70| Mama's Liebling

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Percy

»Ich und meine Jungs. Mal wieder alle an einem Tisch!«

Lance war der Erste, der sich stöhnend über den Kopf fuhr, ganz offensichtlich nicht sehr begeistert von der Idee, »Mom, wir sind mitten in einem Krieg, ist dir das noch nicht aufgefallen?« Sie verzog das Gesicht, als wäre das die größte Scheiße die er jemals von sich gegeben hatte, dabei war das bei Lance noch einer seiner wahrsten Aussagen. Selbst Gwaine nickte zustimmend. »Redet doch keinen Unsinn! Euer Vater hat doch die Frage nach dem Nachfolger nur offen gelassen, damit ihr euch ein wenig mehr engagiert. Keinen Grund das zu etwas größerem zu machen als es ist!« Mir und Gwaine entkam gleichzeitig ein ungläubiger Laut. Das konnte sie nicht ernst meinen?

Wir hatten uns die letzten Monaten fast in den Wahnsinn gearbeitet! Gwaine hatte versucht Sam gegen mich aufzubringen! Es war ein verbitterter Kampf zwischen Kunden und Dokumenten gewesen! Hier ging es nicht nur um ein wenig Engagement.

Lance setzte sich ordentlich hin und lehnte sich zu ihr vor, »Du willst also uns alle an einen Tisch setzten und erwartest das wir einen gemütlichen Abend verbringen? Wenige Tage bevor sich das Leben der beiden Vollpfosten hier, für immer verändert?«, er schnaubte. »Mom, komm schon. Das musst du doch sehen?« Sie umrundete den Schreibtisch, stellte sich in unsere Mitte, so als würde ihre Aussage dadurch irgendwie mehr Sinn ergeben. »Das war keine Frage! Keine Widerrede! Ihr könnt doch euren Disput wohl für einen Abend beiseite legen?« Stille breitete sich zwischen uns aus, keiner bereit laut zuzusagen. Genervt sah sie zwischen uns hin und her, bis ihr Blick hinter uns wanderte und ihr Ausdruck augenblicklich weicher wurde, »Sam, Darling, du wirst doch auch kommen, nicht wahr?«

Meine Seele verließ für einen Moment meinen Körper und der Schock schien nicht nur mich für einen Moment aus der Bahn zu werden. Sofort lag die gesamte Anwesenheit auf Samuel, der immer noch bei der Tür stand, als würde er dem Familien-Drama seinen Platz zum entfalten geben. »Sam?«, fragte ich und überlegte akribisch, woher sie erfahren hatte, das Sam mittlerweile nicht nur mein Assistent war. Hatte es ihr jemand erzählt? Panisch sah ich zu Lance - dem einzigen dem ich die große Klappe zutraute, dich auch er hatte sein Gesicht verwirrt verzogen: »Woher kennst du unsere Super-nanny?«, wollte er wissen, während er, um einen Blick auf Sam zu erhaschen, beinahe aus seinem Stuhl fiel. Gwaine runzelte die Stirn, »Warum sollte Percy's Schoßhündchen zu unserem Familienessen kommen?«

»Natürlich werde ich da sein, Miss Moreau.«, erwiderte Sam höflich und ihr Gesicht erhellte sich, als wäre gerade der Weihnachtsmann hereingeplatzt und hätte ihr gerade völlig neue Söhne geschenkt . Wir alle setzten erneut zu einem Schusswechsel aus Fragen an, als sie uns mit einem knappen Blick zum Schweigen brachte, »Bevor er Percival's Assistent wurde, hat er für euren Vater gearbeitet. Für viele Jahre. Wisst ihr das nicht? Ich kenne ihn schon, bevor ihr es überhaupt ihn Erwägung gezogen habt, überhaupt seinen Namen zu lernen !« Schuldig sah ich zu ihm zurück. Ich verstand einfach nicht, wie ich ihn so lange übersehen hatte können.
Sam's Gesicht veränderte sich bei Mom's Aussage nur minimal, doch ich erhaschte das leichte Zucken seiner Mundwinkel. Mom stützte ihre Händen in die Hüften, »Er ist ein wahrer Gentleman.« Lance verzog das Gesicht, »Was willst du damit sagen?«
»Damit will ich sagen,« begann sie und drehte sich wieder zu uns, »das er ein guter Junge ist. Und wenn eurer Vater nicht so verdammt stur wäre, die Frage nach dem nächsten Geschäftsführer dieser ach so tollen Firma, sich in meinen Augen schon vor langer Zeit geklärt hätte.«

Gwaine richtete sich fassungslos auf, der wütende Ausdruck in seinem Blick ein Geschenk der Götter ... meiner Meinung nach. »Du würdest den Assistenten uns beiden vorziehen?«, fragte er und deutete dramatisch zwischen uns hin und her. »Hey,« brachte sich Lance ins Spiel, »dir ist bewusst, dass ich offiziell auch Teil dieses Wettkampfes bin, oder?« Gwaine begegnete seinem Blick, schnalzte abschätzend mit der Zunge, »Ach bitte, denn einzigen Kampf den du im letzten halben Jahr ausgetragen hast, ist dich zwischen 'Rumvölgen und Drogen zu entscheiden!« Mom holte entsetzt Luft, als sich Lance, die Herausforderung annehmend, zu ihm vorbeugte, »Frag doch mal, deine Verlobte für was ich mich letztendlich entscheiden habe?«

Die Ader auf Gwaine's Stirn schwelte gefährlich an, doch bevor sich das hier zu sehr zuspitzte schob ich mich zwischen sie, erhob mich ruckartig von meinem Stuhl. »Na schön!«, rief ich aus. »Wir kommen zu deinem bescheuerten Essen!« Mom lächelte mich dankbar an, aber ich wusste beim besten Willen nicht, ob ich ihr damit einen Gefallen tat. »Du kannst nicht einfach für uns zustimmen! Ich kann nicht einfach meine Termine umstellen!«, zischte Gwaine. »Genau!«, rief Lance und änderte die Fronten, schob mich ins Niemandsland, »wer sagt, dass ich mir das antuen will?«

»Wenn ihr nicht wollt, dass Mom uns endgültig enterbt und Sam zu ihrem einzigen Erben macht, dann reißen wir uns jetzt alle mal zusammen!«, fauchte ich mit meinen Nerven am Ende. Beide drehten sich mit der Zunge schnalzen weg und schwiegen. Erschöpft fuhr ich mir durch die Haare. Das deutete ich als eine Zustimmung.

Dankbar klopfte sie mir auf die Schulter bevor sie sich an ihren Söhnen vorbei schob, »Seid pünktlich!« Dann wandte sie sich zu Sam, der ihr bereits seine Armbeuge anbot, »Sie sehen gut aus, Misses Moreau. Die Sonne hat ihn wahrlich gut getan.« Verwirrt sah ich diesem überraschenden Duo hinter her, bevor es nur noch wir waren. »Und ich dachte immer, ich bin ihr Liebling.«, hauchte Lance und fuhr sich theatralisch über die Brust. »Wirklich?«, gluckste Gwaine, »du dachtest ernsthaft, du wärst der Liebling?« Lance setzte sich auf, »Natürlich! Wer denn sonst?«

Bevor Gwaine etwas erwidern konnte, wandte ich mich zum gehen. Ich liebte meine Brüder- bei allem was ich hatte, ich tat es. Aber niemals, auf gar keinen Fall, würde ich mich freiwillig mit ihnen länger als eine Stunde in demselben Raum aufhalten. Aber es schien als blieb mir keine andere Wahl.

Nun konnte ich nur hoffen, dass es Heute Abend nicht enden würde, wie bei dem Sommercamp-Vorfall vor 20 Jahren.

Ich rieb mir über die Stirn. Ich konnte die Kopfschmerzen bereits spüren.

Not your Secretary! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt