Hongjoong PoV:
Einige Wochen sind nun vergangen seitdem ich Seonghwa das letzte mal gesehen habe. Das letzte mal als ich ihn anfassen und spüren konnte. Seither plagen mich die Erinnerungen von dem Abend als ich ihn mit der Leiche des Fremden gesehen hatte. Dieses Bild ist noch immer in meinem Kopf gefangen, das Blut was an ihm klebte und dieser distanzierte Blick von ihm, seine kalten Worte gegenüber mir.
Immer wieder habe ich versucht ihn zu erreichen, ich habe ihn angerufen, ich habe ihm geschrieben aber ich habe keine Antwort bekommen; bis heute nicht. Als ich zurück auf Arbeit kam, bekam ich sofort Ärger von meinem Chef; wie ich es bereits erwartet habe. Ich wurde sofort gekündigt, ich arbeite nur noch die restliche Zeit ab bis meine Patienten gut untergebracht wurden und einen anderen Therapeuten haben. Auch wenn ich es bereits vorher wusste, schmerzt es dennoch meinem Job verlassen zu müssen. Heute ist auch mein letzter Tag in der Klinik, meine Patienten waren sehr bedrückt über die Tatsache das sie sich jetzt jemand anderen anvertrauen müssen, was für viele schwer werden wird. Die Schwestern sind ebenfalls darüber traurig aber sie verstehen die Entscheidung des Chefs, jeder hätte es ihm gleich getan.
Gerade sitze ich in meinem Büro und arbeite an einigen letzten Dokumenten und warte auf meinen letzten Patienten für heute. Als es klopft schaue ich auf und sehe sofort Seonghwa vor mir, so schnell er aufgetaucht war, so schnell war er ebenfalls wieder fort. An seiner Stelle steht nun Jihoon, mein letzter Patient für heute. „Setze dich doch.“ lächle ich ihn an und zeige auf den Stuhl, er setzt sich und ich hole seine Akte hervor. „Wie geht es dir Jihoon?“ frage ich sofort um den smalltalk zu Ende zu bringen damit wir mit den wichtigen Themen anfangen können. „Beschissen. Und bevor du fragst wieso; weil du gehen musst…deswegen.“ antwortet er mir sofort mit einem genervten Blick.
„Jihoon,….“ fange ich an dich werde sofort unterbrochen. „Nein, Hongjoong pass auf. Ich weiß ich rede nicht nur für mich selbst okay? Aber wir sind alle traurig das du gehst. Wir haben uns alle daran gewöhnt über unsere Gefühle zu sprechen und uns zu öffnen! Du hast uns dazu gebracht, du hast uns gezeigt das wir ebenso valide sind wie jeder andere Mensch auch und das nichts falsch mit uns ist! Wir sind komplett komfortabel mit dir und reden über alles! Ich weiß das einer der Patienten dir erzählt hat das sie daran gedacht hatte ihr Kind umzubringen und du hast sie nicht verurteilt wie es jeder andere gemacht hätte, du hast sie verstanden! Sie war positiv überrascht darüber und auch wie gut es ihr getan hatte verstanden zu werden! Wir wollen nicht zu den anderen! Sie sich nicht ansatzweise so gut wie du! Die haben nicht das was du hast, wieso ich überhaupt mit dir arbeiten wollte! Ich hatte von Anfang an eine Faszination an dir gehabt, mal davon abgesehen das ich einen Crush auf dich hatte…aber das tut nichts zur Tatsache!“ rappelt er runter als hätte er es auswendig gelernt.
Ich seufze und nicke, mein Kopf nimmt jeden einzelnen Satz auf und ich fühle mich hilflos. Ich möchte nicht gehen und meine Patienten hinter mir lassen aber ich habe keine andere Wahl. „Es tut mir leid das es soweit gekommen ist. Ich möchte euch nicht verlieren als Patienten aber es geht leider nicht anders. Ich bin froh das mir nicht die Lizenz entzogen wurden ist und vielleicht kann ich später meine eigene Klinik eröffnen aber das kann noch dauern.“ erkläre ich ruhig. „Ich weiß das du keine Hand darin hattest was passiert ist, Liebe lässt einen erblinden und du hattest ihm vertraut gehabt. Ich dachte er hätte mehr in der Hose und würde bei dir bleiben so wie er immer wieder von dir geredet hatte…auch wenn er nie einen Namen genannt hatte wusste ich das er von dir redete. Das er dich nur ausnutzt, damit habe ich nicht gerechnet gehabt aber das hast du ebenfalls nicht.“ Ich lache kurz auf nachdem er seinen letzten Satz beendet hatte. „Witzig, bin ich gerade in Therapie oder bist du es?“ Scherze ich etwas und schaue zu ihm auf.
Jihoon lacht und schnauft etwas nach einer kurzen Zeit, sein Blick trüb. „Ich werde dich vermissen.“ sagt er leise. Ich bin etwas erschrocken über diese Aussage und schüttele mit den Kopf. „Jihoon, ich wandere doch nicht aus, ich werde auch nicht sterben also rede bitte nicht so. Wie können uns auch noch privat sehen, das ist nicht das Problem. Meine Nummer hast du doch noch oder?“ erkläre ich ihm ruhig, er nickt und seufzt erneut. „Dennoch fühlt es sich an wie ein Abschied auf Lebenszeit. Aber du hast Recht! Ich sollte das positive sehen, ich kann dich immer sehen wenn ich will sobald ich entlassen werde!“ Freude strahlend und voller Gewissheit schaut er mich an, sein Gedanke ist gesetzt und diesen kann man auch nicht mehr entfernen. „Okay vielleicht nicht immer, du musst mir schon vorher Bescheid sagen.“ lache ich und schreibe seine Fortschritte in seine Akte ein.
Er hat sich gut gemacht in der Zeit in der er hier ist. Es war nicht einfach aber er ist über seinen Schatten gesprungen und hat an sich gearbeitet. Ich bin stolz auf ihn das er seinen dunklen Gedanken überkommen konnte und jetzt schneller das positive sehen kann. Nicht viele Menschen schaffen das so schnell aber er war schon immer eine lebensfrohe Person, was ihm sicherlich dabei geholfen hat. Seine Narben kann man noch gut erkennen, es wird auch eine Zeit brauchen bis man sie kaum noch sehen kann; er wird sie jedoch immer spüren.
20 Minuten später war dann auch meine letze Sitzung mit Jihoon fertig und ich arbeite noch an den letzten Dokumenten. In wenigen Stunden habe ich Feierabend und dann verlasse ich zum letzten Mal diese Klinik und werde sie auch nicht mehr betreten, es macht mich traurig und wütend zugleich. Hätte ich mich nur nicht in ihn verliebt, hätte ich ihm nur standgehalten und abgelehnt, hätte ich ihn doch nur an einen anderen Therapeuten verwiesen…dann wäre das all nie passiert. Warum muss ich mich auch verlieben, vor allem in einen Patienten. Ich verfluche mich selbst dafür das ich schwach geworden bin. Nach einer Weile hatte ich es aufgegeben ihn zu kontaktieren, wahrscheinlich wird er nicht mehr zurück kommen, so sehr ich es mir auch wünsche.
Schnell sind meine Sachen gepackt und das Büro ist aufgeräumt. Im Türrahmen stehend schaue ich ein letztes Mal in mein Büro, die letzten Jahre habe ich in darin verbracht, viele Erinnerungen hängen daran. Ich schnaufe kurz durch und schließe die Tür, ein letztes Mal verabschiede ich mich von den Schwestern und den anderen Therapeuten. Mein Weg führt mich in das Parkhaus zu meinem Auto, schnell bin ich auch schon zu Hause und lasse mich auf die Couch fallen. Meine Gedanken bringen mich schnell zu Seonghwa zurück, wie sehr ich ihn doch wieder an meiner Seite haben möchte. Einfach so ohne Grund abhauen….mir fließen, wie so oft in letzter Zeit, Tränen die Wangen hinunter. Erschöpft von der Arbeit und den emotionalen Stress, schlafe ich langsam ein.
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•Dirty in Truth• {°Seongjoong FF°}
Fanfiction~Hongjoong war gerade fertig mit der Universität und wechselte zu einer hoch angesehenen Klinik. Dort fungiert er als Psychologe, der Menschen wieder rehabilitieren soll. Bis zu jenem Tag an dem sich sein Leben um 180 Grad wendete.~ × BoyxBoy × Smu...