Irgendwo ankommen

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Ein kleiner Geburtstags-OS für meinen lieben SolerWeiss. Happy Birthday!

Eure Reniawen

*

»Hola? Ich bin wieder zurück!«
Mit einem zufriedenen Lächeln hängte Alvaro seine dünne Sommerjacke an den Kleiderhaken im Flur, zog die Schuhe aus und schlüpfte in die Hausschuhe. »Jemand da?«, rief er und grinste über sich selbst, weil er im selben Moment Gitarrenspiel aus dem Wohnzimmer hörte. »Wo auch sonst«, sagte er vor sich hin und ging durch den Flur in Richtung Wohnzimmer. Mit verschränkten Armen lehnte er sich gegen den Türrahmen und musste erneut schmunzeln.
Wincent saß auf dem Sofa, neben ihm seine zehnjährige Tochter. Amelie hatte ihre Kindergitarre auf dem Schoß und Wincent zeigte ihr gerade einen komplizierten Griff. Offenbar waren sie so vertieft, dass Wincent die Klingel gar nicht gehört hatte. »Papa, es hat geklingelt«, erinnerte ihn da Amelie. »Das ist bestimmt Mama.«
Alvaro sah Wincent, der ihm den Rücken zugedreht hatte, tief einatmen. »Ist eigentlich noch zu früh, Mama kommt erst in ein paar Stunden«, sagte er mit schwerer Stimme. Alvaro seufzte. Es war immer sehr schwer für Wince, Amelie nach ihrem Vater-Tochter-Wochenende zu ihrer Mutter zurück zu geben. Sandra und er hatten das gemeinsame Sorgerecht, an dem Wincent auch nicht rütteln wollte. Er hatte von Anfang an eingesehen, dass für Amelie Mutter und Vater wichtig waren, und Alvaro war froh, dass Sandra das auch so sah. Seit fünf Jahren waren sie getrennt, seit zwei Jahren lebten Alvaro und Wince nun zusammen.
2019 hatten sie sich ineinander verliebt, nachdem Sandra Wincent verlassen hatte. In Südafrika hatten sie sich kennengelernt, viel Zeit miteinander verbracht, und als sie sich dann beim gemeinsamen Sing meinen Song-Schauen und beim Konzert auf der Waldbühne wiedergesehen hatten, hatte Alvaro Wince seine Gefühle gestanden. Wincent war selbstverständlich zuerst überfordert gewesen, obwohl Alvaro nicht der erste Mann für ihn gewesen war. Aber dann bei den Proben für die Weihnachtsshow und ihr Duett von Have yourself a merry little Christmas hatten sie sich geküsst und von da an war es klar gewesen. Im letzten Jahr hatten sie geheiratet und ein kleines Einfamilienhaus in Berlin gekauft.

»Bin nur ich, keine Sorge«, gab Alvaro sich zu erkennen.
»Onkel Alvi!«, rief Amelie, legte die Gitarre beiseite, sprang auf die Füße und lief Alvaro in die Arme. Nur sie durfte ihn so nennen, allen anderen, auch Wince, hatte er diesen Spitznamen erfolgreich abgewöhnt.
»Hi, Liebes«, grinste Alvaro, während Amelie ihn umarmte und Wince ihm einen halb erleichterten Blick zuwarf. Dennoch rückte der Abschied näher, und Wince stütze den linken Arm auf die Sofalehne und senkte den Blick. »Was haltet ihr davon, wenn wir was zu essen kochen?«, fragte Alvaro, um den traurigen Moment im Angesicht des nahen Abschieds zu durchbrechen und zwinkerte Wincent zu. »Ich hab mächtig Hunger.«
»Du hast immer Hunger, Onkel Alvi!«, lachte Amelie.
»Stimmt«, schmunzelte Alvaro. »Willst du schon vorgehen in die Küche, ich hab auch eingekauft.«
Amelie hüpfte in die Küche und Wincent seufzte tief. Dann stand er aber auf und gab Alvaro einen Kuss. »Wieso hast du geklingelt?«, fragte er natürlich direkt.
»Hab gedacht ich hätte den Schlüssel vergessen«, sagte Alvaro und grinste. »ich hab geklingelt und direkt nochmal geguckt und ihn dann gefunden. Alles okay?« Prompt biss er sich auf die Lippen, als Wince den Blick senkte.
»Sie ist einfach bald wieder weg«, erwidere er bedrückt.
»Ich weiß, mi amor«, erwiderte Alvaro. »Lass uns was zu essen kochen, die Ablenkung mit ihr tut dir dabei auch gut.«

»Wie war’s mit den Kids?«, fragte Wincent, während sie in die Küche gingen.
Alvaro war beim ersten Coaching für die Knockouts von The Voice Kids gewesen und tief beeindruckt von den Kindern in seinem Team.
»Richtig krass«, meinte er. »Ich sag dir, ihr könnt euch warm anziehen. Meine Kids sind unglaublich.«
»Dann musst du ja nur noch die richtige Entscheidung fürs Finale treffen«, stichelte Wincent augenzwinkernd.
Alvaro grinste zurück. »Werde ich. Amelie, was kochen wir nun?«
»Pizza«, verkündete Amelie. »Du hast Paprika gekauft, Schinken, Salami, Tomatensauce und Käse zum Reiben.«
»Sehr gut«, schmunzelte Alvaro. »Dann schnippelt dein Papa mal und wir machen den Teig, okay?«
»Ach, ich werde also abkommandiert zum Schnippeln, ja?«, fragte Wincent, gespielt beleidigt.
»Muss auch gemacht werden, mi amor«, klopfte Alvaro ihm auf die Schulter. »Hier, Amelie, ich hab einen Teig aus dem Kühlregal mitgebracht.« Eigentlich hätte er sonst den Teig selbst gemacht, aber so viel Zeit hatten sie heute nicht. Sandra hatte gefragt, ob Amelie auch heute, am Montag, bei Wincent und Alvaro bleiben und ob sie bei den beiden essen könnte, da sie ein wichtiges berufliches Meeting hatte. Ihre gemeinsame Wohnung lag aus offensichtlichen Gründen in der Nähe von Sandras Wohnung und von Amelies Schule.

One Shots - Alvaro Soler & Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt