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Hongjoong PoV:

Ich bin, wie jeden Tag auch, auf den Weg in die Klinik. Mein Patient Park Seongwha hatte sich bisher noch nicht geöffnet, was auch völlig verständlich ist. Man braucht seine Zeit um sich zu öffnen, selbst ich kann nicht von jetzt auf gleich meine ganze Lebensgeschichte erzählen. Zumal meine Vergangenheit auch nicht die beste war, aber mal davon abgesehen kann ich ihn verstehen, es lieber für sich behalten zu wollen. Ich komme im Parkhaus an, schließe mein Auto ab und begebe mich zum Aufzug um auf meine Station zu kommen. Ich begrüße alle und hole mir erstmal einen Kaffee. “Wie ist die Nacht verlaufen? Gab es irgendwelche Probleme?” frage ich die Schwester als ich mit ihr im Schwesternzimmer sitze. “Nein es war alles okay. Nur die üblichen Patienten konnten nicht schlafen, ich glaube wir müssen ihre Dosis erhöhen.” Ich nicke um ihr zu verstehen zu geben das ich alles mitgehört hatte als ich mir einige Hefter von den Patienten anschaue. Jeder bekommt seinen eigenen Hefter den er jeden Abend ausfüllen muss; was habe ich am Tag gemacht, wie habe ich mich dabei gefühlt, Erfolge und Niederlagen. “Sie müssen jedoch auch lernen ohne Schlaftabletten zu ruhen, wir können sie nicht mehr erhöhen. Vielleicht wäre eine Entspannungsübung für die Patienten besser” gebe ich von mir und starre auf die leeren Seiten von Seongwhas Hefter. “Sagen sie, warum hat Mister Park noch nichts in den Hefter geschrieben? Hat er ihnen vielleicht etwas erzählt?” Die Schwester schüttelt nur mit dem Kopf und ich seufze etwas. Wir reden noch etwas weiter über einige Patienten und was die Schwestern über den Tag mitbekommen haben. Nach einer halben Stunden begebe ich mich in mein Büro und schalte den Pc an. Viele E-mails kommen rein über Anfragen für einen Aufenthalt oder sogar für eine zweit Meinung über einige Fälle von anderen Ärzten. Ich fahre meine Hände durch meine Haare und raufe sie, meine gestylte Frisur zerstört. Warum ist ausgerechnet heute so viel los? Wieso muss ich gerade auf so vieles achten und erledigen? Scheint so als müsste ich heute mindestens eine 12 Stundenschicht durchziehen um alles zu erledigen. Ich nehme mein Handy in die Hand und starre darauf. “Verdammt.” Stimmt, ich kann und brauche niemanden Bescheid zu sagen. Es gibt niemanden mehr der das wissen müsste. Ich seufze und lege das Handy wieder weg. Meine Tabelle an Sitzungen sieht heute auch recht voll aus. Ich ordne sie etwas um und lasse die wichtigsten Sitzungen nach vorn platzieren. Seongwha, wo packe ich dich nur hin? Du bist auf jeden Fall wichtig aber sicherlich ist dir schon aufgefallen das die wichtigsten und schwierigen Fälle als erstes dran sind. Du bist definitiv nicht dumm. Ich möchte dir nicht das Gefühl geben das du einer der schwierigen Patienten in der Klinik bist…ich packe dich auf heute Nachmittag damit bist du bestimmt zufrieden oder? Ich seufze wieder und schicke die Liste an die Schwestern, danach begebe ich mich an die E-Mails und beantworte einige die eine dringende Antwort gebrauchen. Einige Sitzungen später sitze ich wieder alleine im Büro und lasse meine Gedanken schweifen. Meine Kopf bringt mich zurück zu meiner Schulzeit, meine Klassenkameraden und den blauen Flecken die ich jeden Tag hatte. Keiner konnte sagen von wo sie kamen, entweder waren es meine Mitschüler die mich täglich gemobbt, erniedrigt und verprügelt hatten oder meine Eltern, denen ich nie genug war. Ich konnte sie selbst nicht einmal auseinander halten. Nie wusste ich warum all dies geschah, warum die anderen Schüler mich so fertig machten, was ich ihnen je angetan hatte oder warum meine Eltern immer wieder enttäuscht von mir waren, Kommunikation war ihnen fremd. Vielleicht ist auch das der Grund warum ich überhaupt in den diesen Beruf wollte? Um über Probleme und Gefühle zu reden die jeder verstecken oder nicht eingestehen will? Gut möglich das ich deshalb hier bin und gut genug bin das andere Ärzte nach meiner Meinung fragen. Ich öffne meine Augen als ein Benachrichtigungston auf meinen Computer erscheint. Ich schaue auf und sehe meinen Termin mit Seongwha, ich richte meine Haare etwas und trinke meine Tasse aus. “Ich bin bereit für dich und irgendwann wirst du mir schon erzählen was passierte” gebe ich von mir und breite mich für die Sitzung vor.

•Dirty in Truth• {°Seongjoong FF°}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt