten Traum aller Zeiten erfüllt habe. Einmal Seite an Seite mit ihr hier zu stehen und zu singen, auch wenn wir nur im Übertragenden Sinne miteinander singen, immerhin haben wir keine große Szene zusammen.

Noch einmal atmete ich tief ein. Und hieran würde ich mich für immer erinnern. Vielleicht sogar noch mehr als an meinen ersten Applaus. Der Moment, wenn mein Gehirn zur Ruhe kommt. Eine leichte Melancholie Besitz von mir ergreift und ich weiß, das Kämpfen all die Jahre hat sich gelohnt.

„So Süße, wir müssen jetzt langsam los. Sonst stehen unsere Fans sich noch die Beine in den Bauch."

Das war also der Ton zum Aufbruch. Aber es war ok. Ich war soweit der Bühne für heute den Rücken zu kehren, mit dem Wissen, morgen zurück zu seien.

Mein Traum von ManderleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt