Kapitel 16

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Ich fahre hoch. Ein Geräusch hat mich geweckt. Ich höre genauer hin, und höre Schritte. Es sind schwere Schritte, von mehreren Paar Füßen. ,, Sie sind bestimmt in einem der Zimmer ", sagt die eine Stimme, und ich fange an zu zittern, als ich bemerke, dass es Opals ist. ,, Fabio ", flüstere ich so leise es geht und rüttele an ihm , ,, Fabio aufwachen ". Er sieht mich verschlafen an, dann setzt er sich blitzschnell auf. Gut, er hat die Lage erfasst. ,, Was ist denn ?" ,, Ich glaube unsere ehemaligen Verbündeten sind da unten ", sage ich , und zittere immer noch vor Angst. ,, Hey ganz ruhig. Bist du dir sicher ?" ,, Ja, ich habe sie eben eindeutig gehört !" ,, Ok, in welchem Stockwerk sind wir hier ?", fragt er. ,, Ich glaube im zweiten ", meine ich und sehe aus dem Fenster. Es geht tief runter, bestimmt 5 Meter. ,, Fabio stellt sich ans Fenster und sieht nach unten . ,, Es gibt eine Regenrinne ", meint er , ,, und in der Wand sind Vorsprünge. Ich denke das schaffen wir ". Ich bin mir zwar nicht so sicher wie Fabio, doch die leisen Stimmen, die ich immer noch höre, lassen mir keine Wahl. Fabio schwingt sein Bein über das Fensterbrett, und lässt sich mit den Händen hinab auf einen Vorsprung. Dann klettert er eine Strecke an der Regenrinne , und gelangt auf einen nächsten Vorsprung. Nach kurzer Zeit steht er sicher am Boden, und ich bin dran. Ich mache es ihm gleich, rutsche zwar einmal ab, doch trotzdem komme auch ich am Boden an. ,, Komm, wir entfernen uns lieber so weit es geht von ihnen ", meint Fabio und wir rennen los.

Nachdem wir den Park hinter uns gelassen haben, wollen wir gerade weiterjoggen, da ertönt auf einmal ein lautes Dröhnen, direkt hinter uns. Wir drehen uns um, und sehen das gesamte Hotel und den Park wackeln. ,, Geh weiter nach hinten ", ruft Fabio mir zu, und ich gehe schnell ein paar Schritte zurück. Auf einmal reist der Boden auf, und alles, das Hotel , der Park und was auch immer dahinter war, stürzt in die Erde ein. Eine große Staubwolke wirbelt auf, die uns nichts sehen lässt.
Als der Staub sich verzieht, gibt er den Blick für ein riesiges Chaos frei. Eine mindestens 10 Meter tiefe Grube hat Hotel und Park, die mittlerweile nur noch Trümmer sind , verschluckt. ,, Was war das denn ?", frage ich Fabio atemlos. ,, Keine Ahnung ", meint er, ebenso ratlos wie ich. Während ich in die Trümmer starre, wird mir eins klar :,, Fabio , weißt du wie genial das ist ? Die Kaieros waren noch in dem Hotel, da bin ich mir sicher. Das heißt, dass sie jetzt tot sind !" Fabio sieht mich sprachlos an, dann fallen wir uns in die Arme. Es ist unfassbar, denn somit müssen wir sie nicht mehr umbringen, das haben die Spielemacher schon erledigt. ,, Warum sie das wohl getan haben ?", meint Fabio nachdem wir uns wieder von einander gelöst haben nachdenklich. ,, Ich weiß es nicht, aber jetzt steht unserer Suche nach Reedain doch nichts mehr im Weg, oder ?" ,, Naja, ich denke nicht, dass Gefahr von anderen Tributen ausgeht, die meisten sind sowieso schon tot ". Ich überlege, wer noch am Leben ist, mir fallen nur Mara , Jasmyn und Reedian ein. Mara ist denke ich keine Gefahr, während Jasmyn vielleicht doch noch etwas gefährlicher werden könnte. Vielleicht ist eine von ihnen ja auch mit Reedian zusammen unterwegs. Natürlich, so muss es sein, wie hätte er sonst die gesamten Vorräte wegschaffen können. Da fällt mir etwas ein. Ich laufe zum nächstgelegenen Baum, und ritze das Zeichen ein, das Reedian auch schon benutzte. ,, Was ist das ", fragt Fabio mich. ,, Das gleiche stand unter dem , Pech gehabt ' , in dieser großen Schüssel. Reedian und ich haben es früher immer verwendet, und das gleiche mache ich auch jetzt, um ihm zu zeigen, dass wir hier waren. "

Da die Sonne schon aufgeht, laufen wir los. Wir gehen in eine Richtung, in der wir noch nie waren, und hoffen dort meinen Bruder zu finden. Fast den ganzen Tag laufen wir, und finden nichts, rein gar nichts. Nur lauter Fahrgeschäfte , die mir mittlerweile sehr auf die Nerven gehen. Warum muss diese Arena auch nur so verdammt groß sein ? Im Laufe des Tages hörten wir aus dreimal das Dröhnen, mal mehr, mal weniger weit weg. Als wir gegen Nachmittag eine Pause machen, frage ich : ,, Hast du noch Wasser ? Meins ist leer ". ,, Meins ist schon seit bestimmt 2 Stunden leer ", antwortet Fabio gereizt, ,, und ich habe wirklich keine Ahnung, woher wir welches kriegen sollen. " ,, Ich auch nicht ", seufze ich und lehne meinen Kopf erschöpft an seine Schulter.

,, Komm, ein bisschen müssen wir heute noch weiter " , fordere ich ihn auf, und er steht wiederwillig auf . Ich sehe ihm an , wie der Durst ihm zu schaffen macht , doch ich kann es nicht ändern. Während wir laufen, reden wir kein Wort, denn das macht nur noch durstiger. Als die Sonne schon fast unterggangen ist , erreichen wir ein Stück Wald. Leicht verdutzt sehen wir uns an, doch trotzdem gehen wir hinein, vielleicht finden wir ja hier Wasser. Kaum habe ich den Wald betreten, stolpere ich. Erst weiß ich gar nicht, wie mir geschieht, dann befinde ich mich auf einmal unter einem riesigen Netz. ,, Was ist das denn ?", keuche ich, während ich versuche gegen das sich zuziehende Netz anzukommen. ,, Keine Ahnung, ich weiß nur, dass ich hier wieder raus will ", meint Fabio. Das Netz zieht sich weiter zu, schnürrt sich schließlich um unsere Beine, und wir landen unsanft auf dem Boden. ,, Kommst du an dein Messer ?" ,, Nein, ich kann meine Arme noch nicht mal bewegen ", meint Fabio und versucht seine Arme loszumachen, doch das Netz ist zu eng. Auf einmal kommt von oben eine Stimme : ,, Wer genau seid ihr ?" Ich überlege kurz, dann erkenne ich die Stimme, es ist Maras !

,, Mara ich bin es, Cami ! Du kennst mich von der Fallenstation ", rufe ich ihr zu und versuche nach oben zu blicken. ,, Das weiß ich, aber wer ist der Junge neben dir ." ,, Ich in Fabio, Distrikt 2 ." Ouh, ich weiß nicht ob das so klug war, mit Distrikt 2 verbindet sie bestimmt nichts Gutes. ,, Gehört ihr zu den Kaieros ?" ,, Nicht mehr, die Kaieros sind tot ", sage ich. Jetzt kommt erstmal nichts, außer das Geräusch von laufenden Füßen, dann steht sie auf einmal vor uns. ,, Habt ihr sie umgebracht ?", fragt sie. Ich sehe zu ihr hoch , und sehe ihr in die Augen. Obwohl wir ihr unterlegen sind, scheint sie noch Angst zu haben. Sie wirkt sehr erschöpft und unter ihren Augen sind tiefe Schatten. Sie greift hinter sich, und holt einen Sperr hervor. ,, Wenn ihr mir versprecht mir nichts zu tun, lasse ich euch raus ", sagt sie, und hält den Sperr direkt vor uns , ,, beide. " Ich sehe Fabio von der Seite an, er nickt , und wir versprechen es beide. Danach lockert Mara mit zitternden Händen das Netz , und lässt uns raus. Sobald wir stehen, hält sie den Sperr wieder auf uns. ,, Mara, wieso hast du solche Angst, was sollte ich dir denn tuen ?",, frage ich sie sanft. ,, Ich habe gesehen, wie du Lionel getötet hast ", sagt sie mit zitternder Stimme, ,, und dein Freund", ihre Augen füllen sich mit Tränen , ,, er hat Amico umgebracht ". Amico ? Mein Kopf dreht sich blitzschnell zu Fabio, der seinen Blick geschämt senkt. ,, Wer war das ?", frage ich Mara. ,, Der männliche Tribut aus meinem Distrikt ." ,, Cami, das war im Blutbad ganz am Anfang der Spiele, da sind viele gestorben, das weißt du ." Ja es stimmt leider, zu viele. ,, Mara ich versichere dir, das wir von dir nichts Böses wollen. Wie wäre es, wenn wir Verbündete werden ?",frage ich , und sie sieht erschrocken auf. ,, Ja, ja natürlich, das wäre super ." Na das ging ja schnell.

Sie führt uns durch den Wald, zu einer Stelle, an der getrocknete Blätter auf dem Boden liegen, eine Feuerstelle aufgebaut ist und essen und Wasser liegt. ,, Wasser ", rufe ich , ,, bitte Mara, wir haben seit Stunden nichts getrunken!" Sie lässt uns, und wir bedienen uns. Woher sie das alles wohl hat ? Vielleicht war sie mit Reedian zusammen als sie die Schüssel lehr geräumt haben. ,, Mara suchen wir schon zwei Tage lang nach meinem Bruder, doch uns fehlt bis jetzt jede Spur. Hast du ihn in letzter Zeit mal gesehen ?" Ihre Augen werden groß . ,, Oh ja ."

Die Tribute von Panem - Unendlicher WilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt