Kapitel 4

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,, Wir werden uns so schnell es geht mit unserem Mentor unterhalten. Er wird uns sagen, wie wir unsere Stärken im Kampf einsetzen können ", sage ich zu Reedian,und er nickt ernst. Er versteht, dass ich uns nicht nur stark machen will, ich will dass wir gewinnen. ,,Aber wer ist unser Mentor ?" , fragt er. Ich zucke mit den Schultern. Das weiß ich selbst nicht.
Aus unserem Distrikt haben noch nicht viele gewonnen, bis jetzt. ,, Letztes Jahr war es Abigail Fitcher ", meint mein Bruder nachdenklich. ,, Hmm", meine ich. Abigail Fitcher scheint sehr nett, doch sie ist schon über 70 Jahre alt. Sie gewann die 17. Hungerspiele, als erste Frau aus den äußeren Distrikten. Ich hätte lieber einen anderen Mentor, denn Abigail war zwar früher eine echte Überlebenskünstlerin, doch heute ist sie halb blind und macht immer einen sehr verwirrten Eindruck.
Es gibt auch noch weitere Gewinner, von denen mir die Namen allerdings nicht einfallen.
Nach etwa fünf Minuten begleiten uns die Friedenswächter hinaus. Wir werden zum Zug gebracht, an den Bahnhof von Distrikt 11. Ich war erst einmal in meinem Leben am Bahnhof, aber da war ich noch so klein, dass die Erinnerung verschwommen ist.
Der Bahnhof ist klein und dreckig, deshalb passt der blitzend weiße Kapitolzug auch nicht hier hin. Er sieht beeindruckend aus, sehr lang und komplett makellos.
,, Kommt kommt Kinder, bloß nicht so schüchtern", ruft Windo uns zu. Ich merke jetzt erst , wie nervtötend seine Stimme eigentlich ist. Sie klingt viel zu hoch für einen Mann. Aber an Windo ist auch sonst kaum etwas von einem Mann, er hat jedes Jahr neonpinke Haare, trägt die verrücktesten Umhänge, die mehr Kleidern gleichen , und riecht extrem streng nach einer alten Frau. Das einzige was ihn als Mann erkennbar macht sind die ungeschminkten Augen, und der Bart.
Neben Windo steht ein junger Mann, ich schätze ihn auf mitte-zwanzig. Er scheint unser Mentor zu sein. Ich überlege, aber komme weder auf seinen Namen noch wann er die Spiele gewonnen hat.
Wir, ich ,Reedian ,Windo und der Mentor, steigen in den Zug. Von Innen ist er noch eindrucksvoller als von Aussen. Die Wände sind in einem wunderschönen dunklen Lila und der Boden ist schwarz mit Glitzerpartikeln. Der Zug ist hell erleuchtet, aber es ist ein warmes, angenehmes Licht. Windo führt uns in unsere Zimmer. ,, Macht euch fertig fürs Abendessen ", flötet er , und läuft dann in eine andere Richtung des Zugs.
Mein Zimmer im Zug ist doppelt so groß, wie das was ich mir mit Reedian teile . Die Möbel sind aus einem wunderschönen dunklen Braun. Auf dem Bett liegen viele flauschige Kissen, alle in weiß. Nachdenklich gucke ich durch das Zimmer. Ich sollte mich eigentlich freuen, denn ich kann in diesem tollen Bett noch schlafen, und alles hier im Zug genießen. Aber die Freude will nicht kommen.
Da ich sowieso die ganze Zeit an Reedian denken muss, entscheide ich mich nach ihm zu sehen. Vorher ziehe ich mich allerdings noch um. Ich suche im Raum nach einer Kommode mit Klamotten, wie ich es bei mir zu Hause habe, da fällt mir auf, dass in der Wand Griffe sind. Ich ziehe vorsichtig an ihnen, und entdecke den Kleiderschrank. Er ist riesig, und lauter bunte Kleider blicken mir entgegen. In diesem Moment kommt dann doch das kleine Mädchen in mir hervor. Ich halte mir verschiedene Kleider und Oberteile an und drehe mich vor dem Spiegel. Am Ende entscheide ich mich für ein langes,geblümtes Oberteil und eine schwarze Leggins.
Das Zimmer meines Bruders liegt direkt neben meinem , also muss ich nur zur einen Tür raus, und zur anderen wieder rein. Reedian sitzt auf seinem Bett und scheint Löcher in die Decke zu starren. Er bemerkt mich, schweigt aber weiter.
,, An was denkst du ", frage ich ihn. ,, Ich denke an Zu Hause. Wie dumm wir waren. Wir nie damit gerechnet, dass auch nur einer aus unserer Familie in die Spiele muss. Jetzt müssen wir beide. " Ich denke über das nach, was er gesagt hat. Er hat Recht. Wir hätten uns wenigstens ein bisschen vorbereiten können. Stattdessen haben wir nur in unserer kleinen Welt gelebt , die kaum weiter als über die Grenzen von Distrikt 11 geht. ,, Weißt du wann es Essen gibt ?", frage ich ihn, denn ich möchte nicht weiter über das andere Thema reden. Er blickt auf, zu der Uhr an der Wand und meint ,,Jetzt ", und steht auf.
Wir gehen zusammen durch den Zug und kommen nach kurzer Zeit im Esszimmer an. Windo bedient sich bereits, während unser Mentor uns angrinst. Ich überlege fieberhaft, wie wohl sein Name ist, doch ich komme nicht drauf.
,, Ich denke , ich muss mich erstmal vorstellen ", meint der Mentor nachdem wir uns gesetzt haben, ,, mein Name ist Olly Delain. Ich bin euer Mentor für diese Spiele. Ich habe die 60. Hungerspiele gewonnen, und mein Ziel ist es, das ihr, nach zehn Jahren unserem Distrikt wieder einen Sieg bringt. " ,, Genau das haben wir auch vor ", sage ich direkt. Das ist perfekt. Unser Mentor wird uns unterstützen, das weiß ich schon jetzt. ,, Das ist gut. Jetzt bedient euch erstmal ". Er deutet auf den reich gedeckten Tisch, voller köstlichen Speißen.
Nachdem ich meinen Teller mit viel Gemüse, Frikadellen und anderem leckeren Kram gefüllt habe fange ich an :,, Olly, ich und mein Bruder haben keine Kampferfahrungen. Wie werden wir in der Arena überleben ?" ,, Ok du gehst direkt ins offensichtliche was ? Über das Kämpfen unterhalten wir uns später. Erst möchte ich herrausfinden, wo eure Stärken liegen. Junger Mann, du hast noch gar nichts gesagt, fang du doch an ". Reedian sagt erst gar nichts, dann fängt er an :,, Ich weiß nicht... Ich habe keine Stärken die mir beim Kämpfen helfen...". ,, Darüber machen wir uns jetzt erstmal gar keine Gedanken. Erzähl einfach nur von dem was du magst oder gut kannst ", meint Olly. Um so mehr er redet, umso symphatischer wird er mir. ,, Also ich kenne mich gut mit Werkzeugen aus. Ich repariere selber Dinge, wie mein Vater. Außerdem kenne ich mich gut mit Pflanzen und Früchten aus. Als Kind habe ich mich immer total dafür interessiert. " Ich lächele ihn an. Er ist tatsächlich genauso handwerklich begabt wie mein Vater, und bevor er das in sich entdeckte hat er es immer geliebt Sachbücher über Pflanzen zu lesen. ,, Na das ist doch optimal ", gibt Windo jetzt auch sein Kommentar dazu ab. ,, Allerdings. Damit kann man arbeiten ".
,, So junge Dame, jetzt zu dir. Camille richtig ?" Ich nicke. ,, Ich bin sportlich. Ich kann rennen und klettern. In den Obstbäumen in unserem Distrikt kletterte ich seit ich klein bin jeden Tag ". ,, Perfekt ", ruft Windo aus und kommt total in Rage , ,, Ihr seit ein perfektes Team. Du bist gelenkig und schnell , er ist geduldig und hat Ahnung. Wenn ihr in der Arena seid habt ihr gute Chancen ". Wow. Einfach nur wow.

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