81| Im Schein der Lichter

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Teach Me to Dance
Jervis Campbell

Sam

Die Musik drang durch die offenen Flügeltüren bis hinaus auf die Terrasse. Es war bereits das Ende des Sommers und die Nächte wurden wieder kühler, doch Heute war selbst die Wärme für diese Nacht geblieben. Ich war wieder Unterwasser, als mein Blick über die goldenen Lichter wanderte, während ich gegen die weißen Marmorsälen des Geländers lehnte. Die Musik vermischte sich nur gedämpft mit der Nacht, doch dafür schien das Fest um so strahlender von hier draußen aus. Aber alles war schöner, wenn es unerreichbar schien.

Ich hatte mir eines der Gläser gestohlen und beobachtete sie. Ich wusste nicht, warum ich den Saal nicht betreten konnte. Meine Füße konnten die Terrasse nicht verlassen und so blieb ich hier draußen. Alles dort drinnen schien voll mit Kostbarkeiten und Kunstwerken, die verleiteten Stunden in ihre Betrachtung zu investieren und doch lag mein Blick unentwegt auf ihnen: Darcy lachte lauthals, als Lancelot sie in einer dramatischen Drehung von den Füßen holte, bevor sie im nächsten Moment weiter tanzten - falsch und tollpatschig aber dennoch ausgelassen. Seit Stunden schien Darcy durch die Menge zu wirbeln, alle Blicke auf ihr. Ich wusste es schon seit dem ersten Mal, seitdem wir uns begegnet waren, aber das hier, war genau der Ort an den dieses Mädchen gehörte. In den Mittelpunkt der Welt, alle Blicke erstaunend auf ihr. Sie sah bezaubernd aus in ihrem Kleid.

Und dann war da er. Mein Percival.

Ich hatte ihn beobachtet, wie er sich tapfer gehalten hatte. Wie er seine ersten Gespräche als Geschäftsführer bewältigte. Stolz war durch meine Adern gerauscht, wie der Alkohol bei den anderen Gästen. Vielleicht war es nur das Licht, aber es schien als würde er strahlen. Sein Lächeln charmanter den je, sein Blick... Ich hatte in mein Glas gelächelt, als ich realisiert hatte, dass es nichts mehr gab, was ich ihm beibringen konnte. Er war nun endlich da, wo er hingehörte. Percival Moreau - Geschäftsführer. Denn dein Job hier, ist jetzt erledigt. Er wusste es nicht, aber mein Blick hatte ihn den ganzen Abend nicht einmal verlassen, nicht als er sich an Rand davon stahl und auch nicht, als er mit Milena auf die Tanzfläche trat.

Auch sie, sah an jenem Abend bezaubernd aus.

Ich hatte beobachtet wie sie tanzten, hatte genau gewusst, dass er abgelehnt hatte, bevor sie ihn überzeugt hatte. Ich war froh, dass sie ihn überzeugen konnte. Es wäre eine Schande, würde er diesen Abend nicht genießen. Sie lächelten, schienen mit einander zu reden. Ich beobachtete ihre Bewegungen, wie sie ohne Probleme im Auge der Gesellschaft tanzten. Wie niemand sich nach ihnen umdrehte, weil ihre Existenz sich in dem Glänzen des Events zu ergänzen schien.

Ich wusste nicht, was die angemessenen Reaktion darauf gewesen wäre: Wut? Eifersucht? Vielleicht ein erwachsenes Vertrauen? Verständnis? Ich hingegen war auf eine schrecklich schmerzende Art erleichtert. Ich hatte lange über den nächsten Schritt nachgedacht, doch nun war ich mir sicher was ich tun musste.

Und jetzt wo ich sie so sah, schien die Sorge nicht mehr ganz so zu schmerzen. Sie würden zurecht kommen.

Die Musik schien zu enden, denn Percy löste sich von Milena als Darcy durch die Menge auf sie zulief, vor ihnen aufgeregt auf und ab hüpfte. Sie schien ihnen irgendwas mitzuteilen, die Entfernung viel zu weit entfernt, als das ich erahnen könnte, um was es ging. Doch selbst von hier, sah ich Percys liebevolles Lächeln mit dem er zu seiner Tochter hinab sah. Ich sah das stolze Glänzen in Milenas Augen.

Eine richtige Familie, hm?

Gerade als ich dachte, dass meine Zeit gekommen wäre, mich leise davon zu stehlen, sah Percy auf. Nein, er sah mich. Als wüsste er genau, wo er mich finden würde. Unsere Blicke trafen sich über den gesamten Ballsaal entfernt hinweg und ich stellte fest, wie meine Brust sich schmerzhaft zusammen zog, als er lächelte. Ich war wie erstarrt, als er sich seinen Weg durch die Menge zu mir hindurch bahnte.

Not your Secretary! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt