DARK.
Act FOUR
MISSTRESS OF DARKNESS. Part 2Mit zitternden Knien ließ sie ihre Fingerknöchel gegen die Tür schlagen. Ein glockenhelles Lachen ertönte und gebot Einlaß. Mit einem freundlichen Lächeln begrüßte sie Camilla und diese wies ihr einen Platz zu. Von Marcus fehlte jede Spur. Wahrscheinlich musste er den Dreck von sich waschen, mit dem er sich umgeben und in dem er sich gewälzt hatte.
Zögernd fischte Katie nach einer Scheibe Brot, während sich Marcus' Mutter nach ihrem Befinden erkundigte. Freundlich, wenn gleich auch etwas kurz, bestätigte Katie, eine angenehme Nacht gehabt zu haben, doch ein heißer Schauer überfiel ihren Rücken.
Hatte Camilla sie etwa gehört?
Da die hübsche Frau nicht den Anschein erweckte, sich in ihrer Nachtruhe gestört zu fühlen und auch keine weiteren Anstalten machte, verschwörerisch oder gar wissend dreinzublicken, beruhigte sich Katies Puls ein wenig.
„Mein Sohn kann manchmal etwas schwierig sein. Bockig, stur, bisweilen taktlos, was Sie ja bereits erfahren durften.", ein entschuldigendes Lächeln legte sich auf die Lippen der brünetten Hausherrin. „Ich möchte mich für sein Verhalten in aller Form bei Ihnen entschuldigen, Katreace."
„Nein, nein. Nicht nötig, Misses Flint.", meinte Katie hastig und hob abwehrend die Hände.
„Camilla", sagte sie und in ihren Augen spiegelten sich Freundlichkeit und Sorge.
„Misses Flint, ähm, Camilla...", stotterte Katie und die Erniedrigung, die sie empfand, hätte nicht größer sein können.
„Ja, Liebes?", hakte sie nach und nickte auffordernd.
„Wie haben Sie damals mit ihrem Gatten zusammengefunden? Verzeihen Sie mir, wenn Ihnen meine Frage zu persönlich erscheint, dann...", betrübt kaute Katie auf ihrer Unterlippe herum. „Es wäre für den Artikel bestimmt von Vorteil, wenn ich auch etwas über Sie mit einbringen dürfte."
Camilla stieß einen schwärmerischen Laut aus und schien mit Freuden an die vergangenen Tage zurück zu denken. Bereitwillig berichtete sie der jungen Reporterin von dem ersten Zusammentreffen mit ihrem Ehemann. Die Begeisterung und das Talent für Quidditch musste Marcus unweigerlich von seinem Vater geerbt haben. Der einst ebenso in Slytherin ansässige Lloyd Flint spielte in der Position des Treibers. Camilla hingegen hatte in Ravenclaw Freunde und eine Familie gefunden. Doch der draufgängerische Flint Senior hatte es sehr wohl verstanden, dem Mädchen die richtigen Avancen zu machen und da sie ebenso reinblütig war, wie er, kam eine Verbindung zwischen ihnen den übrigen Flints gerade recht. Sein Werben war von Erfolg gekrönt und nur wenige Monate nach ihrem Abschluss hatten beide ihr Glück in der Ehe gefunden.
„Wussten Sie von seinem Geheimnis?", Katie war sich nicht sicher, ob es genehm war, diese mehr als persönliche Frage zu stellen, doch Camillas Lippen umspielte ein Lächeln.
Ein Glitzern trat in ihre Augen, doch lag auch eine Spur von Bedauern in ihrem Blick. Ein schnaubender Laut, ähnlich dem von Marcus vor wenigen Stunden, entfloh ihrer Kehle.
„Oh ja, Lloyd hat es sehr wohl verstanden, mich auf sein Problem aufmerksam zu machen. Ich will offen mit Ihnen sein, Katreace, denn ohne Ehrlichkeit und gegenseitigem Einvernehmen hätte die ganze Aktion mit Ihrem Artikel wenig Sinn, nicht wahr?"
Katie nickte und wappnete sich bereits für die Welle an Informationen, die Camilla ihr geben würde.
„Ich war, wie Sie sich bestimmt denken können, denn Ihnen erging es bestimmt nicht anders, geschockt. Er war mein erster Mann und als wir uns ein ums andere Mal unseren Gefühlen hingaben, offenbarte er mir die Grausamkeit des Fluches, mit dem man die Männer der Flint-Dynastie belegt hatte. Natürlich waren wir bereits verheiratet und eine Scheidung kam für mich nicht infrage, da Familienstolz auch in meiner Sippe einen hohen Stellenwert hatte. Ich wäre eine Schande für sie gewesen, eine Ausetzige."
„Sind Sie nur deshalb bei ihm geblieben?", Camilla konnte den Argwohn in der Stimme der jungen Frau deutlich vernehmen und schüttelte mit einem zuversichtlichen Lächeln den Kopf.
„Nein, Katreace, ich bin bei ihm geblieben, weil ich ihn liebte und sich bis zum heutigen Tage nichts daran geändert hat. Ich habe ihn bereits geliebt, als er mir in der ersten Flugstunde den Rock hochgewirbelt hatte, als er mich auf den Astronomieturm lotste, um mir die Sterne zu zeigen und als er mich das erste Mal küsste.", erklärte Camilla seelenruhig.
„Und wie war es um den körperlichen Part bestellt?", Katie spürte förmlich die Hitze, die ihre Wangen zum Glühen brachte.
„War?", ein glockenhelles Lachen entkam ihrem Mund. „Mein liebes Kind, ich will ja nicht Ihre Vorstellungen von einer körperlichen Beziehung zwischen zwei Liebenden jenseits der fünfzig zertrümmern, in der Sie wahrscheinlich annehmen, Leuten in unserem Alter wäre es gerade mal noch erlaubt, Händchen zu halten und sich hier und da mal einen Kuss auf die Wange zu geben, aber ich darf Ihnen versichern, dass die Männer in der Ahnenreihe der Flints sich glänzend darauf verstehen, bis ins hohe Alter mehr als aktiv zu sein."
Ein breites Lächeln, gepaart mit einem viel sagenden Augenzwinkern versicherte Katie, dass sie dem nichts mehr entgegen zusetzen, geschweige denn hinzu zufügen hatte.
„Camilla, eine Frage noch und dann lass ich Sie endgültig damit in Frieden.", begann Katie und hoffte, dass sie mit ihrer forschen Art nicht über das Ziel hinaus zu schießen drohte. „Wie haben Sie gemerkt, dass Sie schwanger waren?"
Gern hätte sie noch mehr erfragt, doch ihre Lippen blieben versiegelt aus Furcht, die überaus nette Misses Flint damit zu verärgern und mit ihrer unbedachten Art bei ihr in Ungnade zu fallen.
„Wie Sie wissen, ist jeder Fluch eine Belastung, doch auch daraus kann man seine Vorteile ziehen. Ich weiß nicht, in wie weit Ihnen bekannt ist, dass die, mehr oder wenige, „Gabe" meines Mannes und unseres Sohnes, es ihnen erlaubt, den [i]perfekten[/i] Zeitpunkt für eine Zeugung zu... nun, wie drücke ich es am Besten aus?", grüblerisch blickte Camilla zur Decke hinauf.
„Erschnüffeln", ihre hochroten Wangen leuchteten wie Lichter, als Camilla mit einem dankbaren Nicken für Katies Wortwahl fortfuhr.
„Ganz recht. Nun, sie erschnüffeln gewissermaßen den Eisprung und dann geht alles ziemlich schnell."
Oh ja, schnell!, Katie schob den offensichtlichen Gedanken sofort beiseite.
„Aber Sie haben nur Marcus, richtig? Wie haben Sie...", eine Frage zu viel, wie die junge Reporterin befürchtete.
„Es gibt im Zyklus einer jeden Frau sichere Tage an denen man sich austoben kann, dennoch habe ich nicht auf Verhütungstränke und Zauber verzichtet. Die ersten Male, in denen man schier von der Macht eines solchen Aktes überwältigt wird, können erschreckend, bisweilen verstörend sein. Ich hatte Glück, dass sich unsere Zusammentreffen auf diese Zeiträume bezogen. Aber der Trieb muss unerträglich sein. Bei meinem Mann ist es natürlich die schwächste Form des Bannes, aber für meinen Sohn? Ich will mir gar nicht ausmalen, wie viel Mühe und Kraft ihn die Zeit auf Hogwarts gekostet haben mochte. Wie verzehrend es sein musste? Mein lieber Marcus muss schrecklich durcheinander gewesen sein, trotz der Hilfe von Severus und seinen Freunden."
Die Machtlosigkeit in Camillas Worten schlug ihr in die Magengrube wie eine eisige Faust. Katie mühte sich, ruhig zu bleiben und des Rest ihres Brotes zu vertilgen, während Camillas Stimmung abrupt von trübsinnig auf redselig umschlug.
„Und Pucey und Montague wussten Bescheid?", Marcus hob den Blick, als er die zarte Gestalt Katies im Türrahmen zur Bibliothek ausmachte.
„Nein", erwiderte er gedehnt und stellte das Buch, das sich soeben noch in seinen Händen befunden hatte, wieder in das Regal zurück.
„Aber ich dachte sie hätten...", fuhr Katie weiterhin nachbohrend fort.
„Oh ja, sie haben mir geholfen, denn ohne sie hätte Snape in einer ziemlichen Klemme gesteckt. Adrian und den anderen war bekannt, dass es mir in der Zeit rund um den Neumond nie sonderlich gut ging, doch den wahren Grund dafür habe ich ihnen verschwiegen und auch Snape musste schwören, niemandem zu erzählen, was mit mir passiert.", mit einem galanten Schwung machte er auf den Hacken kehrt und schritt auf sie zu. Sich mit den Armen zu beiden Seiten im Türrahmen abstützend, drängte er das Mädchen aus dem Raum.
„Was soll das werden?", ihre ernste Miene brachte ihn zum Schmunzeln.
„Du hast mit meiner Mutter gesprochen?", verlangte er zu wissen, ohne auf ihre Frage einzugehen, doch Katie schwieg eisern. Schnaubend fuhr sich Marcus durch das dunkle, dichte Haar, ehe er den Kopf schüttelte.
„Ich habe versucht, an Informationen zu gelangen, die du mir aber bereits gegeben hast.", gestand sie ihm zähneknirschend zu. „Aber ich wollte es ... nur verstehen."
„Deine Bemühungen in allen Ehren, Katie", begann Marcus und griff nach ihren Händen, die sich kalt und leicht schwitzig anfühlten. „Aber ich nehme an, dass das alles recht schwer zu verdauen ist."
„Schwer zu verdauen?", ein verächtliches Schnauben entfloh ihr. Plötzlich erstarrte seine Miene zu einer eisernen, vor Kälte triefenden Maske.
„Wenn du es nicht willst, dann lass es wegmachen", die junge Frau meinte, ihren eigenen Ohren nicht zu trauen.
„Wie abgebrüht du bist", fassungslos, so, als hätte man ihr mitten ins Gesicht geschlagen, blieb Katie stehen und entwand ihren Händen seinem Griff. „Machst du das bei allen Frauen? Zu Tode vögeln und dann, wenn dann mal etwas passiert, dass dir eigentlich von vornherein hätte klar sein müssen, aber nicht in den Kram passt, befehlen, das Resultat einfach auszulöschen?"
„Lieber das Resultat auslöschen, als das Mädchen!", fauchte er verteidigend.
„Marcus!", nun war Katie es, die sich frustriert durch die Mähne fuhr und hysterisch seinen Namen ausspie. „Das", sie ergriff seine Hand legte sie auf ihren Bauch, „Hier. Da ist Leben drin."
„Wenn meine Mutter die Wahl gehabt hätte, glaubst du nicht, dass sie es sich nicht auch anders überlegt hätte?", seine Stimme erhob sich zu einem markerschütternden Grollen. „Ein Monster auszutragen!"
„Marcellus Lloyd Matthew Dorian Flint!", Katie schnappte schockiert nach Luft, als sie Camillas Worte vernahm, die kochend vor Wut die Stufen hinauf geeilt kam um, ebenso wie Katie wenigen Minuten zuvor, mit der flachen Hand auszuholen. Die Wucht des Schlages reichte nicht einmal, ihn dazu zubringen, mit der Wimper zu zucken, dennoch starrte Marcus mit großen Augen auf die Frau hinab, die sich ihre schmerzende Hand hielt.
„Nie, nie habe ich dich geschlagen. Nicht ein einziges Mal, doch vielleicht hätte ich das tun sollen! Du bist mein Sohn und ich habe dich, wenn auch unter unermesslichen Schmerzen, auf die Welt gebracht um dir zu zeigen, wie schön sie sein kann. Nie wieder will ich solch Worte aus deinem Mund hören, hast du mich verstanden?!", hektische, rote Flecken breiteten sich auf dem Gesicht der Frau aus, während sich Camilla bemühte, ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen und ihre Wut zu beherrschen. „Wir, dein Vater und ich, haben uns bemüht, dich nach bestem Wissen und Gewissen aufzuziehen, damit aus dir kein Scheusal wird, doch nun ich muss mit Entsetzen feststellen, dass ich versagt habe."
„Mutter", erwiderte Marcus knurrend. „Sie hat aber eine Wahl."
Sein Nicken in Katies Richtung ließ ihr die Röte in die Wangen schießen.
„Und ich hatte sie ebenso, Marcus!", zischte Camilla. „Und ich habe dich gewählt."
Camilla streckte ihre Finger nach der Wange ihres Sohnes aus, die sie eben noch malträtiert hatte und strich sachte über den roten Fleck, den ihre Hand hinterlassen hatte.
„Denk jetzt ja nicht, dass ich deinem Vater nicht hier von erzählen werde, wenn er übermorgen wieder nach Hause kommt.", drohte sie und wandte sich nun Katie zu, die betreten den Blick gesenkt hielt und es vermied, in die freundlichen Augen zu sehen und darin ein Gefühl erkennen zu müssen, dass ihrem emotionalem Gemütszustand ebenso entsprach.
„Ich möchte mich für das unsachgemäße Verhalten meines Sohnes entschuldigen, Katreace. Ihre Meinung kann, nachdem Sie dem Fauxpas beiwohnen mussten, nun nicht mehr als zu hoch von uns sein, wie ich befürchte."
Katie schüttelte den Kopf. Nach den letzten Minuten zufolge, machten sich die Flints mehr aus ihrem Erscheinungsbild als sie sollten.
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dark.
FanfictionSo hatte sich Katie Bell das Zusammentreffen mit einem alten Bekannt nicht vorgestellt. Denn anders, als zu Schulzeiten, hat sich das Objekt ihres Auftrages mit einem Leben arrangiert, das sie nie und nimmer für möglich gehalten hätte. ...