Am Morgen wurde ich von leisem Geschirrgeklapper geweckt. Ich grummelte und drehte mich auf die andere Seite. Nur leider war ich definitiv noch nicht auf der Höhe, was sich auch nicht so schnell ändern ließ. Ich hatte mich in die falsche Richtung gedreht, und da ich sowieso schon am Rand lag, lag ich jetzt nach einem Freiflug aus einem halben Meter mit meiner Decke am Boden. Hört sich jetzt vielleicht nicht hoch an, kann aber durchaus schmerzhaft sein.
Noch geschockt, weil ich darauf nicht vorbereitet war, richtete ich mich wieder auf und hörte auch sofort schnelle Schritte auf der Treppe. Der Verursacher der Schritte öffnete die Türe des Zimmers und kniete sich neben mich. „Fia, ist alles okay? Hast du dir wehgetan?" Stöhnend, weil ich jetzt schon wieder eine ganze Menge Fragen nach meinem genauen Zustand vermutete, drehte ich mich ein wenig zur Seite und schaute Flo ins Gesicht. Dieser deutete das jedoch falsch und sprang sofort wieder auf. „Bleib liegen und beweg dich nicht Fia! Ich hole Alex und Phil." Er sprintete davon.
Ist in dem Fall liegen bleiben und nicht bewegen nicht das Gleiche?
Kurze Zeit später kamen Alex und Phil hereingestürmt. Beide gingen sofort in den Notarzt-Modus, das merkte ich an ihren Blicken. Sie knieten sich neben mich und Alex tastete sofort meinen gesamten Hals- und Nackenbereich ab. „Tut dir irgendwas weh?", fragte er mich. „Nein, alles gut", sagte ich und wollte mich schon wieder aufrichten, wurde dann aber von Alex und Phil mit festem Griff auf dem Boden festgehalten. „Bleib ruhig liegen. Wir müssen erstmal wissen, ob dir was fehlt."
Ja, die Geduld.
Jetzt fragte mich Phil nochmal: „Hast du wirklich keine Schmerzen, Flo sagte, du hattest sichtlich Schmerzen."
Was sagte ich grade mit der Geduld?
„Echt Jungs, alles super". Während ich mich aufsetzte, hielt mich Alex an den Schultern fest, als könnte ich jeden Moment umfallen. „Bist du mit dem Kopf auf dem Boden aufgekommen?"
Weiß ich doch nicht.
Wer merkt sich das denn?
„Ich weiß es nicht...", nachdenklich stützte ich meinen Kopf mit meiner Hand ab. „Ich glaube sie hat eine Gehirnerschütterung. Sie kann sich anscheinend nicht mehr daran erinnern", kam es von Phil.
Die halten mich bestimmt auch für komplett blöd.
Ich seufzte auf. „Phil, du musst nicht von mir sprechen, als ob ich nicht mehr im Raum bin. Mir geht es gut, okay?? Wäre ich mit dem Kopf aufgekommen, hätte ich jetzt Schmerzen! Hab ich aber nicht, also ist alles gut."
„Stimmt, trotzdem wäre es besser, wenn du dich ausruhst." Jetzt platzte mir aber der Kragen. „MAN LEUTE ICH BIN NICHT AUS DEM FENSTER GEFALLEN SONDERN AUS EINEM BETT. DAS WAR KNAPP EIN HALBER METER, NICHT ZEHN!"Wobei ich zugeben muss, dass ein halber Meter auch ganz schön wehtun kann. Aber das müssen sie ja nicht wissen. Ein bisschen geschockt saßen die Herren um mich herum, als ich mich aufrappelte und den Weg ins Bad einschlug. Unterwegs nahm ich natürlich noch die Kante eines Schrankes mit, aber das ignorierte ich gekonnt. Im Bad zog ich mir richtige Klamotten an und putzte mir die Zähne. Langsam kamen die Erinnerungen an den gestrigen Abend zurück und ich war immer noch ein wenig sauer auf die Herren. Als ich mit Zähneputzen fertig war, schmiss ich meine Schlafklamotten einfach in die Badewanne.
Wird schon irgendjemand wegräumen haha.
Ganz wie zuhause.
Nein warte!
Schnell verdrängte ich diesen Gedanken wieder.
Nichts ist hier wie zuhause. Wird es auch nie sein. Ich lasse diese Leute jetzt schon in mein Leben, obwohl ich sie erst ein paar Stunden kenne!
Das muss aufhören!
Aber du musst sie akzeptieren Fia. Hier ist es besser als im Heim!Von unten wurde ich von Tom zum Frühstück gerufen, glaubte ich zumindest. Als ich runter kam, war es aber tatsächlich Stephan gewesen. Mein Namensgedächtnis war zwar gut, aber die Stimmen zuordnen, konnte ich nicht. Hinter Stephan tauchten dann auch Phil, Alex und Flo auf.
Ach, da sieh einer an.
Jedoch verhielten sie sich ganz normal. Keine Wut darüber, dass ich sie vorhin angemeckert hatte. Ja, überhaupt verhielten sie sich so, als hätten sie das von vorhin schon wieder vergessen. Wahrscheinlich hatten sie wegen gestern noch ein schlechtes Gewissen. Also beschloss ich, beide Dinge auf sich beruhen zu lassen. Zum Essen kam noch Tom. Franco hatte, wie ich dann erfuhr 24-Stunden Schicht und Marc Streifendienst. Also setzte ich mich hin und aß mein Frühstück. Nebenbei dachte ich über vorhin nach.
Wie soll ich mich verhalten? Ich hab keine Ahnung was ich denken soll...
Bin ich eher froh darüber weg aus dem Heim zu sein, oder erinnert mich das alles hier zu sehr an einen „normalen Haushalt"?
Die sind eh schon alle so überbesorgt, soll ich sie dann mit meinen eigenen Problemen belasten?
Nein, dann werden sie mich wahrscheinlich für verrückt erklären und wieder ins Heim abschieben.Dass die ganze Zeit die Blicke auf mir lagen, ignorierte ich komplett. Wenn irgendwas ist, sagen sie es mir schon noch früh genug.
Tatsächlich ergriff Tom, nachdem alle mit essen fertig waren, das Wort: "Fia, wie du sicher weißt, sind morgen die Ferien vorbei und somit startet für dich dann auch wieder das normale Schulleben. Wir haben den Direktor schon über die eingetroffene Veränderung informiert, damit er weiß an wen er sich wenden muss, falls irgendetwas vorfallen sollte."
So schnell war meine gute Laune im Keller. Nach den Sommerferien hatte ich gehofft, noch ein bisschen Aufschub zu bekommen, wegen meinem neuen „Wohnort", aber wohl doch nicht.
„Du kommst jetzt in die neunte Klasse und ich hoffe, dass du dieses Jahr weniger Fehlzeiten hast, als letztes Jahr."Hä?
Verwirrt schaute ich ihn an. Woher wusste er das?
„Ich hab vor ein paar Tagen mit deiner Lehrerin gesprochen und sie berichtete mir von deinen astronomisch hohen Fehlzeiten und deinem gewaltigen Notenabfall im letzten Jahr. Ich weiß, es ist das Jahr nach dem Unfall und das ist gewiss nicht einfach. Aber dieses Jahr können wir dir ja helfen. Wenn du irgendwas nicht verstehst oder irgendwas ist, komm einfach zu uns."
Ich glaube da müssen sie mir viel erklären...
„Okay", ich nickte. Insgeheim hoffte einfach, dass vor dem ersten Schultag ein Meteor oder sowas ähnliches in die Schule einschlug und ich somit nicht hingehen musste: Einfach irgendwas Großes. Egal was.
Dann fiel mir noch etwas ein. „In welchem Zimmer habe ich eigentlich geschlafen?" Ich zog fragend die Augenbrauen hoch. „In meinem", sagte Alex und grinste. „Ich hatte Nachtschicht und wusste nichts davon, bis ich heute Morgen völlig ahnungslos in mein Zimmer spaziert bin und dich in meinem Bett entdeckt habe." „Sorry..." „Alles gut, wir hatten dir ja gestern dein Zimmer noch nicht gezeigt. Am Besten holen wir das jetzt nach." Urplötzlich stand er auf und ging an mir vorbei die Treppe hoch.Okay...
Etwas perplex schaute ich ihm nach. Dann stand ich auf und lief ihm hinterher.
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Ja Leute, so ist das mit den Herren. Drücken wir mal die Daumen für Fia und hoffen, dass das mit dem Meteor klappt haha. Schönen restlichen Tag euch noch und schreibt gerne in die Kommentare, wie euch das Kapitel gefallen hat❤️ Rikki<3
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Light After Darkness-ASDS (Pausiert)
Fiksi PenggemarWohin mit den Gedanken, wenn sie nicht aufhören wollen? Wenn sie dich verfluchen und dich zwingen dich selbst zu hassen? Fenja ist 15 Jahre alt und hat ihre Eltern bei einem schweren Autounfall verloren. Als sie von einer Wg adoptiert wird, ist sie...