Kapitel 10

2 0 0
                                    

Die Wärme von Ruschs Hand spürend beobachtete ich das Spektakel. Die Vorstellung handelte von dem Entstehen einzelner Galaxien, ob man sie von der Erde sehen konnte, und wie weit das schwarze Loch in der Mitte der Galaxie fortgeschritten war. Irgendwie konnte ich nur halbzuhören, meine Konzentration war dafür zu niedrig. Jedoch waren die Bilder, die gezeigt wurden, wunderschön und beeindruckend. Manchmal fragte man sich, ob das existieren des Einzelnen überhaupt irgendwas bewirkte. Soetwas fragte ich mich besonders häufig, wenn ich Filme, hauptsächlich Dokumentationen, über dass Universum ansah. Niemand wusste, was dort noch alles vor einem lauerte. Vielleicht gab es dort irgendwo hoch intelligente, aggressive Aliens, die uns alle auslöschen würden, würden sie die Erde finden. Dann wären sie der T-Rex und wir die harmlosen Pflanzenfresser. Vielleicht waren die Aliens aber auch total freundlich und zuvorkommend, in Form von kleinen, grünen Marsmännchen, die einen so niedlich anguckten und dann den Kopf schief legten. Oder es gab solche Baby Yodas wie in "The Mandalorian". Zwar hatte ich die Serie angefangen, bin jedoch aufgrund von Zeitmangel nie sonderlich weit gekommen. Vielleicht konnte ich sie ja mal mit Rusch weitergucken. Natürlich würde ich mit ihm auch so einen Quatsch wie 'Holt mich hier raus- ich bin ein Star!' oder den 'Bachelor', schauen, wenn er das wollte. Wenn er etwas sagen würde, würde ich es tun. Grenzt das schon an Abhängigkeit oder eher noch nicht? Auf jeden Fall würde ich auch das Haus im Frühjahr putzen, selbst wenn er die gesamte Zeit lang auf dem Sofa liegen würde. Es ist mit alles egal, solange ich ihn immer in meiner Nähe hatte. Wenn ich seine Wärme spüren konnte war das am allerbesten, da ich ein sehr verkuschelter Mensch war, dessen Lovelanguage 'Physical Touch' entsprach.

Am Ende der Show blieben Rusch und ich noch kurz liegen, bevor wir uns aufrichteten und gemeinsam zum Ausgang watschelten. "Ich fand es toll, du auch? Was man alles noch nicht wusste...Beispielsweise diese Sache mit der Andromeda Galaxie. Das man die von der Erde aus sehen kann, ist schon äußerst krass. Auf der Erde kann man nichtmal zehn Meter weiter gucken, dann versperrt dir da eine Hauswand die wunderschöne Aussicht. Manchmal fragt man sich doch, was der Sinn im Leben ist.", plapperte Rusch nur so drauflos. Bereits wieder in der weiteren Planung des Tages verloren, fragte ich ihn: "Hast du eigentlich Lust den Tag jetzt noch schön mit einem Strandbesuch abschließen zu lassen? Oder möchtest du noch wo anders hin?" Rusch schüttelte den Kopf und bekräftigte: "Nein, nein, alles gut. Strand ist perfekt."

Eine halbe Stunde später saßen wir zweisam am Meer, auf einer kleinen Picknickdecke, ich hatte meinen Kopf auf seine Schulter gelegt und vor uns stand eine Flasche alkoholfreies Bier, die bereits halb geleert war. "Wie oft bist du schon umgezogen?", fragte ich interessiert. "Zweimal. Einmal mit einem Jahr und einmal mit sechs Jahren. Und dann bin ich noch einmal mit neunzehn ausgezogen, bin aber in der gleichen Stadt geblieben, also zähle ich das meistens nicht dazu. Ich bin dran. Was ist deine Lieblingsfarbe?", entgegnete mein Geliebter. "Türkis. Die gute alte Mischung aus Blau und Grün. So Türkis wie meine Augen.", erklärte ich und legte meinen Kopf in seinen Schoß und blickte zu ihm rauf.

So verbrachten wir unsere Zeit noch bis um halb sechs. Da wurde Rusch langsam müde und wollte sich zu Hause ausruhen.  Also erfüllte ich ihm seinen Wunsch und fuhr ihn zu sich nach Hause. Ich hatte auch vorgeschlagen, dass ich noch mir reinkommen und ihm ein wenig Gesellschaft leisten konnte. Doch mein Freund lehnte ab, da er wirklich seine Ruhe bräuche. Also bin ich einfach wieder nach Hause gefahren. Dort angekommen, suchte ich sofort mein Walkie Talkie heraus, um Logan anzufunken: "Zukunft an Vergangenheit, Zukunft an Vergangenheit, bitte kommen." Logan antwortete mit "Vergangenheit an Zukunft. Vergangenheit an Zukunft, bin da. Und, was gib's?" Sofort wollte ich all die neuen Informationen und Eindrücke mit meinem Kumpel teilen, fing jedoch der Einfachkeits halber, mit dem Anfang an: "Also, ich habe Rusch ja heute vom Krankenhaus abgeholt. Und dann wollte ich wissen, wo er abgesetzt werden möchte, und er hat mir 'Keine Ahnung' geantwortet und hat mich so erwartungsvoll angeguckt. Also habe ich ihn gefragt, ob er gerne was essen wollen würde, also im Sinne von 'Du hattest nun tagelang nur diesen Krankenhausfraß, nun benögst Du doch mit Sicherheit etwas richtiges im Magen' und er hat zugestimmt, also bin ich schnell zu Mc Donalds gefahren und dort haben wir beide Cheeseburger mit Pommes und Sprite gehabt und dann hat er mich voll angeflirted. Natürlich war ich vollkommen überrumpelt und wusste nicht wie ich reagieren sollte. Schlussendlich habe ich mich dann dafür entschieden, einfach zurück zu flirten. Und das hat geklappt! Danach habe ich Rusch als kleine Überraschung in ein Planetarium gebracht und wir haben uns eine Vorstellung über Galxien angeschaut. Danach haben wir den Tag am Strand ausklingen lassen und uns gegenseitig Fragen über unser Leben gestellt haben. Ist das nicht toll?" Natürlich war mir bewusst, dass der andere vielleicht nicht ganz so schnell hinterherkam und vielleicht etwas verwirrt wurde, aber das nahm ich in Kauf, wenn ich dafür umso schneller eine Reaktion bekam. Logan lobte mich: "Hast du gut gemacht. Siehst du, es ist gar nicht so schwer zu lieben und es auch frei raus zu lassen. Du musst nur deinem Crush vertrauen. Das ist alles. Aber Mc Donalds, Planetarium und Strand? Für dein erstes Date hast du das wirklich sehr gut gemacht." Die Glücksgefühle flatterten wieder in mir auf. Irgendwie machte es mich glücklich, meinen Dating Coach Logan stolz zu machen. "Ich sollte heute vielleicht auch mal früh ins Bett gehen. Gute Nacht.", sprach ich in das kleine Gerät in meinen Händen. Daraus drang noch einmal Logans Stimme: "Dir auch gute Nacht und gute Träume." Ich würde am liebsten tanzen oder laut vor Glück schreien. Freudig zog ich mich um und warf mich dann aufs Bett. Das Walkie Talkie legte ich noch neben mich auf den Nachttisch, bevor ich endgültig das Licht aus knipste.

Loose Youself In The PastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt