Kapitel 6

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Nachdenklich beäuge ich mein Spiegelbild und fahre mit dem Kamm vorsichtig durch mein Erdbeerblondes Haar, das meinem rundlichen Gesicht einen gewissen Charme verleiht. Meine vollen Lippen betone ich mit einem roten Lippenstift, der sich Pleasure me Red nennt und als ich nach der schwarzen Wimperntusche greife um meine dunkelgrünen Augen mehr zur Geltung zu bringen, geht auf einmal meine Zimmertüre auf und Jake tritt in den Raum.

Ein sanftes Lächeln liegt auf seinen Lippen und während er mich mit einem warmherzigen Blick mustert, jagt ein eiskalter Schauer meinen Rücken herunter. ,,Sorry ich wollte dich nicht erschrecken, aber dein Vater hat mir die Türe geöffnet" begrüßt er mich lässig und ehe er sich auf mein Bett schmeißt, platziert er noch einen Kuss auf meinen Scheitel, der so voller Liebe und Zuneigung ist das mir beinahe schlecht wird. Nicht weil ich seine Berührungen nicht genieße, sondern weil sich sogleich das schlechte Gewissen wieder in mir breit macht und diese Nähe ausgerechnet die Erinnerungen an Arian und den gestrigen Tag wieder wach ruft.

Ich hatte gehofft Jake noch ein wenig länger aus dem Weg gehen zu können, aber wem mache ich etwas vor? Er ist mein Freund, er will Zeit mit mir verbringen und im Gegensatz zu mir weiß er nicht was für eine abgefuckte Person ich eigentlich bin.

Zudem wohnt er nur zwei Straßen von mir entfernt und selbst wenn ich versuchen würde seine Gegenwart vorerst zu meiden, würden wir in dieser Kleinstadt sowieso schneller wieder aufeinander treffen als mir lieb ist.

,,Machst du dich für die Party fertig oder wieso hast du diesen hinreißenden Lippenstift aufgetragen?" verlangt Jake grinsend zu wissen. Ich seufze, atme einmal tief ein und drehe mich schließlich zu ihm um, wobei ich wieder aus atme ,,Ehrlich gesagt denke ich nicht das es eine gute Idee ist dorthin zu gehen" erwidere ich mit heiserner Stimme, während sich ein unangenehmes Ziehen in meiner Magengegend breit macht. Der Blick in seine goldbraunen Augen lässt mein Herz höher schlagen, aber nicht weil ich aufgeregt bin ihn zu sehen, sondern weil ich langsam anfange zu realisieren das das zwischen uns nicht länger funktionieren kann.

Er verdient es glücklich zu sein, mit einer Person der er vertrauen kann und die ihm das gibt was er braucht.

Ich bin weder das eine noch das andere. Zwar habe ich wirklich versucht Arian zu ignorieren, aber er stellt etwas mit mir an das ich nicht zu beschreiben vermag. Solange ich in Stowe bin und der Junge mit den geheimnisvollen Blauen Augen in meiner Nähe ist, kann ich nicht klar denken. Selbst wenn ich ihn versuchen würde abzublocken, würden sich unsere Wege wieder treffen und unsere Körper ineinander verschmelzen. Entweder ist das nur eine unbändige Lust die ich nicht kontrollieren kann, oder aber mehr als das...

Meine lauten Gedanken scheinen mich langsam aber sicher zu zerreißen, ich weiß das ich bald nicht mehr die nötige Kraft besitze um das Geheimnis das mich und Arian umgibt, geheim zu halten. Auch wenn ich dann alles verliere, was ich mir in den letzten Jahren hart erarbeitet habe, bin ich wenigstens das schlechte Gewissen los das mich so sehr verzweifeln lässt.

,,Wieso schminkst du dich denn dann?" fragt Jake lachend. ,,Außerdem..." er beginnt zu grinsen, entblößt dabei eine Reihe perfekter weißer Zähne ,,Habe ich mal wieder echt Lust auf die scheiße zu hauen, immerhin ist das unser letztes Jahr in Stowe und danach können wir immernoch erwachsen werden und unseren Pflichten nachgehen" beendet er seine kleine Motivationsrede schulterzuckend.

Verwirrt sehe ich ihn an, denn so kenne ich den Jungen der stets darauf erpicht ist gute Noten zu schreiben, gar nicht. ,,Aber morgen ist wieder Unterricht" erwidere ich deutlich irritiert. ,,Ja und? Was macht es schon aus wenn wir einen Tag mal nicht die Besten sind und ausnahmsweise blau machen?" amüsiert wackelt er mit den Augenbrauen und scheint über seinen eigenen Vorschlag begeistert zu sein.

Gefährliche BegierdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt