Klappentext

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Minuten verstrichen, in denen Pablo vor dem Grab stand, ohne es anzusehen. Sein Blick hatte den oberen Rand des grauen Steins nachgezeichnet und sich dann in den Linien der tief eingekerbten, wulstigen Rinde des Baumes daneben verloren. Wie kleine, glitzernde Wölkchen saßen Schneehäufchen auf den Mooskissen in der Rinde. Erst als sich etwas Schnee von einer der dünnen Astspitzen löste und wie einsame Schneeflocken in Pablos Sichtfeld fiel, wanderte sein Blick nach unten und blieb an der goldfarbenen Inschrift hängen.

Heiß liefen ihm Tränen über die ausgekühlten Wangen. Die Worte auf dem Grabstein waren zunächst verschwommen und dann wieder so deutlich zu erkennen, dass er sie sich am liebsten aus seinem Kopf gekratzt hätte ...

~*~

Pablo lässt La Paz und seinen gewalttätigen Vater hinter sich, als er nach London aufbricht, um seine Schwester zu suchen.
Was er dort stattdessen findet, ist ein Zuhause für das kommende Jahrzehnt; Leute, die ihn mit offenen Armen aufnehmen und zu seinen Freunden, seiner Familie werden.
Bei ihnen im Grand Hotel zu leben, konfrontiert Pablo jedoch mit ganz neuen Problemen – der persönliche Assistent eines Vampiroberhauptes zu sein, der den Hauptsitz seines Clans im Herzen Londons als Hotel tarnt, kommt meistens mit einem blutigen Haken ...
Doch all das ist für ihn ertragbar, weil er hier mehr Liebe erfährt als er glaubt zu verdienen. Und weil er noch davon überzeugt ist, dass er mehr nicht braucht.

Dann trifft er auf Cole, einen Musiker aus Londons Straßen, dem seine Vergangenheit als Stricher noch anhaftet wie der Zigarettenrauch seinen Jeans.
In einer Nacht voller Küsse reißt er alle Mauern um Pablos Herz ein. Er ist die Liebe seines Lebens – nur viel zu kurz, denn Cole verunglückt bei einem Unfall.

Sein Neuanfang führt Pablo in den Norden Englands nach Broakley, eine kleine, ländliche Ortschaft. Aus einer nie ruhenden Großstadt kommend, ist es für Pablo eine ganz neue Erfahrung in der friedlichen Umgebung unter geselligen Einwohner*innen zu leben.
Fernab von Problemen zwischen Vampir- und Werwolf-Clans versucht Pablo einen neuen Lebenssinn zu finden. Und auch wenn er dabei zunächst für sich bleibt, in einer Ortschaft wie Broakley ist niemand lange allein. Seine Nachbar*innen, eine queere Wohngemeinschaft, sehen ihn und laden ihn zu sich ein – Arme und Herzen weit geöffnet. Und mit der Zeit lernt Pablo, auch das eigene Herz wieder zu öffnen; für neue Freundschaften und vielleicht sogar für eine neue Liebe.

~*~

Pablo beobachtete Hernando dabei, wie er neben ihm in den flockenden Schnee blinzelte. Ihre Blicke trafen sich, als Hernando den Kopf wieder senkte.

Als Pablo fröstelte, wuselte sich Hernando näher an ihn heran, blieb nicht stehen, als sein Bauch an seine Seite stieß, sondern schob ihn mit einem sanften Lächeln weiter zu den anderen. Pablo spürte, wie er von ihm angesehen wurde und schielte fragend über seine Brille.
„Du hast Schneeflocken in den Haaren ...", murmelte Hernando auf Spanisch. Und Pablo wurde von innen warm, als hätte er noch einen extra Schluck dampfenden Punsch getrunken.

Entre Corazones - The Homes We BecomeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt