Kapitel 10

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Ulmo

Ulmo schob seine Maia vor sich her, als er zusammen mit Aulë und Yavanna zu Manwës und Vardas Gemächern lief. Niënna war zurückgeblieben, denn ein Gefühl hatte sie auf Ilmarë und Eonwë verwiesen, die noch mit der Verfolgung von Sauron beschäftigt waren. Die beiden Geschwister konnten Niënnas Hilfe gut gebrauchen.

Ulmo rannte gerade fast einen Maia um. Der Stress war nicht nur ihm anzusehen.

Yavanna war wieder ein Reh geworden und Ulmo schlitterte um die Ecken, das Wasser, dass er auf den Boden brachte gefrohr und er rutschte so im Flur herum.

Nach circa zehn Minuten kamen sie- endlich- vor Manwës und Vardas Gemächern an. Dort angekommen mussten sie noch ein gutes Stück laufen, um schließlich in das Schlafzimmer der Valar-Herrschern hereimzuschlittern.

Manwë saß dort, eine Hand in den Haaren vergraben, die andere hielt Vardas, die auf dem Bett lag, die Augen geschlossen hatte und bleicher denn je aussah. Als der König der Valar sie sah, richtete er sich auf. "Manwë, mein König, wir hörten von dem Vorfall.", agate Ulmo, während er eine Verbeugung andeutete. "Wir haben auf halbem Weg Melkor und seinen Diener getroffen, aber es scheint, als wären sie uns entwischt.", erklärte Yavanna.

"Dann ist jede Hoffnung für Varda mit meinem Bruder gegangen.", sagte Manwë schwerfällig. Seine Hand hielt Vardas fester. Aulë räusperte sich. "Manwë, seid nicht besorgt. Wir haben eine... Idee, wie wir unserer Königin wieder auf die Beine helfen können."

Manwë sah auf, seine Miene fragend.

"Ihr habt doch so eine gute... Verbindung zu Eru?" Manwë nickte zaghaft. "Ich kann seinen Willen fühlen, aber das", er deutete auf Varda, "scheint nicht sein Wille zu sein." Yavanna nickte enthusiastisch. "Ja, darum dachten wir, dass Eru helfen könnte."

"Denkt ihr wirklich, dass er das tun würde?"

"Natürlich!", rief Aulë. "Varda ist seine liebste Tochter, wenn nicht sogar überhaupt sein liebstes Kind." Yavanna hustete auffällig. "Entschuldigung, und was ist mit mir?"

"Du, ähhh... Ja, egal.", sagte Aulë, der unter dem strengen Blick seiner Frau sofort verstummte.

"Manwë...Ihr solltet mit ihm reden.", sagte Ulmo, offenbar der einzige, der beim Thema geblieben war.

"Ja. Das sollte ich." Manwë nickte ihnen zu. "Danke." Schließlich wandte er sich wieder an Varda und schloss die Augen. "Sollen wir... jetzt einfach hier stehen bleiben?", fragte sich Yavanna. "Kommt. Gehen wir. Das ist Manwës Gespräch. Wir werden schon am Abend erfahren, wie es gelaufen ist."

Ulmo, Aulë und Yavanna verließen den Raum. Vor der Tür waren Ulmos Maia Osse und Uinen stehen geblieben und warten mehr oder weniger geduldig auf die Rückkehr ihres Herren.

Yavanna drehte sich zu den Valar um. Dann sagte sie: "Wir sollten Niënna suchen gehen. Irgendwo müssen wir sie ja aufklauben. Ich schlage vor, dass wir uns dann im Ratssaal treffen."

Aulë nickte, aber dann fragte er: "Sollten wir den anderen Valar davon berichten? Vielleicht wollen sie sich ja auch von Vardas Heilung versichern...Oder was sonst kommen mag."

"In Ordnung.", meinte Ulmo. "Ich werde ihnen eine Wasserbotschaft zuschicken."

"Wir suchen Niënna. In einer Stunde sehen wir uns beim Ratssaal, verstanden?" "Klar und deutlich. Bis dann." Ulmo verschwand in Richtung Ausgang um den Fluss zu erreichen. Seine Maia folgten ihm auf Schritt und Tritt. Die anderen Valar mussten erfahren, was hier geschehen war!

Aulë

Aulë und Yavanna gingen gemächlich den Gang entlang. Die Stimmung hingegen war bedrückt, schließlich hatten sich die beiden Valar gestritten, als sie sich zuletzt gesehen hatten. Schließlich hielt Yavanna es nicht mehr aus. Sie blieb stehen, dann sah sie ihn an. "Willst du mir vielleicht irgendwas sagen?", fragte sie zuckersüß. Aulë schluckte kurz. "Okay, hör mal, Yavy. Es ist so: Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Aber ich persönlich finde deine Hobbits wirklich..." Ein eisiger Blick von seiner Frau ließ ihn zögern. "...okay. Ich finde sie okay. Sie sind vielleicht ganz gut. Aber ich halte es nur nicht aus, wenn sie wie Garten-Zwerge herumlungern und du sie süß nennst, obwohl sie nichts tun."

Yavanna zuckte nicht mit der Wimper. Sie starrte ihn ausdruckslos an. Endlich, nach einer geschlagenen Minute, sagte sie: "Deine Kreation ist ja auch nicht besonders...spannend." Aulë sagte kein Wort. Nur kein Streit mehr, bitte!

"Aber sie sind aushaltbar. Ich vergebe dir." Ah, Yavannas Güte schlug wieder an.

"Das ist ja toll!", rief Aulë stattdessen. "Ich weiß. So bin ich eben.", sagte Yavanna mit einem Lächeln auf den Lippen. Dann nahm sie Aulës Hand und gemeinsam gingen sie den Korridor entlang. In diesem Moment wollte Aulë sie Zeit anhalten. In Momenten wie diesen bereute er es nicht, Yavanna zu lieben.

Der Augenblick ging schneller als er gekommen war. Als die beiden Valar händchenhaltend um die Ecke bogen, sahen sie Ilmarë und Eonwë am Boden liegend, von merkwürdigen schwarzen Fäden gehalten. "Bei Eru!", brüllten Yavanna und Aulë synchron.

Sofort bückte sich Yavanna und ließ ihre eigenen grünen Fäden, also Ranken, gegen die schwarzen kämpfen. Nachdem Melkor nicht anwesend war, verteidigten sich die schwarzen Dinger nur schlecht und bald waren sie wortwörtlich in Luft aufgelöst.

Aulë bückte sich sofort zu Manwës und Vardas Kindern hinunter. "Geht es euch gut? Was ist passiert?"

"Morgoroth. Und Sauron. Sie haben uns überrascht. Mehr oder weniger.", sagte Eonwë, der sich langsam aufrichtete, dann beugte er sich über seine Schwester. Ilmarë rührte sich nicht.

"Schwester! Ilmarë? Was ist mit ihr los?", fragte Eonwë hektisch. Aulë schob die Dienerin Vardas vorsichtig auf den Rücken. "Sie ist jedenfalls nicht bei Bewusstsein." "Wie bei Varda!", rief Yavanna aus. "Stimmt."

"Ich glaube ich weiß, wie das zusammenhängt. Varda ist die Göttin des Lichts. Und Ilmarë hier ist nicht nur ihre Tochter und Zofe. Auch sie ist mit dem Licht verbunden. Und die Sterne- es gibt kein Licht mehr von ihnen." "Das heißt, dass mit Varda alles Licht verbunden ist. Und somit auch alle Wesen, die Kraft aus dem Licht schöpfen. Wie Ilmarë.", schloß Aulë. "Genau."

"Aber heißt das nicht, dass alle Diener und Dienerinnen von Varda...genauso leiden wie meine Schwester? Sie sah schon den ganzen Tag nicht gut aus.", sagte Eonwë. "Ja... Du hast recht."

"Eonwë, suche die anderen. Yavanna und ich bringen deine Schwester zu Ulmo. Wir treffen uns in einer Viertelstunde im Ratssaal!"

"Vertanden, Lord Aulë. Lady Yavanna?"
Yavanna nickte ihm zu, dann rannte Eonwë schneller denn je in Richtung Vardas Gemächer, um nach dem Rechten zu sehen.

"Und wie bringen wir Ilmarë hier weg?", fragte Aulë säuerlich. "Ganz klar.", sagte Yavanna und ging schon vor. "Du trägst sie den ganzen Weg zum Ratssaal."

Jetzt war wieder einer der Momente, in denen er es hasste, mit Yavanna Kementarí verheiratet zu sein.

Ein Himmel ohne Sterne - Eine Das Silmarillion FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt