Kapitel 2

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An Sonn- und Feiertagen musste Mathilde Kleider tragen. Eine ganze Weile hatte sie versucht sich mit Händen und Füßen gegen diese Regel ihrer Eltern zu wehren. Doch nach ein paar sehr anstrengenden aufeinanderfolgenden Wochen hatte sie resigniert die weiße Fahne gehisst und von da an war ihr Schicksal besiegelt. Die Idee hinter dieser Regel hatte Mathilde bis heute nicht ganz begriffen. Erstens wurde dadurch ihre Bewegungsfreiheit , zumindest für ihren Geschmack, viel zu sehr eingeschränkt und Zweitens schaffte es Mathilde ihre Kleider jeden Sonntag immer wieder aufs Neue zu beschmutzen. Sogar wenn sie sich wirklich Mühe gab dies zu vermeiden! In ihren Sonntagskleidern schien sie den Schmutz nur so anzuziehen. Dennoch musste sie sich dem Willen ihrer Eltern beugen (zumindest in diesem Punkt)
Und so stand Mathilde ,in ihrem feinen Sonntagskleid mit einer aufwendig hochgebundenen Frisur, samt Kai an jenem Sonntag Vormittag in der leeren Kirche und verteilten Gesangbücher. Genau genommen verteilte Kai Gesangsbücher. Mathilde hingegen studierte die vielen kleinen detailreichen Kohleporträts vom Pfarrers. In welchem dieser samt Teufelshörnern und Schwanz Woche für Woche von einem unbekannten Künstler in immer verschiedenen Gesangsbüchern verewigt wurde. ''Ich kann es nicht glauben. Da ist der Pfarrer einmal krank und wir verbringen unseren einzigen freien Tag der Woche trotzdem in der Kirche.'' maulte sie vor sich hin. Sie hätte zwar streng genommen Kai nicht in die Kirche begleiten müssen. Aber es war ein geradezu wunderbarer Weg sich vor der Hausarbeit zu drücken. Kai seufzte und richtete sich aus einer der vordersten Gebetsbänke auf. ''Du Mathilde ich bin mir da bei einer Sache nicht so sicher. Aber du musst mir versprechen es nicht weiter zu erzählen!'' Diese speziellen Worte waren noch nie daran gescheitert Mathildes volle Aufmerksamkeit zu wecken und sie taten es auch dieses Mal nicht. Gespannt hob sie ihr Kinn und beobachtete Kai dabei wie er etwas unschlüssig im Mittelgang der Kirche auf und ab schritt. ''Du erinnerst dich doch noch an die Auseinandersetzung von Ronny und dem Pfarrer vor ein paar Tagen?'' Auf Mathildes Gesicht schlich sich ein breites Grinsen. Ob sie sich daran erinnerte? Dieser Streit war ihr klares Wochenhighlight; sogar mit Abstand. ''Der Pfarrer meinte noch Ronny würde bereuen was er getan hat. Also folgendes: Am nächsten Tag war ich noch einmal bei ihm um gemeinsam die Predigt für heute vorzubereiten. Und als ich ankam hat er mich wieder weggeschickt und gesagt er sei erkältet und die Messe am Sonntag würde ausfallen müssen. Dabei hat er versucht vor mir zu verstecken das seine Nase ganz rot und angeschwollen war aber ich habe es trotzdem bemerkt.'' Mathilde schlug sich ihre Hand vor den Mund und blickte schockiert zu Kai hinüber '''Willst du mir etwas sagen du glaubst das er und Ronny sich geschlagen haben?'' Kai zuckte nur mit seinen Schulter und platzierte sorgfältig das letzte Gesangsbuch ''Ich kann es mir nicht vorstellen ich meine wer wurde unserem Pfarrer etwas antun wollen? Komisch war es aber trotzdem'' gab Kai ihr zu bedenken. Mathilde fielen auf Anhieb eine handvoll Leute ein die ihren Dorf eignen Pfarrer hin und wieder gerne geschlagen hätten. Sie selbst mit eingeschlossen. Den Teil ihres Treffens in welchem Kai dem Pfarrer schwören musste, das er die Tugend seiner Schwester mit allen Mitteln beschützen würde verschwieg er Mathilde lieber. Nicht all zu Letzt weil Kai selbst nicht ganz genau wusste was ''Mathildes Tugend'' im Detail war und der Pfarrer hatte sich davor gedrückt ,ja sogar standhaft geweigert, es ihm zu erklären. Das Geräusch von

Händeklatschen riss ihn aus seinen Gedanken. Mathilde stand neben der großen Flügeltür der Kirche. ''Darüber ob sich unser Pfarrer nun theoretisch oder praktisch geschlagen hat können wir uns auch noch draußen Gedanken machen. Obwohl ich wirklich viel gegeben hätte um so einem Kampf beizuwohnen.''
Als Mathilde und Kai aus der stickigen Kirche traten empfing sie eine angenehme Frühlingsbrise. Der Himmel war Wolken klar und nur das zwitscher der Vogel und das Platschen des Baches waren zu vernehmen. Die beiden holten tief Luft und sogen alle die ihnen bekannten Gerüche des Frühlings auf. Mathilde streckte sich dramatisch und Kai schloss die Augen um für einen Moment länger um die Wärme der Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht genießen zu können. ''Was wollen wir nun unternehmen Schwesterherz?'' fragte er ohne dabei seine Augen zu öffnen. So entging ihm auch der tadelnde Blick mit welchem Mathilde ihn bedachte. '' Wir werden gar nichts unternehmen Bruderherz. Denn das schönste daran Nichts unternehmen zu müssen ,geschweige denn zu wollen, ist es anderen Menschen bei diversen Unternehmungen zu zusehen.'' und so hakte sich Mathilde bei ihren kleinen Bruder unter um gemeinsam durch das Dorf zu schlendern.
Kladdis saß ,auf der Holzbank, vor dem Haus ihrer Großmutter. eine große Metallschüssel im Schoß und pulte Erbsen. Bevor die beiden Kladdis überhaupt auf ein paar Schritte erreicht hatten flog das Fenster neben ihr mit einem lauten Krachen auf. Vor Schreck stieß sie fast ihre Erbsenschüssel um. ''Bist du das Stella? Mach dich besser nützlich sonst...oh Kai mein Liebster du bist es.'' Mathilde war immer wieder überrascht davon wie schnell sich die Stimmung der alten Dame verändern konnte sobald sie Kai erblickte. ''Ah und Mathilde hast du auch direkt mitgebracht. Tut einer alten gebrechlichen Frau doch einen Gefallen und sucht Stella für mich zum Leviten lesen Letzteres werde ich persönlich übernehmen.'' Mit diesen Worten schlug sie ihr Fenster wieder zu, sodass die Fensterläden nur so schepperten. Fragend zog Mathilde eine Augenbraue hoch. ''Oma hat einfach nur mal wieder einen schlechten Tag. Stella wollte eigentlich kommen und mir beim pulen helfen.'' Sie wies mit einem Kopfnicken auf den großen Holzeimer voll ungepulter Erbsenschoten zwischen ihren Füßen hin. ''Vermutlich findet ihr sie auf dem Hügel hinter Ronnys Haus beim klauen. Ihr könnt sie ja vor ihrem bevorstehenden Schicksal warnen. Und ich genieße stellvertretend durch euch diesen wunderschönen Sonntag'' beim letzten Satz schleuderte sie schlechtgelaunt die leere Erbsenhülse aus ihrer Hand in den kleinen angrenzenden Garten. Die Geschwister warfen ihr einen mitleidigen Blick zu. ''Wir kommen gemeinsam mit Stella wieder. Und auf dem Rückweg lassen wir uns noch etwas für dich einfallen. Halte durch Kladdis.''
Stella lag tatsächlich im Schatten einer blühenden Kastanie und naschte von Ronnys Erdbeeren. ''Willst du heute schon deinen Schöpfer treffen?'' fragte Mathilde während sie sich selbst einen Beere in den Mund schnippte und schnell einen prüfenden Blick über ihre Schulter auf seine Hütte warf. Beim klauen von seinen Feldern verstand Ronny keinen Spaß. ''Entspann dich Mathilde. Ronny ist nicht Zuhause. Tatsächlich schon seid ein paar Tagen nicht.'' Von ihrem Zimmer aus hatte sie freien Blick auf seine Hütte und war somit eine vertrauenswürdige Quelle. Kai und Mathilde warfen sich einen vielsagenden Blick zu und Mathilde tippte sich auf ihre Nase. Stella stützte sich auf ihre Unterarme und schirmte schützend mit einer Hand ihre Augen vor der hoch stehenden Sonne ab. ''Womit habe ich die Ehre eures Besuchs verdient?'''
''Oma Mathilda ''antworteten die Geschwister im Chor. Kurz schien Stella angestrengt nachzudenken doch dann sprang sie ,wie von Bienen gestochen, auf und heulte lauthals ''Oh

Bauer Ronny x Mathilde D&D FanfichtionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt