Act ONE - DARK SIDE OF THE MOON.

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dark.
ACTone.
DARK SIDE OF THE MOON.

Dumpf schlug das Metall gegen das in die Jahre gekommene Holz, während der eiserne Ring in der Verankerung quietschte. Langsam fuhr Katie mit dem Daumen die feinen Schuppen der Schlange nach, die sich in ihre Hand schmiegte, als wollte sie sich dort zusammen rollen.
Schlangen, schon wieder, ein tiefer Seufzer entkam ihr.
Katie fiel auf, dass ihr nur sehr wenig über die Personen bekannt war, deren Leben nun ein Teil in der Sonderausgabe des Tagespropheten finden sollte. »Die schönsten, vornehmsten, einflussreichsten und wohlhabendsten Zauberer Großbritanniens« lautete der Titel der speziellen Artikel, deren Erscheinen alle zwei Wochen dem Propheten zu mehr Bekanntheit verhelfen sollten, auch über die Landesgrenzen Englands hinaus. Mehr Bekanntheit ergab folglich mehr Profit und zu allem Übel konnte man sich über die »gut situierten« Zauberer und Hexen das Maul zerreißen, so oft man es für nötig erachtete.
Ein lautes Klicken brachte Katie dazu, sich wieder der Situation zu widmen. Quietschend wurde die schwere, helle Pforte nur einen winzigen Spalt geöffnet. Nervös wagte es die junge Frau, um sich zu blicken, ehe sie einen Schritt auf die Tür zu trat und dem Versuch erlag, durch den schmalen Spalt zu linsen.
»Sie wünschen«, die piepsende, etwas wackelig klingende Stimme ließ Katie kaum merklich zusammenzucken.
Ein Hauself, natürlich, stellte sie nüchtern fest. Hätte ich mir ja denken können, dass zu so einem Anwesen auch die nötige Dienerschaft gehört. Bitter schlängelte sich die Erkenntnis durch ihren Kopf.
»Miss Bell, vom Tagespropheten«, meinte Katie und versuchte noch immer denjenigen durch den dunklen, kleinen Spalt zu erahnen, der zu ihr sprach.
»Einen Moment, Miss Bell-Wood.«, fiebte es hinter der Tür und zu Katies Überraschung schob der kleine, beinahe steinalt wirkende Diener des Hauses die Pforte weit genug auf, dass sie einen Blick auf den Elf erhaschen konnte. Dass der Hauself sie mit ihrem noch nicht als offiziell geltenden Namen ansprach, ärgerte Katie und ihr Unmut entlud sich in einem schnaubenden Laut, dennoch verriet es ihr, dass man sich auf ihre Ankunft vorbereitet, oder diese zumindest zur Kenntnis genommen hatte.
Unter knarrenden Tönen wurde die Tür nun endlich weit genug geöffnet, dass man ihr Einlass bot. Wieder hallten die Absätze ihrer Stiefel auf dem Boden wider und der Klang schien von allen Wänden auf sie nieder zugehen. Katie befand sich einer Art kleinem Foyer und besah sich unter staunenden Augen die mit Stuck besetzte Decke, die edlen, mit Goldfäden durchwobenen Teppiche, und die teuren, alten und ebenso wertvollen Gemälde, die den Eingangsbereich säumten.
Die junge Frau wusste, wo sie sich befand, da man ihr die Adresse des Hauses ausgehändigt hatte, doch hatte man ihr verschwiegen, wer sie zum vertraulichen Gespräch geladen, oder diese Art von Informationsbeschaffung überhaupt toleriert und ebendieser zugestimmt hatte.
Der Hauself hatte sie einfach so, mitten im Vorraum, stehen lassen und war hinter eine der vielen, für Katie beinahe unzählbaren, Türen verschwunden, die sich wie die Äste eines Baumes in alle Himmelsrichtungen erstreckten. Mittelpunkt der prunkvollen Villa war die große, opulente Wendeltreppe, die wie ein Wirbel gebaut und mit einem blutroten Teppich ausgelegt worden war.
Vom goldenen Geländer und dem mit Kristallen besetzen Lüster, der von der hohen Decke in das Zentrum der Treppe mittels Magie dahin schwebte und das Foyer in warmes Licht tauchte, schien die junge Frau mehr angetan, als ihr lieb war.
»Miss Bell-Wood, wenn Sie mir bitte folgen würden!« Der Elf erschien und Katie zuckte vor Schreck zusammen. Wehmütig nahm sie von dem Panorama abschied, das sich auf seltsame, für sie unerklärliche Weise beruhigend auf sie ausgewirkt hatte.
Der Hauself schritt unter langsamen, gemächlichen Schritten vor ihr her und Katie hätte ihn am liebsten zu mehr Eile angetrieben, doch der Diener des Hauses machte einen so zarten und gebrechlichen Eindruck, dass sie sich in ihrem Vorhaben zügeln musste. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, hielt der Elf in seinem gemächlichen Tempo inne und wandte sich ihr zu. Die großen, etwas trüb wirkenden Augen sahen ehrfürchtig von Katie zur Tür, ehe der Elf die kleine Hand zu einer Faust ballte und sachte gegen das Holz schlug.
»Master, Miss Katreace Elissabeth Margerite Bell-Wood«, ertönte es und abermals zuckte Katie zusammen.
»Bellwood? Kenne ich nicht«, grollte eine tiefe, und äußerst bedrohlich klingende, Stimme aus dem Zimmer.
»Eigentlich nur »Bell«. Katie Bell«, wies Katie den kleinen, alten Hauself sanft zurecht, doch dieser nahm nur wenig Notiz von ihrem Verbesserungsvorschlag.
»Lass sie rein«, erneut vernahm sie den bellenden Ton und wappnete sich bereits für das Zusammentreffen mit einem mürrischen, alten Aristokraten. Höflicher Weise geleitete der Elf die junge Frau noch über die Schwelle, ehe er eine tiefe Verbeugung machte und dem Versuch erlag, die Türe schließen zu wollen.
»Hickslow«, schnarrte die tiefe Stimme und Katie warf einen mitleidigen Blick auf den Diener, dessen Körper unweigerlich zu zittern begann. »Tee, sofort!«
Abermals beugte sich der Elf soweit herunter, wie es ihm sein kleiner Rücken erlaubte, und beinahe berührte seine Knollnase die Flusen des dunklen Teppichs. »Sehr wohl, Master«, mit diesen Worten machte Hickslow auf den Hacken kehrt und verließ das Zimmer.
Katies Empörung über diese Situation äußerste sich, in dem sie das Gesicht zu einer pikierten Grimasse verzog. Ihr war durchaus bekannt, dass es noch immer Familien gab, die einen Hauself ihr Eigen nannten und dessen Dienste so lange in Anspruch nahmen, wie sie für richtig erachteten. Die verstimmte Miene auf ihrem Gesicht blieb, auch, als sich die junge Frau in dem Zimmer umsah. Es war klein, aber es strahlte eine gewisse Wärme und Behaglichkeit aus. Ein Feuer im Kamin knisterte und in einem großen Ohrensessel davor saß der Herr des Hauses, mit ihr zugewandtem Rücken. Die Statur des Mannes war kaum auszumachen, hinter der hohen Lehne und auch die Stimme mochte zu keinem Ergebnis führen, wen sie dort vor sich hatte.
Ein Räuspern entkam ihr, ehe Katie eher unfreiwillig den Fokus auf sich lenkte. Seit dem der Mann vor dem Kamin den Elfen Tee holen geschickt hatte, hatten weder sie, noch er ein Wort gesprochen.
»Sie arbeiten für den Tagespropheten?«, laut und vernehmlich drang die dunkle, grollende Stimme plötzlich an ihre Ohren.
»Ja«, gab Katie knapp zurück.
»Und Sie wollen also eine Geschichte über mich schreiben, ist diese Information korrekt?«
Etwas mulmig war ihr schon zumute, da der Herr im Ohrensessel eine gewisse Blasiertheit an den Tag legte, die sich in seiner Wortwahl widerspiegelte.
»Ganz recht«, gab die junge Frau wahrheitsgemäß zu und nickte zu ihrer eigenen Bestätigung.
»Bellwood, Bellwood ... Sollte ich von Ihnen schon einmal etwas gehört oder gelesen haben?«, noch immer schien er es vorzuziehen, das Gespräch mit dem Kamin zu suchen, als ihr höflichkeitshalber einen Platz anzubieten, oder, wenn es ihm nicht zu viel abverlangte, aufzustehen um sie zu begrüßen oder wenigstens in Augenschein zu nehmen.
»Nun, es heißt nicht Bellwood, sondern nur Bell. Offiziell und formell ist das Wood noch nicht zulässig, geschweige denn rechtskräftig.«, mit einer Spur an Überlegenheit hielt es Katie für nötig, ihr Gegenüber zu korrigieren und den misslichen Fehler bei der Benennung ihrer Person ein für alle mal auszumerzen.
Das Leder des Sessels knirschte, als sich die dunkle Gestalt aus diesem erhob. Der Schein des Feuers umspielte die hohe Statur des Mannes, ehe er den Kopf in ihre Richtung wandte. Die junge Frau schwieg und schien, im ersten Augenblick, wenig beeindruckt zu sein. Wahrlich hielt es Katie für angemessen, weder Fragen, noch Aussagen von sich zu geben. Die Größe des Herren erschreckte sie, doch sie würde sich den Adrenalinstoß, der durch ihre Adern fegte und sie zur Flucht ermahnte, nicht anmerken lassen. So schnell vermochte nichts Katreace Elissabeth Margerite Bell in die Enge treiben und ihren Fluchtinstinkt zu wecken, doch hiesige, hühnenhafte Gestalten, Riesen, Muskelprotze versetzten die sonst so toughe und wortgewandte, junge Frau in Panik.
Trotz des massig daher kommenden Körpers, bewegte sich der Herr flink und anmutig. Die Körpergröße stand eindeutig im Widerspruch zur Beweglichkeit!, schoss ihr augenblicklich durch den Kopf.
Je näher der riesenhafte Mann auf sie zu trat, desto mulmiger wurde es ihr in der Magengegend. Der kleine Raum schien plötzlich mit einer Spannung geladen zu sein, die ihren Rücken prickeln ließ. Nervosität überkam die junge Frau und das Prickeln wurde mit jedem Schritt, den er ihr näher kam, deutlicher. Endlich kam er vor ihr zum Stehen. Der bedrohliche Blick aus den fast schwarzen Augen kam ihr merkwürdig bekannt vor. Buschige, dunkle Augenbrauen hoben sich skeptisch dreinblickend zu dem ebenso dunklen Haaransatz.
»Na so was«, grollte es aus der Kehle des Mannes. »Wenn das nicht Katie Bell ist, die gefürchtetste Jägerin Gryffindors. Zumindest zu meiner Zeit.« So sehr auch eine Silbe über ihre Lippen kriechen wollte, Katie starrte ihrem Gegenüber mit offenem Mund entgegen, während nicht ein Laut ihrer Kehle entwich.

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