Mein Traum von Manderley

Kapitel 12

----Du wirst niemals eine Lady,
Weil dir jede Klasse fehlt.
Du wirst immer eine kleine, unscheinbare,
Scheue graue Maus sein.----

Direkt hinter der Tür müsste ich erstmal innehalten, so aufgeregt schlug mein Herz.

Dann fiel mir wieder ein warum ich hier war und der Grund war definitiv nicht, um mich jetzt in Schwärmereien zurück zu ziehen.

Also machte ich mich auf den Weg in den großen Probenraum.

Die Stagedoor fiel mir einem lauten Knall ins Schloss, und ich atmete die frische Luft des Morgens ein. Die Abschlussprüfung lief besser als erwartet. In ein paar Meter Entfernung sah ich meine Mädels und Mark sitzen, Willemijn mit dem Rücken zu mir. Langsam schlich ich mich an und gab den anderen ein Zeichen nichts zu sagen. Einmal in meinem Leben wollte ich jemanden überraschen. Also umarmte ich Willemijn stürmisch von hinten.

"Helly! Erschreck mich doch nicht so. Wie lief es? Hast du bestanden? "

"Vor euch steht eure neue Kollegin. Mit Bestnoten bestanden sowie eine Stelle an den VBW gab's heute für mich! "

Noch bevor ich den Satz richtig zu Ende gesprochen hatte kamen die anderen schon auf mich zu geflogen. Innerhalb kürzester Zeit waren wir ein menschlicher Knoten.

" Aber was für eine Stelle gibt es denn für dich? Ich meine wir haben hier ich, Mrs Danvers, Beatrice und Maxim stehen. Wer bleibt denn da noch übrig? "

"Eine Modezeitschrift? Wozu denn das?"

Nienke bemerkte als erstes was ich ihnen sagen wollte und führte den Dialog weiter

"Sie wollten sie Lesen Mrs Van Hopper."

Und auf einen Blick brachen wir in lautes Lachen aus. Der Rest fiel mit ein und es dauerte eine ganze Weile bis wir uns wieder beruhigt hatten.

"Zur Feier des Tages Lad ich euch ein! Keine Wiederrede!"

Laut schwatzend machten wir uns auf den Weg, bis zu einer Nahegelegen Bar, wo es zum Glück auch alkoholfreie Cocktails gab, denn auch mit 23 Schmeckte mir Alkohol immer noch nicht. Außerdem hatte ich Angst was ich anstellen würde, wenn ich einen zu viel getrunken hätte.

Schon jetzt fühlte ich mich betrunken. Betrunken vor Glück. Sabrinas Kuss vorhin war kurz, fast schon keusch aber trotzdem alles worauf ich seit Jahren warte. Und auch jetzt, hier in der Bar saß sie direkt neben mir. Unsere Beine berührten sich, auf ganzer Länge der Oberschenkel. Ich weiß nicht ob es Absicht war oder nicht, ihr war nicht anzumerken ob es sie irgendwie berührt. Was ich jedoch sagen kann, ist wie sehr es mich berührt, alles in mir brennt und kribbelt, und ich kann keinen normalen ganzen Satz mehr bilden. Zum Glück habe ich keine gemeinsame Szene mit ihr während dem Musical, dann würde es ja gleich jeder sehen.

.... Dir?"

Ohje ich hatte nicht mitbekommen was zur Hölle Mark mich Grade gefragt hatte... Egal. Sollte ich raten oder zu geben nicht zugehört zu haben?

Ich glaube ich bin lieber ehrlich.

" Sorry Mark, ich habe Grade nicht zugehört, was willst du wissen? " Ohje, und schon werde ich rot. Etwas was ich mir in all den Jahren nicht abtrainieren konnte.

"Ob alles OK mit dir ist, weil du gar nichts erzählst. Außerdem war ich neugierig und wollte wissen was dich am meisten hier in Wien gehalten hat. Denn soweit ich das mitbekommen hatte haben sie dir auch die Rolle der Anna in Die Eiskönigin angeboten. Von der Stage aus. War Hamburg zu weit weg? "

Oh ja, natürlich ist alles OK, ich habe nur alles noch nicht so ganz realisiert... " Ob Sabrina wusste das ich auch den Kuss damit meinte? "Und das mit Hamburg war für mich nie eine Option. Ich gehe meiner Familie soweit wie möglich aus dem Weg. Etwas das in Hamburg nicht geht. Und ein Grund zum Hierbleiben seit definitiv ihr alle. Ihr habt mir so viel geholfen in den letzten Jahren! Wärt ihr nicht wäre ich schon vor Jahren auf der Straße gelandet. Außerdem seid ihr meine Familie! Oder seht ihr das etwa nicht so? Bin ich zu voreilig? "

Dränge ich mich etwa auf? Wollten sie gar nicht dass ich hier blieb? Haben sie gehofft das ich mach der Ausbildung wieder nach Deutschland gehe? Ohne dass ich etwas dagegen tun könnte, fingen meine Augen an zu brennen, und langsam liegen die Tränen meine Wangen hinab.