Act FOUR - MISSTRESS OF DARKNESS. Part 1

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DARK.
Act FOUR
MISSTRESS OF DARKNESS. Part 1

Schnell und brutal wich die einstige, entflammte Leidenschaft der rauen Realität. Eine finstere Kälte kroch über ihre noch eben erhitzte Haut, deren Ursprung die junge Frau jedoch nicht ausmachen konnte. Die Stille, die sich, unmittelbar nachdem Marcus ihr mit drohenden Worten erklärte, dass eine Nacht mit ihm für sie den Tod bedeutete, über ihre Köpfe senkte, war kaum mehr zu ertragen. Wie ein schwerer, undurchsichtiger Schleier hatte sie alles verschlungen, was eben noch von Feuer und Eifer am Leben erhalten wurde.
Nackt, schutz- und wehrlos saß sie einem Ungeheuer gegenüber, dem nur danach gierte, einem einzigen Drang nachzugeben. Sie wollte sich kaum ausmalen, was für immense Kraft es ihn gekostet haben mochte, all die Jahre in Gesellschaft von Wesen zu sein, die mit ihrer Naivität, ihrem Unwissen und vielleicht auch aus dummer Provokation das Tier in ihm nur noch mehr reizten. Der scheinbar primitivste aller Instinkte, hatte sich in einem Menschen eingenistet und labte sich an seiner Unschuld, seiner Unerfahrenheit.
Der Schmerz in seinen dunklen Augen, der gequälte Ausdruck auf seinem Gesicht und die Folter, die Marcus jeden Monat erlitt, zerrten und rissen an ihrem Herzen. All das Leid, die Angst und der Kummer...
Die Bürde, die er mit sich herum trug, erdrückte sie wie eine tonnenschwere Last. Die Folgen, die ihr Tun unmittelbar würde nach sich ziehen, währen verheerend, hätte Marcus nicht dem Hunger Einhalt geboten und sein Begehren niedergekämpft.
„Ich bin der Letzte, der dir schaden will", endlich durchbrach er die Ruhe, die in tausend Splitter zerbarst. „Ich hätte nicht herkommen dürfen!"
Eine Einsicht, die sie erschrak, denn trotz seines Überfalls vor wenigen Minuten, empfand sie Mitleid mit ihm. Seine Worte, die Offensichtliches preisgaben und Sorge offenbarten, drohten Katie in einer Welle aus Gefühlen, die ihr nicht behagten, mit sich zu reißen.
„Ich bin selbst schuld", erwiderte sie träge, dennoch waren ihre Worte nicht mehr als ein zitterndes Hauchen. „Ich hätte ebenso wenig hier sein sollen."
„Nein", gebot er ihr rasch, „Nein, nicht! Dich trifft überhaupt keine Schuld. Ich habe veranlasst, dass man sich auf ein Interview mit uns einlässt. Wer hätte denn ahnen können, dass ausgerechnet du über die Schwelle meines Hauses trittst und mich so durcheinander bringst?"
„Das wollte ich nicht", die Unsicherheit, die sie plötzlich über sie herein brach, war so verstörend wie verletzend.
„Deine Einsicht kommt reichlich spät, Miss Bell", ein schiefes, ironisches Lächeln verlor sich in den dunklen und trübsinnig wirkenden Augen seinerseits.
„Wäre es, ähm... anders wenn...?", das Mädchen wusste selbst kaum, wie sie es hätte ausdrücken sollen.
Ein schnaubender, spöttisch klingender Laut entfloh ihm, während sich Marcus der Tragweite seiner Tat allmählich mehr und mehr bewusst wurde. Mit flinken Fingern, die eben noch die zarte Haut der jungen Frau berührt und sie gleichwohl in Gefahr hätten bringen können, griff er nach dem weichen Stoff des Bademantels und legte ihn ihr in einer Geste der Fürsorge, die ihn ebenso erschreckte wie Katie, um die fragilen Schultern.
„Sprich weiter...", forderte er mit ruhiger Stimme, doch dies allein genügte, um ihre Zunge in Ketten zu legen.
Unschlüssig nagte Katie auf ihrer Unterlippe herum und registrierte die Last, die nun auf ihren Schultern ruhte. Ihr Versuch, den lästigen Stoff loszuwerden, misslang, da Marcus noch immer die Aufschläge des weichen Mantels mit seinen großen, groben Händen umklammerte und sie eindringlich betrachtete. Noch immer von Schuld erfasst, senkte die junge Frau den Blick und vermied es, ihrem Gegenüber in diese dunklen, von drohender Verheißung durchwobenen Augen zu sehen.
Mutig schluckte Katie an dem Kloß in ihrem Hals, und noch bevor sie den Blick heben konnte, spürte sie die langen Finger auf ihren Wangen. Beinahe hatte er gehofft, das Mädchen vor ihm würde seine Berührung missverstehen, seine Geste als Beleidigung ansehen, sich dem Versuch seinerseits, sie in den Spitzen seiner Finger zu spüren, verwehren, sich abwenden und endlich das Zimmer verlassen, das mehr mit einer Folterkammer gemein hatte, als mit einer Schlafstätte.
Kurz zog Katie in Erwägung, ihr Gesicht seinen Klauen zu entwinden, doch sie wollte stark sein, mutig und ihm beweisen, dass er ihr zwar Angst machte, aber ihre Gefühlswelt gleichsam und mehr ins Wanken brachte, als sie es für möglich hielt.
„Tu das nicht!", raunte er und die Drohung, so düster sie auch klingen sollte, verfehlte ihr Ziel.
Tapfer wandte sie sich ihm zu und wusste kaum, wie ihr geschah, als sie erneut das Knistern wahrnahm, das sich unweigerlich zwischen ihnen entlud. In einer schnellen, fließenden Bewegung schlang Katie ihre blassen, beinahe wie aus Porzellan bestehenden, Arme um seinen Hals, presste ihren nunmehr halbnackten Körper an seine Brust und bettete ihre Lippen sachte und sanft auf seinen Mund.
Die Keuschheit ihres Kusses überfiel ihn wie einer Donnerhagel. Tausend Klatscher umkreisten seinen Kopf und drohten ihn unter ihrer Wucht in Stücke zu schmettern. Wahrlich konnte er jede Regung vernehmen, die ihm ihr Körper signalisierte. Lust... Angst... Begehren... Wut... Leidenschaft...
Ihr Duft suggerierte ihm deutlich, dass sie nicht mehr lang ohne eine Berührung ausharren würde. Seine Finger glitten von ihren Wangen über die schlanke Säule ihres Halses, die zarte Haut ihres Schlüsselbeines, bis seine Hände die Wölbungen ihrer Bürste erreichten, deren Festigkeit und Schwere er wogen.
Ein raues Stöhnen entwich ihren Lippen, als Katie die kundigen Finger des Mannes auf ihrer Haut ausmachte. Seine Daumen reizten die empfindlichen Knospen, die sich ihm entgegen drängten. Als Marcus von dem festen Fleisch abließ und seine kundigen Hände weiterhin den Versuch unternahmen, ihren Körper zu erforschten, intensivierte Katie den Kuss und ergab sich der neckenden Zunge, die ihr wahrlich Höhenflüge bescherte. Marcus' Finger fuhren die Konturen ihres Körpers entlang und die Grobheit seiner Pranken ließ seine Mundwinkel kaum merklich zucken, da er ihre Statur gekonnt mit beiden Händen mühelos umfassen konnte. Die Tragweite ihres Tuns kam ihm wieder in den Sinn. Eine falsche, fatale Bewegung und das Mädchen in seinen Händen zersprang in Splitter aus Knochen, Gewebe und glitzerndem Blut.
„Du... sollst... mich... nicht... reizen!", knurrte er, doch Katie rieb sich genüsslich an ihm und schien das drohende Unheil einfach zu ignorieren.
Zu spät, ein Gedanke, der ihr unweigerlich ein Schmunzeln auf die Lippen zauberte.
Forsch griff sie nach seinen Händen, führte sie in die unteren Gefilde ihres vor Leidenschaft entflammten Körpers und dirigierte seine Finger zu der delikaten Stelle, die alle Beherrschung in ihm zum Einsturz brachte.
Marcus kämpfte seine eigene Gier nieder, doch als er es zuließ, dass sich seine Hände um das Geschlecht der jungen Frau schlossen, vermochte er dem Tier in ihm keine Ketten mehr anzulegen. Zielgerichtet schob er erst einen, dann einen zweiten Finger in die heiße, nasse Öffnung und wusste kaum, wie er mit dem Drang und dem Begehren umgehen sollte, das sich um seine Glieder schloss und ihn aufforderte, dem nachzugeben, das er sich so lang bereits verbot.
Katie presste ihre entblößten Beine zusammen und nahm ihn so in ihre qualvolle, brennende Gefangenschaft.
„Hexe!", zischte er, als er in rhythmischen Zügen ihre Enge erkundete. „Du willst also sterben?!"
Katie erstickte den knurrenden Laut in seiner Kehle mit ihrer Zunge und schob sich näher an ihn heran. Berauscht von dem Gefühl der Erwartung, der Entdeckung von unbekanntem Terrain und der Gier, die in ihr erwachte, ließ sie ihre Hüften kreisen und genoss die kleinen Stöße, die er mit seinen Fingern vollführte.
„Biest!", entkam es ihm in gereiztem Ton. Wut wandte sich durch seine Adern, gepaart mit Lust und Gewissensbisse.
„Schsss", beschwor sie ihn eindringlich und setzte ihre Folter fort. „Du wirst mich nicht umbringen!"
„Vielleicht nicht, aber krankenhausreif bumsen.", bissig und schnell kam die Antwort, doch Katie hatte bereits zu viel von sich in diesem Augenblick offenbart, als dass sie sich nun verunsichert oder ängstlich fühlte. „Überschätze nicht die Gier. Gier ist Leichtsinn auf höchstem Niveau!"
„Sei still!", befahl Katie und nun war sie es, die bissig und verstimmt klang, „Halt die Klappe Flint!"
„Du machst mich wahnsinnig", knurrte er, doch von ihr ablassen konnte er nicht.
Viel zu lange schon hatte er sich dem Gefühl von Lust und Leidenschaft verwehrt. Abstinenz in höchstem Maße. Verweigerung von Berührungen. Körperlicher Verzicht. Enthaltsamkeit, die seine Denkweise, seine Seele hatte verkümmern lassen.
Zartes, nasses, heißes Fleisch. Heisere, berauschende Töne von Lippen zu kosten. Klänge, die ihn antrieben und nicht zuließen, dass er in seinem Tun inne hielt.
Nichts hasste er mehr, als diese kleine, bösartig kichernde Stimme in seinem Kopf die ihn mahnte, nicht das Tier emporkommen zu lassen, doch ihr Duft, ihre Nässe an seinen Fingern und die Laute, die ihm Begehren, Gier und Einverständnis geboten, schienen ihn schier zu übermannen.
„Dich nicht zu vögeln, bringt mich um", knurrte er abermals.
„Und mich zu vögeln hätte weitreichende Folgen für mich, hm?", zischte Katie und er konnte wahrlich die Ungeduld vernehmen, die in ihr aufwallte.
„Ironie ist scheiße!", entkam es ihm und kurz brachte er die junge Frau damit aus dem Konzept.
„Idiot!", rügte sie tadelnd, ließ sich jedoch nicht von ihm beirren. „Ich will... dich."
„Wo willst du mich?", das Raunen in seiner Stimme wandte sich wie ein prickelnder Schauer über ihren Rücken.
„Ich will dich genau da!", knurrte Katie und biss ihm in die Unterlippe. „Ich will dich da, wo deine Finger jetzt sind!"

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