Verbannung

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~Lokis Sicht~

Ich sah, wie sie aus dem Saal stürmte. Was musste Heimdall sie auch gerade jetzt holen? Doch vielleicht war es auch besser so. Je weniger Zeit sie mit mir verbrachte, desto weniger war sie in Gefahr. Natürlich könnte ich sie einfach verletzten. Emotional verletzten, damit sie sich von mir fernhält. Aber ich brachte es nicht über mich. Und selbst wenn, sie würde mich dennoch lieben. Sie würde sich nicht von mir fernhalten. Sie war ein herzensguter Mensch und sie würde den Glauben in mich niemals aufgeben, selbst wenn ich es schon längst getan hätte. Und auch ich konnte mich nicht von ihr verhalten. Sie konnte ich nicht wegstoßen, wie die Anderen. Sie hatte sich als Kind in mein Herz geschlichen, hat sich dort einen festen Platzt gesucht. Jetzt bekam ich sie nicht mehr los. Und wenn ich ehrlich bin, wollte ich das auch gar nicht. Sie war das Einzige, worin ich mir je sicher war. Ich war nicht so selbstzerstörerisch und würde das einzig Gute in meinem Leben von mir wegstoßen. Vielleicht war es selbstsüchtig. Doch sollte man nicht das, was man liebte festhalten? Niemals könnte ich mit ansehen, wie sie in den Armen eines Anderen liegt. Der drang ihn zu töten wäre zu groß.

Es war zu Spät. Ich hatte sie sowieso schon viel zu nahe an mich herangelassen. Auch wenn ich es mir vor ihrer Ankunft vorgenommen hatte, es nicht zu tun. Ich wollte stark sein. Ihr widerstehen. Doch woher hätte ich ahnen können, dass sie wieder diese Gefühle in mir auslöst? Diese Gefühle die ich versuchte so gut wie möglich zu verdrängen. Ich hatte es auch beinahe geschafft. Und dann kam sie und all meine Vorsätze fielen in sich zusammen. Ist das gerecht? Ich weiß es nicht. Das Einzige, was ich weiß ist, dass ich sie liebe. Ich werde sie nicht mehr gehen lassen. Nie wieder. Sie ist vollkommen freiwillig an meiner Seite. Sie weiß, dass ich dunkle Seiten in mir habe und dennoch bleibt sie bei mir. Wie könnte ich so eine Frau gehen lassen? Ich werde tun was ich kann, um sie glücklich zu machen, auch wenn ich dafür Dinge hinter ihren Rücken tun muss, die sie nicht gutheißt. Doch diese Last braucht sie nicht zu tragen.

Wie aufs Stichwort kam ihr Vater in den Thronsaal. Perfekt. Er war außer sich vor Wut. Er konnte es nicht ertragen, dass nun ich auf dem Thron saß. Es wäre ihm lieber, wenn Thor an meiner Stelle wäre. Und er wollte mir Clary wegnehmen und sie mit Thor verheiraten. Lächerlich. Diesem Mann war es völlig egal, was seine Tochter wollte. Er behandelte sie noch immer wie ein kleines Kind, dessen Entscheidungen er nach belieben untergraben konnte. 

„Was machst du hier? Wo ist dein Vater, Loki?" fragte Aegir aufgebracht.

Ich stieß ein verächtlichen Schnauben aus. Ich werde nicht zulassen, dass er so mit mir redet, auch wenn er Clarys Vater ist. Er hatte mir noch nie einen Funken Respekt entgegen gebracht. Für ihn war ich stets ein Ärgernis, welches er nicht beseitigen konnte. Also erhob ich mich und blickte ihn verächtlich an.

„Mein Vater ist in den Odinschlaf gefallen. Nun bin ich Allvater, bis er sich erholt hat." klärte ich ihn auf.

Dabei musste ich siegessicher grinsen. Sein Gesichtsausdruck war einfach fabelhaft. Ich liebte es, diesen Mann vor Wut kochen zu sehen. Er hatte es verdient. Es wurde Zeit, dass er einmal in seinem Leben so behandelt wurde, wie er Andere behandelt die er für minderwertiger als sich selbst hielt. 

„Nein. Das kann nicht sein." hörte ich ihn flüstern. Da wollen wir ihn doch gleich noch mehr schocken.

„Gut, dass du hier bist. Ich wollte sowieso mit dir sprechen. Es geht um Clarissa. Hiermit möchte ich offiziell um ihre Hand anhalten." verkündete ich feierlich. Wie erwartet sah er mich noch finsterer an. Sein Gesicht war nur noch eine vor Wut verzerrte Fratze. Wunderbar.

„NEIN! NIEMALS! ICH WERDE NICHT ZULASSEN, DASS SIE EINEN EISRIESEN WIE DICH EHELICHT!" brüllte er mich an.

Für einen Moment war ich geschockt. Er wusste es! Natürlich wusste er es! Er war bei dem Krieg mit dabei gewesen. Er wäre nie von Odins Seite gewichen. Er muss mit dabei gewesen sein, als Odin mich fand. Das erklärte so einiges. Nun schritt ich zu ihm hinunter.

You are the only exception ✔ (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt