Mit meinem Koffer und einem Rucksack betrat ich die kleine Eingangshalle des Heims. Dort hinten am Empfangstresen standen zwei Männer, die sich mit Connie unterhielten. Ich trat näher heran und musterte die beiden. Der eine hatte braune Locken und hatte eine etwas schlaksige Figur, der andere hatte silbergraues Haar und war etwas kleiner. Als ich vor ihnen stand drehten sie sich zu mir und lächelten mich an. "Hallo. Ich bin Phil Funke, Arzt und Notarzt und das ist Franco Fabiano, Rettungssanitäter.
Nenn uns gerne beim Vornamen." Der Braunhaarige stellte sich und seinen Kollegen vor.
Puhh, das wird was..„Und du musst Fenja sein." „Fia bitte", murmelte ich. „Ähm..okay", sagte Phil kurz verwundert. "Wir freuen uns schon alle auf dich, Fia".
Sehen wir noch wie lange das anhält.
„Mhmm." „Was hast du gesagt?" „Nichts", knurrte ich, und wandte mich ab. „Na gut dann geht es mal los, würde ich sagen". Wir drehten uns um und gingen zum Ausgang. „Tschüss Fenja, viel Glück euch." Connie lächelte mich warmherzig an, doch ich ignorierte sie einfach und folgte den zwei Männern hinaus auf den Parkplatz. Dort blieben wir vor einem Auto stehen, was mich leicht in Panik versetzte: "Wir fahren mit dem Auto?", fragte ich entsetzt. „Ja klar, wieso nicht?", fragte Franco verwundert. „Weil... ähm... also ich." Die aufkommende Angst ließ mich nicht mehr klar denken, was auch dem Notarzt aufzufallen schien: „Ist alles gut?" Phil berührte mich am Arm, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Vor lauter Schreck wich ich zurück und stammelte irgendeine Ausrede vor mich hin: „Ja, alles gut. Ich dachte nur, dass wir laufen. Connie hatte mal erwähnt, dass ihr ganz in der Nähe wohnen würdet." „Ja, aber wir wollten dich hier nicht deinen schweren Koffer durch die Gegend schleppen lassen, deshalb fahren wir."
Seit dem Unfall, der sich vor fast einem Jahr zugetragen hatte, saß ich in keinem Auto mehr, da ich mich einfach nicht dazu überwinden konnte. Ich hatte sogar vermieden, Autos anzuschauen. Das war aber auch nicht besonders schwierig, da das Heim nur einen Hof besaß; und da war nicht viel von der Außenwelt zu sehen.
„Ok...a..y", stotterte ich und bekam sofort schweißnasse Hände. Meine Beine fühlten sich plötzlich wie Wackelpudding an und ich hatte große Angst, direkt vor dem Auto umzukippen. Meine Gesichtsfarbe musste wahrscheinlich auch der einer Wand ähneln, denn Phil sah mich kritisch an. „Alles okay, Fia, du siehst nicht gut aus!" Auch Franco sah mich jetzt besorgt an. „Eben warst du noch nicht so blass." „Ja...", ich atmete tief durch, „alles gut." „Ok, aber wenn was ist, sagst du bitte sofort Bescheid." So wie er mich ansah wirkte es, als wollte er mich mit seinem Blick röntgen. Bevor ich jedoch antworten konnte, sah ich plötzlich schwarze Flecken vor meinen Augen und ein leichtes Schwindelgefühl setzte ein. Ich hielt meinen Kopf fest, um irgendwie dafür zu sorgen, dass das mit dem Schwindel besser wurde. Phil und Franco bekamen zum Glück nichts mit, da diese keine Antwort abgewartet und in der Zwischenzeit schon eingestiegen waren und mich einen Moment nicht beachteten. Zum Glück klarte ich kurz danach wieder auf, aber als ich einstieg und mich anschnallte, sah ich wieder die Bilder des Unfalls vor meinen Augen und die Angst setzte wieder ein. Ich kauerte mich in meinem Sitz zusammen und rammte meine Fingernägel in meine Handflächen. Kalte Schauer jagten mir über den Rücken und ich musste mich mit aller Kraft zusammenreißen, nicht an Ort und Stelle zu heulen. Ich traute mich gar nicht, nach vorne zu sehen, da ich Angst hatte, dass sich jederzeit der Unfall von damals wiederholen könnte.
Damals hatten meine Eltern mich gerade von der Schule abgeholt und wir stritten uns auf der Rückfahrt. Sie waren der Meinung, dass mein damaliger Freund, Marco, einen schlechten Einfluss auf mich hatte; dass ich vor Liebe blind sei. Ich glaubte ihnen nicht und warf ihnen vor, dass sie doch keine Ahnung hätten, weil sie ihn nicht mal richtig kannten. Meine Eltern waren beide abgelenkt und bekamen nicht mit, wie ihnen ein Geisterfahrer entgegenkam. Kurz bevor er uns erreichte, sah ich ihn und wollte meine Eltern warnen, doch es war bereits zu spät. Er knallte uns mit 100km/h vorne rein und er und meine Eltern starben noch am Unfallort. Eine Zeit lang hatte ich es einfach nicht glauben können und dachte, dass alles nur ein böser Traum ist. Als mich dann aber die Realität einholte, verschloss ich mich, wollte mit niemandem mehr darüber reden und redete insgesamt kaum noch. Was aber das Schlimmste war, war, dass meine Eltern recht hatten. Marco war mir untreu gewesen. Ich hatte meine Eltern angeschrien und sie verurteilt, obwohl sie sich nur Sorgen um mich gemacht hatten. Ich hatte sie komplett zu Unrecht beschuldigt, sie altmodisch genannt und weiteres.
Tränen liefen mir übers Gesicht und ich konnte mich gerade noch beherrschen, nicht laut aufzuschluchzen. Ich war schuld. Schuld an dem Unfall. Schuld an allem. Dieses Leben hatte ich verdient.
Ich war erleichtert als wir endlich in einer Einfahrt parkten. Schnell wischte ich mir mit meinem Ärmel durchs Gesicht, um die Heulattacke zu verbergen.
Bloß schnell raus!
Als das Auto schließlich zum stehen kam, konnte ich gar nicht schnell genug hier herauskommen. Ich riss die Tür auf und sprang aus dem Auto, als würde es um mein Leben gehen. Dass das aber nicht unbedingt die beste Idee gewesen war, merkte ich bald. Denn mein Kreislauf machte jetzt Zicken. Vor meinen Augen schlug das Auto Loopings und plötzlich sah ich zwei Phils, die auf mich zukamen. Kurz darauf hörte die Welt dann zum Glück auf, sich zu drehen und ich atmete erleichtert auf. Die Erleichterung hielt aber nicht lange, denn dann setzte das Flimmern vor meinen Augen ein und ich schwankte stark. Ich wartete schon auf den Aufprall auf dem Boden, aber der blieb aus. Kurz vor dem Boden hatte Phil mich aufgefangen, aber jetzt war es meinem Kreislauf endgültig zu viel. Alles wurde schwarz und ich sackte in mich zusammen.
Ein etwas spannenderes Kapitel hihi. Schönen Morgen/Abend euch❤️ Rikki:) Gerne schreiben wie es euch gefällt:)
DU LIEST GERADE
Light After Darkness-ASDS (Pausiert)
FanfictionWohin mit den Gedanken, wenn sie nicht aufhören wollen? Wenn sie dich verfluchen und dich zwingen dich selbst zu hassen? Fenja ist 15 Jahre alt und hat ihre Eltern bei einem schweren Autounfall verloren. Als sie von einer Wg adoptiert wird, ist sie...