Kapitel 24

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Timmi war so dermaßen schlecht gelaunt in den nächsten Tagen, dass er gar nicht mehr hinter seinem Vorhang hervor kam. Er reagierte auch nicht, als Dad in unser Zimmer kam um ihn zu fragen, ob er ihm bei der Arbeit helfen wollte. Da mein Bruder offensichtlich keine Lust hatte, übernahm diese Aufgabe stattdessen ich.

»Was hast du ihm denn erzählt?«, fragte ich meinen Vater, während wir gemeinsam hinter den Garten gingen.

»Das gleiche wie dir.« , erklärte er mir.

»Das glaube ich nicht.«, entgegnete ich.

»Doch, genau das gleiche. Vielleicht war ich zu dir ein wenig netter, aber du bist auch kein solcher Sturkopf wie dein Bruder.«

»Wir haben dich im Garten schreien gehört.« Dad hatte nicht die ganzen zwei Stunden, in denen er auf Timmi eingeredet hatte geschrien, aber das was Tati und ich vom Garten bis in ihr Zimmer hinauf gehört hatten, konnte Timmis Selbstvertrauen nicht gestärkt haben.

»Ich glaube Timmi wäre für deine Vorschläge offener, wenn du ihm nicht erzählen würdest, dass Debbi ihn verlässt, wenn er keinen Job findet.«

»Das ist mir nur so rausgerutscht.«, wollte Dad sich verteidigen. »Ich bin doch sonst nicht so schlimm, das weißt du doch.«

»Ich habe gehört, wie du ihn als Versager bezeichnet hast.«

»Das habe ich doch wirklich nicht so gemeint.«

»Das macht es nicht okay.«

»Dein Bruder ist so stur, es macht mich manchmal wahnsinnig.«

»Willst du dich nicht bei ihm entschuldigen?«

»Timmi will doch nichts von mir hören.«

»Tut es dir nicht leid?«

»Irgendwie schon.«

»Was heißt irgendwie?« Ich merkte, dass es meinem Vater unangenehm war, wie ich ihn ausquetschte.

»Bist du zu stur, um dich zu entschuldigen?«

»Wahrscheinlich.« Dad stieß einen kurzen Lacher aus.

»Ich glaube, du hast Timmi ein wenig zerstört.«

»Ach was, der ist nur beleidigt.« Dad seufzte und ich hatte das Gefühl, er glaubte selbst nicht, was er da sagte. Er wirkte etwas niedergeschlagen, während wir gemeinsam seine Felder bewässerten. Ich hätte ihn währenddessen mit Fragen löchern oder ihm Vorwürfe machen können, aber so gemein wollte ich dann doch nicht sein. Ich konnte Dads Gedanken nicht lesen, aber ich würde fast schon darauf wetten, dass er sich selbst schon seit Tagen Vorwürfe machte wegen den Dingen, die er zu Timmi gesagt hatte. Ich kannte Dad gut, mein Vater, das war ich in männlich und über zwei Jahrzehnte älter. Nur Mum kannte seine wahre Identität unter der Maske des verantwortungsvollen Vaters, aber hin und wieder ließ er sie auch vor mir durchblitzen und ich wusste, dass er auch zu leiden hatte unter der Realität des Lebens und seinen eigenen Dämonen. Wüsste ich das nicht oder wäre meine Laune etwas angeknackster als sie war, dann würde ich ihn schön quälen. Ein wenig lag es sicher auch daran, dass ich nicht die nächste sein wollte, die angeschrien wurde. Deshalb sprachen wir nur das nötigste, während wir arbeiten. Je länger ich mit ihm die Beete pflegte, desto weniger gerechtfertigt fand ich seine Vorwürfe gegen Timmi. Den eigenen Garten pflegen, das klang so schön und idyllisch, aber es war schon einiges an Arbeit, die mein Bruder freiwillig mehrmals die Woche verrichtete. Man konnte viel über Timmi sagen, aber faul war er wirklich nicht, nur weil er keiner geregelten Arbeit nachging. Das war es auch nicht, was Dad ihm vorgeworfen hatte, aber da mir bereits nach der ersten Feld der Rücken wehtat, kam ich zu dem Schluss, dass Dad seine Arbeit zu wenig wertschätzte. Ich dachte darüber so lange nach, dass ich wütend auf Dad wurde. Die Gründe, warum ich ihn nicht konfrontierte, hatte ich bereits aufgezählt. Ich hatte mir in meinem Leben genug Disziplin angeeignet, um mehrere Stunden still zu bleiben, aber irgendwann kam es leider so, dass mein Vater und ich Seite an Seite zurück in den Garten gingen. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich die Felder frühzeitig verlassen hätte, um nicht in seine Nähe kommen zu müssen. Vielleicht hätte sich meine Wut sich dann aber nur aufgestaut und sich auf andere Weise bemerkbar gemacht, ich konnte es nicht wissen.

American Aspie (2021)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt