Kapitel 12

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Aulë, Tariquendi

Mit einem erleichterten Seufzen legte Aulë Ilmarë auf ein Sofa vor dem Ratsaal.
Er hatte sie den ganzen Weg tragen müssen und das war definitiv ein langer Weg gewesen. Nicht, dass das schwer gewesen war, Aulë war der zweitstärkste der Valar und Ilmarë dagegen ein Fliegengewicht, aber Yavanna war ihm mit spöttischem Blick hinterher gegeangen. Aulë hatte genervt die Augen verdreht, und zum Glück hatte sie nichts davon mitbekommen.

"Was machen wir jetzt?", fragte Aulë. Yavanna zuckte mit den Achseln. "Wir werden einfach auf Niënna und Ulmo warten." "Falls Niënna überhaupt zurück kommt... Du weißt ja, wie sie ist." "Sie ist feige, und doch eine der mutigsten von uns. Ich mein, probiere du mal, dein Leben der Trauer zu widmen und jeden Sieg Morgoths zu beweinen. Ich würde da jedenfalls durchdrehen." Aulë nickte. Da manifestierte sich plötzlich ein helles Licht in Raum- Ulmo war zurück gekehrt! Und er war nicht allein! Hinter ihm standen Irmo und Estë, der Träumer und die Heilerin.

"Lady Yavanna, Lord Aulë! Was macht ihr beiden denn hier?", rief Estë vergnügt aus. Sie hatten einander seit dem letzten Treffen im Ring des Schicksals nicht mehr gesehen. "Estë, meine Liebe, schön dich zu sehen!", entgegnete Yavanna. Sie zauberte eine Mohnblume in ihre Hand, dann gab sie sie Estë. "Ein Willkommensgruß." sagte sie lächelnd.

"Hallo Irmo! Schlaf uns bloß nicht wieder ein!", sagte Aulë, und dachte an das letzte Treffen im Ring des Schicksals, als Irmo während der Sitzung eingeschlafen war. Irmo, oder auch Lorien genannt, gluckste, dann sagte er: "Heute nicht, heute nicht." Seine Augen sahen trotzdem müde aus, aber das war wahrscheinlich, weil er der Gott des Träumens und der Wünsche war. Niënnas Augen sahen ja schließlich auch immer verweint aus.

"Ich habe allen eine Wasserbotschaft zukommen lassen. Sie sind informiert.", sagte Ulmo. Aluë nickte bestätigend. "Yavanna, ist es wirklich so schlimm? Wie geht es ihr?" 'Sie' war natürlich Varda. "Wir hoffen, dass wir sie nicht verlieren.", entgegnete Ulmo leise.

Estë seufzte. "Darum bin ich hier. Ich bin die Heilerin der Valar, Eru gab mir heilende Kräfte. Wenn ich Varda auch nur ein wenig helfen kann, hat sich all das Blut gelohnt, dass schon wortwörtlich an mir klebte." Aulë nickte, dann wies er betrübt in eine Richtung. "Manwë hält ihre Wache, oder er redet mit Eru. Er wird dir jedenfalls dankbar sein. Gehe hier lang, folge mir."

Die Valar setzten sich mühsam in Bewegung. "Halt! Wartet!", rief ihnen eine bekannte Stimme entgegen. Als Aulë sich umdrehte, sah er Vairë, die gerade von Estë entdeckt worden war. Strahlend umarmen sich die Freundinnen, ehe sie wieder ernst wurden. Mit dabei hatte Vairë ihren Ehemann, Mandos, oder auch Namo genannt, der Bruder von Irmo und Niënna. Er war im allgemeinen ein sehr stiller Typ, und wenn er etwas sagte, dann waren es stets Worte des Schicksals. Sein Bruder klopfte ihm auf die Schulter, allerdings nicht, ohne nicht zu gähnen.

"Ist es wirklich wahr? Steht es so schlecht um sie?", fragte Estë Vairë. "Allein Eru kann das wissen. Ich vermag ihr Schicksal nicht zu sehen.", entgegnete Vairë.

Vairës Aufgabe war es, alles geschehene in Teppiche zu weben, die dann in den Hallen von Mandos hangen.

"Dann lasst uns selbst nach ihr schauen.", schlug Ulmo vor. "Wartet!", rief da auf einmal Aulë, der in seinem Augenwinkel eine Bewegung wahrgenommen hatte.
"Seht doch nur!"

Ilmarë hatte sich aufgesetzt, die Haare zerzaust und das Kleid zerknittert, was sie beides Aulë zu verdanken hatte, aber sie drehte sich dennoch zu den Valar. "Ilmarë! Eru sei Dank! Wie geht es dir, Mädchen?", fragte Yavanna emotional. So kannte Aulë sie gar nicht!

"My Lady! Was tut ihr alle hier? Was ist geschehen? Wo ist meine Herrin? Geht es ihr gut?", spuckte Ilmarë sofort einen Schwall an Fragen aus.

"Eins nach dem anderen, Kind.", sagte Ulmo, aber ein Lächeln lag auf seinen Lippen. Ilmarë war erwacht, und sie war nicht die einzige.

Eonwë, Tariquendi

Er war kein Versager.

Eonwë hätte fast laut los gebrüllt, als die Maia plötzlich langsam zur Besinnung kamen.

"Was?" "Wo bin ich?" "Was ist passiert?", ertönten sofort unzählige Fragen. Eonwë sprang auf, dann lachte er laut. "Ihr lebt! Ihr lebt, ihr lebt, ihr lebt! Eru sei Dank, oh, Eru sei Dank!" "Herr Eonwë, was ist geschehen?", fragte ein kleiner Maia von ungefähr zweitausend Jahren. "Ihr seid erwacht! Geht es euch allen gut?" "Ja, Herr Eonwë, aber was ist geschehen?"

"Ihr seid alle im Dienst von Königin Varda, oder?" Seine Frage wurde mit Nicken bejat. "Hört zu! Eure Herrin, Königin Varda, wurde von dem dunklen Feind vergiftet. Sie ist nicht bei Bewusstsein gewesen, und ihr, wo ihr ihre Kraft habt, seid mit ihr ihrer Erschöpfung erlegen. Aber nun seid ihr erwacht." "Morgoth?Hier?", fragte jemand. Eonwë nickte düster.

"Wir sind alle aufgewacht! Heißt das, Lady Varda geh es auch wieder gut? Ist sie gesund? Wie konnte Morgoth ihr das antun?" Eonwë zuckte mit den Achseln. "Noch ist das unbekannt, aber bald werden die Valar mehr wissen. Keine Sorge, bald ist es geschafft! Bleibt hier, ich werde nach Lady Varda und meiner Schwester sehen, die dieser Schlaf ebenso heimgesucht hat, wie euch. Ilmarë wird wissen, was mit euch zu tun ist." Ein älterer Maia riss die Augen auf.

"Hat es Lady Ilamrë auch getroffen?" "Ja, das hat es, wie gerade gesagt.", sagte Eonwë, dann rief er lauter: "Wartet, bis jemand euch neue Befehle und Anweisungen gibt. Bis dahin bleibt hier!" Die Maia nickten angespannt, die Sorge war ihnen anzusehen.

Sie hatten nicht nur Ilmarë, die sich ohnehin keiner großen Beliebtheit erfreute, weil sie immer relativ mürrisch war, sondern auch Varda zu verlieren.

Und alle liebten Varda. Sie war eben wortwörtlich ihr Stern.

Ein Himmel ohne Sterne - Eine Das Silmarillion FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt