Unerwartet Teil II

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"Darling wo ist mein Smoking? Er ist doch angekommen, oder?"
"Natürlich. Sonst hätte ich es dir doch gesagt damit du noch einen anderen mitbringen kannst. Im Kleiderschrank, linke Tür."
Sehnsüchtig schaue ich Magnus hinterher. Sein runder fester Po wird durch die enge Shorts perfekt in Szene gesetzt. Beim Anblick seines muskulösen Oberkörpers gerät mein Blut in Wallung. Manchmal ist es für mich unvorstellbar, dass Magnus sich für mich entschieden hat. Aber es ist so. Er ist hier, bei mir.

Die letzte Nacht war unglaublich. Unser Rollenspiel war betörend und heiß. Es war schon lange Magnus Wunsch so etwas zu erleben. Und der Abend seiner Rückkehr nach New York hat den perfekten Rahmen gebildet.

"Alexander", schreit Magnus und ich zucke zusammen. Was ist passiert? Panisch stürme ich in das Schlafzimmer und sehe einen wütenden Magnus vor dem Kleiderschrank stehen.
"Was ist passiert Baby? Warum schreist du meinen Namen?"
"Der Smoking", sagt er und hält mir den Bügel mit seinem Smoking entgegen. Ich habe keine Ahnung, was er meint. Das ist der Smoking aus der Lieferung. Vor zwei Wochen kamen ein paar Kisten mit seinen Klamotten und einigen persönlichen Gegenständen. Der restliche Teil seiner Sachen folgt in den nächsten Wochen.

"Das ist der falsche", sagt er aufgebracht. "Aber Baby, das ist der Smoking, den du geschickt hast", antworte ich ruhig und nehme seine Hand. Sie ist warm und ich streichele leicht über die weiche Haut.
"Aber ich wollte den dunkelblauen mit schwarzem Revers tragen", sagt er frustriert. "Er ist perfekt. Und passt zu deinen Augen."

"Baby, du siehst in allem perfekt aus", raune ich und lächele leicht. "Auch in einem weißen Shirt mit Schokoladeneis drauf." Ein breites Grinsen legt sich über die Traurigkeit und er beißt sich auf die Unterlippe. "Da hast du recht." Magnus leise Stimme und der gehauchte Kuss auf meine Lippen zeigen mir, dass er sich beruhigt hat. Und das in seinem Kopf die gleiche Erinnerung aufblitzte wie in meinem. Die Erinnerung an unser Kennenlernen.

Flashback - Wie Magnus und Alec sich kennen lernten

Gerade heute musste ich zu spät sein. Heute ist der erste Tag an der Uni in Berlin. Heute beginnt der Alltag meines Auslandsjahres und ich habe verschlafen. Warum habe ich verschlafen? Weil die Mitbewohner meiner Wohngemeinschaft in Berlin mir unbedingt erst die Sehenswürdigkeiten, dann die beste Currywurst der Stadt und noch den angesagtesten Club zeigen mussten.

Dabei bin ich so gar nicht der Typ, der in Clubs geht. Zuhause in New York habe ich mich mit meinen Geschwistern und Freunden in einer Bar getroffen. Dann haben wir geredet und gelacht, getrunken und Billard gespielt. Die anschließende Tour durch die New Yorker Clubszene habe ich ausgelassen. Warum dann jetzt? Weil ich es mir nicht gleich am ersten Abend mit meinen Mitbewohnern verderben wollte. Und weil sie wirklich nett sind.

Also bin ich jetzt panisch auf dem Weg in den Hörsaal. Die U-Bahn hatte Verspätung, war voll und roch komisch. Der Kaffee in der WG war alle und ich war eh schon zu spät. Habe ich erwähnt das ich zu spät bin? Nach einem kleinen Versteckspiel finde ich den Hörsaal und stürze durch die Tür. Der Professor verstummt und alle Augen richten sich auf mich. Fuck ist das peinlich. Das kann auch nur mir passieren.

Mit eingezogenem Kopf, tief vergraben zwischen meinen Schultern murmele ich eine Entschuldigung und suche mir einen Sitzplatz. Das dachte ich zumindest. Ein lautstarkes Räuspern lässt mich nach nur drei Schritten stoppen. Ich drehe mich langsam um und sehe den Professor mit vor der Brust verschränkten Armen und zornig funkelnden Augen. "Und Sie sind?" fragt er. Nur keine Panik Alec, du sprichst fließend deutsch. Das funktioniert schon.

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