Sie saßen gemeinsam auf einer Bank in einem abgelegenen Park. Es war ihr üblicher Treffpunkt und heute wurde es bereits ein Jahr. Sozusagen war es ihr Jahrestag. Für sie war es etwas besonderes, sie hatte sich extra für ihn rausgeputzt und freute sich bereits auf einen schönen Tag mit ihm. Aber er beachtete sie nicht. Er schien abwesend. Bedrückt. Traurig. Verzweifelt. Sollte sie ihn fragen, was ihn so beschäftigte? Sie war sich unsicher. Ihre Vorfreude auf diesen besonderen Tag begann zu schwinden. Sie wollte ihn nicht so sehen. Sie wollte aber auch nicht auf ihn einreden und versuchen, ihn aufzumuntern. Nicht alles lässt sich durchs Verdrängen lösen. Sie kannte sein Problem nicht, war sich gleichzeitig aber bewusst, dass er darüber reden wollte. Auch wenn er nicht wusste, wie er es ausdrücken sollte. Zögernd sah sie ihn an und räusperte sich. "Du kannst mir sagen, wenn dir etwas am Herzen liegt. Ich werde dir zuhören." Plötzlich legte er seinen Kopf in seine Hände und begann zu reden. Seine Stimme klang rau. "Heute vor ein paar Jahren sind schlimme Dinge passiert. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es dir sagen sollte, aber ich fühle mich nach einem Jahr mit dir dazu verpflichtet. Sei mir nicht böse, ja? Ich bin nicht der, für den du mich hältst. Ich bin nicht der Mann, den du so sympathisch findest. Nicht der, für den du dich interessierst. Nicht der, in den du dich zu verlieben scheinst oder sogar bereits Gefühle hast." Sie war verwirrt. Er war nicht derjenige, für den sie ihn hielt? Wie konnte das sein? Nach einem ganzen Jahr müsste man einen Menschen doch gut genug kenne, um zu wissen, wer er ist, oder nicht? "Was meinst du? Wir sehen uns seit einem Jahr regelmäßig an diesem Ort. Du hast mir jeden Tag so viele Dinge über dich erzählt. Soll das alles gelogen sein? Das ist doch ein schlechter Scherz!" Als er seinen Kopf hob, sah sie seine roten von den Tränen geschwollenen Augen. "Nein, ist es nicht. Glaub mir. Ich lebe in einer einzigen Lüge. Auch wenn es noch nicht so lange ist, aber..." Er sprach nicht weiter. Langsam überkam sie die Wut. "Kannst du bitte aufhören in Rätseln zu sprechen und endlich mit der Sprache rausrücken?" Er griff sich in seine lang gewordenen Haare. "Der Mann, mit dem du dich seit einem Jahr triffst, bin nicht ich. Sondern mein Bruder." Ihre Stirn legte sich in Falten. "Dein Bruder? Du hast mal was von einem Bruder erwähnt, der nicht mehr viel Zeit hat, aber was hat das..." Sie erstarrte. Das konnte nicht sein.
---
Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich gar nicht vor, das hier zu veröffentlichen. Es ist mal was selbst geschriebenes und bevor irgendjemand was dazu sagt: Das ist das erste Mal, dass ich etwas schreibe. Ich habe nicht vor, damit groß rauszukommen, das hört sich schon schwachsinnig an, wenn ich das schreibe. Wollte mich einfach mal daran versuchen, nachdem ich das Lesen so richtig für mich entdeckt habe und verrückt danach geworden bin.
Dass ich hier anonym unterwegs bin, erleichtert die ganze Sache mit der Veröffentlichung nochmal. Und wie gesagt: Habe mich nur mal an etwas versucht und würde gerne ehrliches Feedback bekommen.
DU LIEST GERADE
untitled
Kısa Hikaye"Geschichte" oder "Kapitel", die aus Langeweile entstehen. Gerne mal reinlesen und ehrliches Feedback dalassen. Es ist auch nicht allzu lang :)