Sometimes life is a bitch... Part I

279 28 19
                                    

"Mags. Magnus. Hier drüben", ruft die aufgeregte Stimme meines besten Freundes mir zu. Wild mit den Armen fuchtelnd steht er am Tresen unserer Lieblingsbar. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht gehe ich zielstrebig auf ihn zu und kaum das meine Arme seinen muskulösen Körper umschlungen haben, rieche ich den verführerischen Duft seines After Shaves. Ich vergrabe meine Nase in seiner Halsbeuge und nehme so viel wie nur möglich von ihm auf. Eine befriedigende Ruhe legt sich über mich und der Griff um meinen Körper verstärkt sich. Auch sein Gesicht drückt sich fester an meinen Hals und ich spüre seinen warmen Atem auf meiner Haut. Das sanfte Kitzeln lässt mich schaudern und ich seufze leise. Ich habe ihn so sehr vermisst.

"Ich habe dich vermisst", sagt er leise und löst sich von mir. Nicht viel, nur so weit, dass er mein Gesicht mit seinen starken Händen umfassen und mir in die Augen blicken kann. Seine Augen. Ein tosender blauer Sturm mit einem Hurrikan aus dunklen felsengrauen Flecken an den Rändern seiner wunderschönen Iriden. Er weiß genau wie sehr ich die Farbe seiner Augen liebe. Sie sind mein Markenzeichen. Eine Fotografie seiner Iris, ziert das Logo meiner Firma BlueEyedSoul Eventmanagment. Wie immer nach einer langen Zeit, in der mein bester Freund für unser Land kämpft, treffen wir uns hier im 'Kettenkasten'. Dieser Abend gehört nur uns und wie jedes Mal, folgt einer stürmischen innigen Umarmung ein ebenso inniger Kuss. Doch heute ist es anders. Seine Lippen legen sich nicht auf meine, stattdessen kaut er nervös auf ihnen herum und ich sehe seine Zerrissenheit in den sturmgetränkten blauen Augen.

"Was bedrückt dich?", sage ich und streiche ihm liebevoll über den Rücken. Wie oft habe ich in den letzten Jahren diesen Körper unter mir gefühlt. Wie oft seine anmutigen Bewegungen mit Argusaugen verfolgt, wenn er sich lasziv auf mir bewegte und mich gefangen nahm.
"Ich habe jemanden kennengelernt", antwortet er.
"Okay", bringe ich leicht wimmernd hervor. Seine Augen huschen zwischen meinen und der Tür in meinem Rücken hin und her. Warum habe ich das Gefühl, dass das hier kein Abend zu zweit wird?
"Er ist gut. Du wirst ihn mögen", spricht er weiter und in meinem Kopf dreht sich alles. Ich will ihn nicht mögen. Ich will auch nicht, dass er ihn mag.
"Ist alles okay Mags?", fragt er mich besorgt. Noch immer stehen wir hier am Tresen unserer Bar, umringt von Männern unterschiedlichen Alters und Nationen. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit, die Liebe zu einem Mann. Oder auch mehreren. Wer weiß das schon. So auch ich und mein bester Freund. Nur geht meine Liebe zu ihm über die eines Freundes weit hinaus.

Er weiß es nicht. Ich habe es ihm nie gesagt. An den meisten Tagen ist es okay und an den anderen, zerreißt es mich innerlich und ich verfluche mich für meine Dummheit. Ich bin nicht der einzige Mann, der diesen überaus attraktiven Körper mit allen Facetten kennt. Das Spiel seiner Muskeln, wenn er mich eng umschlungen zu seinem Bett trägt. Seine vom Küssen geschwollenen Lippen, die immer so wunderbar weich und warm sind. Seine tanzende Zunge um meine vor Lust triefende Eichel. Das raue Stöhnen aus den Tiefen seiner Kehle, wenn sich Verlangen und Gier in Ekstase wandeln und er mit meinem Namen auf seinen Lippen tief in mir kommt. Schon lange ist er der Traum meiner schlaflosen Nächte und mit jedem Einsatzgebiet weit weg von mir steigt meine Angst, dass er mich verlässt, ohne je meine wahren Gefühle zu erfahren. Aber die Angst, meinen besten Freund durch mein Geständnis zu verlieren, ist ebenso groß.

"Ich möchte, dass du ihn kennenlernst. Sei lieb Magnus. Bitte", sagt er eindringlich. Die Ernsthaftigkeit seiner Worte lässt mich schwer schlucken. Es ist das erste Mal, dass er mir einen seiner Männer vorstellt. Das zeigt mir, wie ernst das Ganze ist. Ich hasse ihn jetzt schon. Dieser unbekannte Mann nimmt mir meinen besten Freund und das, was wir miteinander haben. Denn dass er mich jemals wieder so anfassen wird wie beim letzten Mal, mag ich doch stark bezweifeln. Innerlich verabschiede ich mich von ihm. Es tut jetzt schon so schmerzlich weh. Noch nie habe ich darüber nachgedacht, was sein wird, wenn er sich ernsthaft verliebt. Was wird sein, wenn mein bester Freund eine feste Beziehung mit einem anderen Mann eingeht? Der Gedanke war für mich nicht existent. Denn seine Liebhaber waren eben das. Liebhaber, ein Abenteuer für eine Nacht. Die einzige wiederkehrende Konstante war ich.

KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt